Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Spitzeldienste zu leisten?«
    Anna schüttelt den Kopf. »Ich sollte ihr Hilfestellung leisten.« Wieder benutzt Anna diesen Ausdruck.
    »Das passt zu ihm. Der verdammte Verlierer.« Marino kann seinen Zorn nicht länger beherrschen.
    »Er musste wissen, ob Kay geistig stabil war. Das kann man verstehen, wenn man davon ausgeht, dass Kay seine wichtigste Zeugin sein sollte. Und nicht eine Verdächtige!«
    »Eine Verdächtige! So ein Schwachsinn!« Marino blick t finster drein. Er weiß genau, was los ist.
    »Marino, ich weiß, dass du mir nicht sagen sollst, dass eine Jury darüber berät, ob ich des Mordes an Diane Bray angeklagt werden soll«, sage ich gleichmütig. »Aber nur so aus Neugier, seit wann weißt du das? Als du mich zum Beispiel am Samstagabend hierher gefahren hast, da wusstest du es doch schon, oder? Deswegen hast du mich auch in meinem eigenen Haus mit solchen Adleraugen beobachtet. Damit ich nicht heimlich Beweise beiseite schaffe oder Gott weiß was tue? Deswegen durfte ich auch nicht mit meinem Wagen fahren, stimmt's? Weil ihr überprüfen musstet, ob sich darin Spuren befinden, Blutspuren von Diane Bray zum Beispiel, Fasern? Haare? Etwas, womit sich beweisen lässt, dass ich am Abend, als sie ermordet wurde, in ihrem Haus war?« Mein Tonfall ist kühl, aber scharf.
    »Herrgott noch mal!«, platzt Marino heraus. »Ich weiß, dass du es nicht warst. Righter ist der größte Schwachkopf, der herumläuft, und das habe ich ihm auch gesagt. Jeden Tag habe ich es ihm gesagt. Was hast du ihm bloß angetan? Willst du mir nicht endlich sagen, warum er es auf dich abgesehen hat?«
    »Weißt du was?« Ich starre ihn an. »Ich werde mir nicht mehr anhören, dass ich selbst an allem Schuld sein soll. Ich habe Righter nichts getan. Ich weiß nicht, wie er auf diese lächerliche Idee kommt, es sei denn, Jay hat ihn darauf gebracht.«
    »Und bist du daran vielleicht auch nicht schuld? Du hast mit ihm geschlafen.«
    »Er tut das nicht, weil ich mit ihm geschlafen habe. Wenn er irgendetwas tut, dann weil ich nur einmal mit ihm geschlafen habe.« McGovern runzelt die Stirn, lehnt sich gegen den Kamin. »Der liebe alte Jay«, sagt sie. »Mister Blitzsauber, der hübsche Junge. Komisch, dass ich nie ein gutes Gefühl bei ihm hatte.«
    »Ich habe Buford erklärt, dass du definitiv nicht geistig krank bist.« Anna beißt die Zähne zusammen und sieht mich an. »Ic h dachte, er wollte wissen, ob ich dich für stabil genug halte, ihn zu unterstützen. Er hat gelogen. Ich dachte, es ging um den Prozess gegen Chandonne. Mit dieser Wendung habe ich nicht gerechnet. Ich konnte nicht fassen, dass Buford wie eine Schlange unter einem Stein hervorkriecht und mich vorlädt.« Sie legt eine Hand auf die Brust, als hätte sie Schmerzen, und schließt kurz die Augen. »Alles in Ordnung, Anna?« Ich will aufstehen. Sie schüttelt heftig den Kopf. »Es wird nie wieder alles in Ordnung sein. Ich hätte nie mit dir gesprochen, Kay, wenn ich so etwas für möglich gehalten hätte.«
    »Haben Sie Tonbandaufnahmen oder Notizen gemacht?«, fragt McGovern. »Natürlich nicht.«
    »Gut.«
    »Aber wenn ich gefragt werde...«, setzt Anna an. »Ich verstehe«, erwidere ich. »Anna, ich verstehe. Was passiert ist, ist passiert.« Und jetzt muss ich Marino die andere schlechte Neuigkeit mitteilen. Wenn wir schon dabei sind, kann er es auch wissen. »Dein Sohn Rocky.« Mehr sage ich nicht. Vielleicht will ich herausfinden, ob Marino auch das schon weiß. Seine Miene versteinert. »Was ist mit ihm?«
    »Sieht so aus, als würde er Chandonne verteidigen«, sage ich. Marinos Gesicht läuft dunkelrot, erschreckend rot an. Einen Augenblick lang herrscht Schweigen. Er wusste es nicht. Dann sagt Marino in ausdruckslosem Tonfall: »Das sieht ihm ähnlich. Womöglich hat er auch noch was damit zu tun, was dir gerade passiert. Merkwürdig, ich habe mich schon fast gefragt, ob er nicht dahinter steckt, dass Chandonne hier aufgetaucht ist.«
    »Warum haben Sie sich das gefragt?«, fragt McGovern erstaunt. »Er gehört zur Mafia, deswegen. Wahrscheinlich kennt er Big Papa Chandonne in Paris, und nichts tut er lieber, als mich in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du uns was von Rocky erzählst«, sage ich.
    »Haben Sie Bourbon im Haus?«, fragt Marino Anna. Sie steht auf und geht aus dem Zimmer.
    »Tante Kay, du kannst nicht länger hier bleiben«, sagt Lucy in ruhigem, eindringlichem Ton zu mir.
    »Sie dürfen nicht mehr mit

Weitere Kostenlose Bücher