Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
du schon mal was von Autorotation gehört? Man landet dann einfach auf einem Parkplatz oder in einem Garten. Mit einem Flugzeug geht das nicht.« Was hast du gemeint, Benton? Verdammt noch mal, was hast du bloß gemeint? Ich knete und knete, drehe den Teigball immer in dieselbe Richtung, im Uhrzeigersinn, weil ich hauptsächlich mit der rechten Hand arbeite, um die linke zu schonen. »Eben hast du gesagt, dass der Motor nie versagt. Ich möchte Eierlikör. Macht Marino heute seinen berühmten Eierlikör?«, fragt McGovern.
    »Den macht er immer an Silvester.«
    »Was? Ist Eierlikör an Weihnachten verboten? Wie macht si e das bloß?«
    »Einfach stur bleiben, so macht sie das.«
    »Und wir stehen hier herum und tun nichts.«
    »Sie lässt sich nicht helfen. Niemand fasst ihren Teig an Glaub mir. Tante Kay, tut dir dabei nicht der Ellbogen weh?« Ich nehme wieder wahr, als ich aufschaue. Ich knete mit der rechten Hand und den Fingerspitzen der linken. Ich sehe zur Uhr über der Spüle und bemerke, wie viel Zeit vergangen ist. Ich knete jetzt schon seit zehn Minuten.
    »Oje, wo warst du denn gerade abgetaucht?« Lucys gute Laune schwindet, als sie mir ins Gesicht sieht. »Lass dich davon nicht auffressen. Es wird alles gut werden.«
    Sie glaubt, dass ich mich wegen der Jury sorge, obwohl ich den ganzen Morgen noch keinen Gedanken daran verschwendet habe. »Teun und ich werden dir helfen, wir tun es jetzt schon. Was glaubst du, was wir die letzten Tage gemacht haben? Wir haben einen Plan, über den wir mit dir sprechen wollen.«
    »Nach dem Eierlikör«, sagt McGovern und lächelt freundlich.
    »Hat Benton mit euch jemals über Das letzte Revier gesprochen?«, frage ich endlich, in nahezu vorwurfsvollem Tonfall, und sehe die beiden böse an, bis ich an ihren verwirrten Mienen sehe, dass sie nicht wissen, worauf ich anspiele.
    »Du meinst, was wir jetzt machen?« Lucy runzelt die Stirn. »Unsere Firma in New York? Er konnte davon nichts wissen, außer du hättest ihm gegenüber erwähnt, dass du dich selbstständig machen willst«, sagt sie zu McGovern.
    Ich zerteile den Teig in kleine Portionen und beginne wieder zu kneten.
    »Ich denke schon seit langem daran, mich selbstständig zu machen«, erwidert McGovern. »Aber Benton gegenüber habe ich das nie erwähnt. Wir hatten alle Hände voll zu tun mit den Fällen in Pennsylvania.«
    »Die Untertreibung des Jahrhunderts«, sagt Lucy düster.
    »Allerdings.« McGovern seufzt und schüttelt den Kopf. »Wenn Benton keine Ahnung von dem Unternehmen hatte, das Sie gründen wollten«, sage ich, »ist es dann möglich, dass er hörte, wie Sie Das letzte Revier erwähnten - das Konzept, die Idee, vielleicht im Gespräch mit irgendjemand anderem? Ich versuche herauszufinden, warum er eine Akte so genannt hat.« »Was für eine Akte?«, fragt Lucy.
    »Marino bringt sie mit.« Ich höre auf zu kneten und wickle die Teigportionen fest in Frischhaltefolie. »Sie war in Bentons Aktentasche in Philadelphia.« Ich erzähle ihnen von Annas Brief, und Lucy kann zumindest in einem Punkt Licht in die Sache bringen. Sie ist sich sicher, dass sie die Philosophie vom Letzten Revier Benton gegenüber erwähnte. Sie erinnert sich, eines Tages mit ihm im Auto gefahren zu sein und ihn gefragt zu haben, wie sein privates Consultingbüro laufe, das er nach der Pensionierung gegründet hatte. Er sagte ihr, dass es ganz gut laufe, die Logistik des Unternehmens ihm jedoch zu schaffen mache, dass er eine Sekretärin brauchte oder jemanden, der für ihn die Anrufe entgegennehme, und solche Sachen. Lucy erwiderte daraufhin verträumt, dass wir uns vielleicht alle zusammentun und eine eigene Firma gründen sollten. Bei dieser Gelegenheit benutzte sie den Ausdruck >Das letzte Revier< -eine Art »eigene Liga«, habe sie zu ihm gesagt.
    Ich breite trockene, saubere Geschirrtücher auf der Arbeitsfläche aus. »Glaubte er, dass du das eines Tages wirklich tun würdest?«, frage ich sie.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich aufhören würde, für die verdammte Regierung zu arbeiten, sobald ich genug Geld hätte«, erwidert Lucy.
    »Tja.« Ich schiebe zwei Rollen in die Nudelmaschine und stelle die größte Öffnung ein. »Jeder, der dich kennt, konnte sich denken, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis du richtig Geld machen würdest. Benton hat immer gesagt, dass du viel z u einzelgängerisch bist, um es lange in einer bürokratischen Institution auszuhalten. Er wäre überhaupt nicht erstaunt über das, was du

Weitere Kostenlose Bücher