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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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drückte sich die Adresse auf den darin steckenden Umschlag durch.«
    Lucy steht jetzt hinter mir und beugt sich vor, um besser zu sehen. »In der Gegend wohnte auch Susan Pless«, sagt sie. Nicht nur das. Der Brief, der bei weitem der bösartigste ist, datiert vom 5. Dezember 1997 - der Tag, an dem Susan Pless ermordet wurde.
    Hallo Benton, wie geht's Dir, mein Junge, bald wirst auch Du verunstaltet sein. Hast Du eine Vorstellung, wie es ist, in den Spiegel zu schauen und sich umbringen zu wollen? Nein? Wirst Du aber bald haben. Gaaaanz baaaald. Werden Dich tranchieren wie einen Truthahn zu Weihnachten, und Gleiches gilt für die Chefmöse, die Du vögelst, wenn Du nicht gerade versuchst , Leute wie Dich & mich zu durchschauen. Kann Dir gar nicht sagen, mit welchem Vergnügen ich sie mit meiner Klinge aufschlitzen werde. Quidproquo, stimmt's? Wann wirst Du endlich lernen, Dich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen?
    Ich stelle mir vor, wie Benton diese kranken, primitiven Botschaften erhält. Ich stelle ihn mir bei mir zu Hause in seinem Zimmer vor, wie er an seinem Schreibtisch sitzt, der Laptop angeschaltet, seine Aktentasche in der Nähe, Kaffee in Reichweite. Seine Notizen belegen, dass er die Schriftart ebenfalls als Ransom identifizierte und über die Bedeutung nachdachte. Ransom: Freikauf durch Zahlung eines Preises, Rückkauf, Erlösung von den Sünden, lese ich. Vielleicht saß ich in meinem Arbeitszimmer am anderen Ende des Flurs oder war in der Küche, als er diesen Brief las und im Wörterbuch unter »Ransom« nachschlug, und nie sprach er ein Wort darüber. Lucy meint, dass Benton mich nicht belasten wollte und es nichts genützt hätte, wenn ich Bescheid gewusst hätte. Ich hätte nichts machen können.
    »Kaktus, Lilien, Tulpen«, liest McGovern aus der Akte vor. »Jemand schickte ihm anonym Blumen nach Quantico.« Es finden sich Dutzende von Notizzetteln, auf denen nur »aufgelegt« steht und das Datum und die Uhrzeit. Die Anrufe erreichten ihn an seinem Apparat in Quantico und konnten nicht zurückverfolgt werden, was heißt, dass sie wahrscheinlich über ein Handy geführt wurden. Bentons einziger Kommentar lautet: kurze Pause, bevor aufgelegt wird. McGovern sagt, dass die Blumen von einem Laden in der Lexington Avenue geschickt wurden, den Benton anscheinend überprüfte, und Lucy erkundigt sich bei der Auskunft, ob es den Blumenladen noch gibt. Er existiert noch. »Hier ist eine Notiz über die Zahlungsweise.« Es fällt mir schwer, Bentons kleine, verschlungene Handschrift anzusehen. »Per Post. Die Aufträg e wurden per Post erteilt. Bar, hier steht das Wort >bar<.« Ich blättere zurück zur Inhaltsübersicht. Objekte 51 bis 55 sind die Bestellungen, die bei dem Floristen eingingen. Ich sehe mir die Seiten an. »Computerausdrucke, nicht unterschrieben. Ein kleiner Tulpenstrauß für fünfundzwanzig Dollar mit der Anweisung, sie nach Quantico zu schicken. Ein kleiner Kaktus für fünfundzwanzig Dollar und so weiter. Die Umschläge abgestempelt in New York.«
    »Wahrscheinlich dasselbe Verfahren«, sagt Lucy. »Sie wurden von dem New Yorker Postmaster weitergeleitet. Die Frage ist, von wo sie ursprünglich verschickt wurden.«
    Das ist nicht festzustellen ohne die äußeren Umschläge, die von den Postangestellen mit Sicherheit nach dem Öffnen sofort weggeworfen wurden. Außerdem ist es höchst unwahrscheinlich, dass der Absender seine Adresse auf die Umschläge schrieb. Lediglich der Poststempel wäre vielleicht zu entziffern. »Wahrscheinlich hat der Florist gedacht, er hätte es mit einem Verrückten zu tun, der nicht an Kreditkarten glaubt«, sagt McGovern. »Oder mit jemandem, der eine Affäre hat.«
    »Oder mit einem Häftling.« Ich denke natürlich an Carrie Grethen. Ich kann mir vorstellen, dass es ihr gelang, Briefe aus Kirby zu schicken. Indem sie den Umschlag in einen zweiten, an den Postmaster adressierten Umschlag steckte, verhinderte, sie zumindest, dass das Krankenhauspersonal sah, an wen die Briefe tatsächlich gerichtet waren, ob an den Floristen oder direkt an Benton. Auch ein New Yorker Postamt zu benutzen erscheint sinnvoll. Im Telefonbuch konnte sie mehrere Postämter nachschlagen, und ich bin überzeugt, dass es Carrie vollkommen gleichgültig war, ob jemand die Briefe mit ihr in Verbindung bringen würde. Ihr ging es vor allem darum, das Personal von Kirby nicht misstrauisch zu machen. Und sie konnte andere manipulieren wie keine Zweite. Sie versuchte,

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