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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ehrlich, Buford, wenn sie ihn in Manhattan wegen Mordes verurteilen, dann werden Sie ihm hier nicht noch einmal den Prozess machen, richtig?«
    Er bedenkt mich mit einem seiner rechtschaffenen Blicke. »Alle hier haben Sie immer sehr respektiert«, sagt er zu meine r Überraschung.
    »Alle haben mich respektiert?« Angst schießt durch meine Adern wie eiskaltes Wasser. »Und jetzt respektieren sie mich nicht mehr?«
    »Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich verstehe, wie Sie sich fühlen - dass Sie und diese anderen armen Frauen verdienen, dass er mit aller Härte bestraft wird -«
    »Ich nehme also an, dass der Dreckskerl mit dem, was er mir antun wollte, davonkommen wird«, schneide ich ihm wütend das Wort ab. Hinter meiner Reaktion verbirgt sich Schmerz. Der Schmerz, zurückgewiesen zu werden. Der Schmerz, allein gelassen zu werden. »Ich nehme an, dass er für das, was er den anderen >armen Frauen<, wie Sie sich ausdrücken, angetan hat, nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Stimmt's?«
    »In New York gibt es die Todesstrafe«, erwidert er. »Na und?«, sage ich angewidert. Ich fixiere ihn mit einem Blick, der so versengend ist wie der in einer Lupe gebündelte Lichtstrahl, mit dem ich als Kind Löcher in Papier und vertrocknetes Laub brannte. »Und wann wurde sie jemals verhängt?« Er weiß, dass die Antwort nie lautet. In Manhattan hat noch nie jemand die Spritze gekriegt.
    »Es gibt auch keine Garantie, dass er in Virginia zum Tode verurteilt wird.« Righter hat Recht. »Der Angeklagte ist kein amerikanischer Staatsbürger. Er hat eine ausgefallene Krankheit oder Missbildung, oder was immer es ist. Wir sind nicht mal sicher, ob er Englisch spricht.«
    »Er hat auf jeden Fall Englisch gesprochen, als er vor meiner Tür stand.«
    »Womöglich kommt er mit Unzurechnungsfähigkeit durch.«
    »Das hängt wohl vom Geschick des Staatsanwalts ab, Buford.« Righter blinzelt. Er beißt die Zähne zusammen. Er sieht aus wie die Hollywoodparodie eines Buchhalters - bis obenhin zugeknöpft, eine kleine Brille auf der Nase -, de m gerade ein ekliger Geruch in die Nase gestiegen ist.
    »Haben Sie mit Berger gesprochen?«, frage ich ihn. »Sie müssen mit ihr gesprochen haben. Auf all das können Sie nicht allein verfallen sein. Sie haben einen Deal mit ihr gemacht.«
    »Wir haben Rücksprache gehalten. Es wird Druck ausgeübt, Kay. Das müssen Sie zumindest anerkennen. Zum einen ist er Franzose. Haben Sie eine Vorstellung, wie die Franzosen reagieren würden, wenn wir einen ihrer Landsleute hier in Virginia hinrichten wollten?«
    »Himmel noch mal«, platze ich heraus. »Es geht nicht um die Todesstrafe. Es geht um Strafe als solche, Punkt. Sie wissen, wie ich zur Todesstrafe stehe, Buford. Ich bin dagegen. Und je älter ich werde, umso mehr bin ich dagegen. Aber er sollte zur Verantwortung gezogen werden für das, was er in Virginia getan hat, verdammt noch mal.« Righter schweigt, schaut erneut aus dem Fenster.
    »Sie und Berger sind also übereingekommen, dass Manhattan Chandonne haben kann, wenn die DNS übereinstimmt«, fasse ich zusammen.
    »Denken Sie mal darüber nach. Es ist die beste Lösung, wenn die Verhandlung schon an einem anderen Ort stattfinden muss.« Righter würdigt mich wieder seines Blicks. »Und Sie wissen sehr gut, dass der Fall auf Grund der unerhörten Publicity nie und nimmer hier in Richmond verhandelt werden kann. Wir würden wahrscheinlich an ein Gericht irgendwo weit weg auf dem Land verwiesen werden, und wie fänden Sie das, wochen-, vielleicht monatelang am Ende der Welt?«
    »Das stimmt.« Ich stehe auf und stochere mit dem Schürhaken im Feuer, Hitze schlägt mir ins Gesicht, Funken stieben in den Kamin wie eine Schar erschrockener Stare. »Gott behüte, dass wir irgendwelche Unannehmlichkeiten auf uns nehmen müssen.« Ich stoße fest zu mit meinem guten Arm, als wollte ich das Feuer löschen. Dann setze ich mich wieder , erhitzt und plötzlich den Tränen na he. Ich kenne die Symptome von posttraumatischem Stress-Syndrom und habe mich damit abgefunden, dass ich darunter leide. Ich bin ängstlich und erschrecke leicht. Vorhin hörte ich im Radio Pachelbel und wurde so von Trauer überwältigt, dass ich laut schluchzen musste. Ich schlucke und reiße mich zusammen. Righter beobachtet mich schweigend, sein Blick zeugt von traurigem Edelmut, als wäre er Robert E. Lee, der sich an eine verlustreiche Schlacht erinnert. »Und was wird aus mir?«, frage ich. »Oder soll ich einfach

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