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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kinderstationen der dortigen Krankenhäuser rotierte. Eine Mexikanerin gebar ein grauenhaft missgebildetes Kind. Das Mädchen war mit langen grauen Haaren bedeckt, die nur ihre Schleimhäute, ihre Handflächen und Fußsohlen verschonten. Lange Büschel wuchsen aus Nasenlöchern und Ohren, und sie hatte drei Brustwarzen. Hypertrichotische Menschen können überempfindlich auf Licht reagieren und unter Anomalien der Zähne und Genitalien leiden. Sie können überzählige Finger oder Zehen aufweisen. In früheren Jahrhunderten wurden sie an Schausteller oder Fürstenhöfe verkauft. Bisweilen galten sie als Werwölfe. »Sie glauben also, dass es eine spezielle Bedeutung hat, wenn er seine Opfer in Hände und Füße beißt?«, fragt Berger. Sie hat eine kräftige, modulationsreiche Stimme. Man könnte fast sagen, eine Fernsehstimme: leise und differenziert, zwingt sie einen, ihr zuzuhören. »Vielleicht weil das die Stellen seines Körpers sind, die nicht von Haaren zugewachsen sind? Ich weiß nicht«, fährt sie fort. »Aber ich möchte annehmen, dass es irgendeine sexuelle Verbindung gibt, so wie bei Leuten, die Fußfetische sammeln. Aber ich habe noch nie von einem Fall gehört, wo jemand in Hände und Füße beißt.«
    Ich schalte das Licht im Empfangsbüro an und fahre mit einem elektronischen Schlüssel über das Schloss zu dem feuersicheren Gewölbe, das wir das Beweiszimmer nennen und dessen Tür und Wände stahlverstärkt sind. Ein Computer registriert den Code von jedem, der hier eintritt, und wie lange er bleibt. Wir bewahren hier nur selten persönliche Dinge auf. Im Allgemeinen nimmt die Polizei diese Sachen mit, oder wir geben sie den Familien zurück. Aber weil ich der Tatsache Rechnung tragen muss, dass keine Einrichtung gegen undichte Stellen gefeit ist, und weil ich einen sicheren Ort brauche, um die Unterlagen von besonders sensitiven Fällen zu lagern, habe ich diesen Raum bauen lassen. An einer Wand stehen schwer e Stahlschränke, und ich schließe einen davon auf und entnehme ihm zwei dicke Akten, die mit festem Klebeband versiegelt sind. Auf dem Band befinden sich meine Initialen, damit niemand unbemerkt daran herummache n kann. Ich trage Kim Luongs und Diane Brays Fallnummern in ein Logbuch neben dem Drucker ein, der gerade meinen Code und die Uhrzeit ausdruckt. Berger und ich unterhalten uns, während wir den Flur zurück ins Besprechungszimmer gehen, wo Marino uns ungeduldig und angespannt erwartet.
    »Warum haben Sie nicht einen Profiler auf diese Fälle angesetzt?«, fragt mich Berger, als wir durch die Tür treten. Ich lege die Akten auf den Tisch und sehe Marino an. Die Frage soll er beantworten. Es obliegt nicht meiner Verantwortung, Profiler mit Fällen zu betrauen.
    »Einen Profiler? Wozu?«, sagt er zu Berger in einem Tonfall, den man nur als streitlustig bezeichnen kann. »Ein Profiler hat die Aufgabe, herauszufinden, welche Sorte Irrer es getan hat. Aber wir wissen, wer der Irre ist.«
    »Aber das Warum? Die Bedeutung, die Gefühle, die Symbolik? Diese ganzen Analysen. Ich würde gern hören, was ein Profiler dazu zu sagen hat.« Sie schenkt ihm keine Beachtung. »Vor allem die Sache mit den Händen und Füßen. Sonderbar.« Das Detail lässt sie nicht los.
    »Wenn Sie mich fragen, machen Profiler lediglich viel Lärm um nichts«, verbreitet sich Marino. »Nicht, dass ich nicht glaube, dass manche richtig was draufhaben, aber das meiste, was sie abliefern, ist Scheiße. Bei einem Irren wie Chandonne, der in Hände und Füße beißt, braucht man keinen FBI-Profiler, um herauszufinden, dass diese Körperteile für ihn von Bedeutung sind. Dass er vielleicht selbst was Komisches an den Händen und Füßen hat - oder, im Gegenteil, wie in diesem Fall. Es sind die einzigen Stellen, an denen er nicht behaart ist, abgesehen von seinem verdammten Maul und vielleicht von seinem Arschloch.«
    »Ich kann verstehen, dass er zerstört, was er an sich selbst hasst, und die Körperteile seiner Opfer verstümmelt, zum Beispiel ihre Gesichter.« Sie lässt sich von Marino nicht einschüchtern. »Aber ich weiß nicht... Die Hände und Füße... Da steckt mehr dahinter.« Berger erteilt ihm mit jeder Geste, mit jedem Argument eine Abfuhr.
    »Ja, aber am liebsten mag er das Weiße vom Huhn.« Marino gibt nicht nach. Er und Berger streiten sich wie ein altes Liebespaar. »Das ist sein Ding. Frauen mit großen Titten. Da ist irgendwas mit seiner Mutter, weil er sich Opfer mit einem ganz bestimmten Körperbau

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