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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Marinos unangemessene Bemerkung über Berger denken, als wir gestern Abend zu Lucys Wagen gingen, und werde wütend. Ich habe die Nase voll von ihm und seinem masochistischen Gehabe. Ich habe seinen männlichen Chauvinismus und seine Ungehobeltheit satt.
    »Was soll der Mist?« Ich komme mir vor, als würde ich ihn mit kaltem Wasser abspritzen. »Gibt es für dich eigentlich kein Gespräch, in dem die weibliche Anatomie nicht vorkommt? Hältst du es für möglich, Marino, dass du dich auf diesen Fall konzentrierst, ohne auf die großen Brüste einer Frau fixiert zu sein?«
    »Test, eins, zwei, drei, vier, fünf«, hören wir wieder die Stimme des Kameramannes. Das Telefon hört auf zu klingeln. Schritte. Stimmengemurmel. »Setz dich an den Tisch, dort auf den Stuhl.« Ich erkenne Marinos Stimme, und im Hintergrund klopft jemand an die Tür.
    »Wichtig ist, dass Chandonne geredet hat.« Berger sieht mich an, tastet mich erneut mit den Augen ab, findet meine Schwächen, meine wunden Stellen. »Er hat mir eine Menge erzählt.«
    »Was immer das bringt.« Marino starrt wütend auf de n Bildschirm. Das ist es also. Marino hat geholfen, Chandonne zum Reden zu bringen, aber in Wahrheit wollte er, dass Chandonne mit ihm spricht.
    Die Kamera steht an einem fixen Ort, und ich sehe nur, was sich direkt vor ihr befindet. Marinos großer Bauch schiebt sich ins Bild, als er den Stuhl hervorzieht, und jemand in einem dunkelblauen Anzug mit einer tiefroten Krawatte hilft ihm, Jean-Baptiste Chandonne auf den Stuhl zu manövrieren. Chandonne trägt ein kurzärmeliges blaues Krankenhaushemd, und langes blondes Haar hängt von seinen Armen wie gewelltes, weiches Fell von der Farbe hellen Honigs. Aus dem V-Ausschnitt seines Hemds ragt langes Haar und zieht sich in widerlichen Wirbeln seinen Hals empor. Er setzt sich, und sein Gesicht kommt ins Bild. Es ist von der Stirn bis zur Nasenspitze bandagiert. Direkt neben dem Verband wurde er rasiert, und seine Haut ist so weiß wie Milch, als hätte sie noch nie die Sonne gesehen.
    »Kann ich bitte meine Pepsi haben?«, fragt Chandonne. Er ist nicht gefesselt, hat nicht einmal Handschellen an. »Soll ich dir die Flasche aufmachen?«, sagt Marino zu ihm.
    Keine Antwort. Berger geht an der Kamera vorbei. Sie trägt ein schokoladenbraunes Kostüm mit Schulterpolstern. Sie setzt sich Chandonne gegenüber. Ich sehe nur ihren Rücken und Hinterkopf. »Soll ich nachschenken, John?«, fragt Marino den Mann, der versucht hat, mich umzubringen. »Später. Kann ich rauchen?«, sagt Chandonne. Seine Stimme ist weich und klingt sehr französisch. Er ist höflich und ruhig. Ich starre auf den Bildschirm, meine Konzentration schwankt. Wieder erlebe ich elektrische Turbulenzen, posttraumatischen Stress, meine Nerven zischen wie Wasser, das auf heißes Fett trifft, und wieder habe ich schreckliche Kopfschmerzen. Der Arm in dem dunkelblauen Ärmel und den weißen Manschetten taucht auf, stellt etwas zu trinken und eine Schachtel Camel Zigaretten vor Chandonne auf den Tisch, und ich erkenne einen große n blauweißen Pappbecher aus der Cafeteria des Krankenhauses. Ein Stuhl wird zurückgeschoben, und der Arm zündet Chandonne eine Zigarette an.
    »Mr. Chandonne.« Bergers Stimme klingt unaufgeregt und sicher, als würde sie jeden Tag mit Mutanten und Serienmördern reden. »Ich will mich erst einmal vorstellen. Ich heiße Jaime Berger und bin Staatsanwältin beim Oberstaatsanwalt von New York. In Manhattan.«
    Chandonne hebt eine Hand und berührt vorsichtig seinen Verband. Seine Fingerrücken sind mit flaumigen, blassen Haaren bedeckt, sie sind nahezu farblos wie bei einem Albino und gut einen Zentimeter lang, als hätte er sich vor kurzem die Handrücken rasiert. Bruchteile von Sekunden sehe ich diese Hände vor mir, wie sie nach mir greifen. Seine Fingernägel sind lang und schmutzig, und zum ersten Mal sehe ich die Umrisse kräftiger Muskeln, die nicht dick und aufgebläht sind wie bei Männern, die Krafttraining betreiben, sondern drahtig und hart wie bei jemandem, der seinen Körper wie ein wildes Tier benutzt, um sich zu ernähren, zu kämpfen und zu flüchten, um zu überleben. Seine Kraft scheint unserer Annahme zu widersprechen, dass er ein eher sesshaftes, zielloses Leben führte, sich in dem eleganten Haus seiner Familie, ihrem hötel particulier auf der Ile Saint-Louis, versteckte. »Captain Marino haben Sie bereits kennen gelernt«, sagt Berger zu Chandonne. »Außerdem sind anwesend Officer

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