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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gelaufen, den ich mochte.«
    »Zumindest wird es mein Problem sein«, sagt sie. »Nicht Ihres.« Sie weist ihn erneut in die Schranken.
    Jetzt bin auch ich verärgert. »Hören Sie«, sage ich, »ich bin nicht glücklich darüber, dass ihm in New York der Prozess gemacht wird.«
    »Ich kann Sie verstehen.«
    »Das möchte ich bezweifeln.«
    »Ich habe mit Ihrem Freund Righter gesprochen - genug, um Ihnen haargenau vorhersagen zu können, wie die Sache verlaufen würde, sollte Monsieur Chandonnes Fall in Virginia verhandelt werden.« Sie agiert jetzt cool, ganz Expertin, mit einer nur winzigen Spur Sarkasmus. »Das Gericht würde die Anklage wegen betrügerischen Auftretens als Polizist fallen lassen und den versuchten Mord auf gewaltsames Eindringen mit dem Vorsatz, einen Mord zu begehen, reduzieren.« Sie hält inne, wartet auf meine Reaktion. »Er hat Sie nicht angerührt. Das ist das Problem.«
    »Es wäre ein größeres Problem gewesen, wenn er hätte«, erwidere ich und lasse mir nicht anmerken, dass ich allmählich wirklich sauer werde.
    »Er mag einen Hammer erhoben haben, um Sie damit zu schlagen, aber er hat Sie nicht getroffen.« Sie lässt mich nicht aus den Augen. »Wofür wir alle dankbar sind.«
    »Sie wissen ja, was man sagt: Deine Rechte werden erst respektiert, indem jemand sich darüber hinwegsetzt.« Ich hebe meinen Kaffeebecher.
    »Righter hätte den Antrag gestellt, alle Anklagepunkte in einem Verfahren zusammenzufassen, Dr. Scarpetta. Und welches wäre dann Ihre Rolle gewesen? Gerichtsmedizinische Gutachterin? Zeugin? Oder Opfer? Der Konflikt liegt unübersehbar auf der Hand. Entweder Sie sagen als Gerichtsmedizinerin aus und der Angriff auf Ihr Leben fällt unter den Tisch, oder Sie sind das Opfer, das überlebt hat, un d jemand anders übernimmt die Expertenrolle. Oder noch schlimmer« - sie macht erneut eine wirkungsvolle Pause -»Righter stipuliert Ihre Berichte. Das scheint, soweit ich sehe, eine seiner Angewohnheiten zu sein.«
    »Der Mann hat so viel Mumm wie eine leere Socke«, sagt Marino. »Aber der Doc hat Recht. Chandonne sollte für das bezahlen, was er ihr antun wollte. Und für das, was er den anderen beiden Frauen angetan hat. Und er sollte zum Tode verurteilt werden. Hier zumindest würden wir ihn grillen.«
    »Nicht wenn Dr. Scarpetta als Zeugin irgendwie in Misskredit geriete, Captain. Ein guter Verteidiger wird sie sofort als befangen diskreditieren, und schon ist die Suppe versalzen.«
    »Egal. Es ist sowieso alles rein hypothetisch, oder?«, sagt Marino. »Ihm wird hier nicht der Prozess gemacht, und ich bin nicht von gestern. Ihr werdet ihn dort oben einsperren, und wir hier unten werden ewig auf Gerechtigkeit warten.«
    »Was hatte er vor zwei Jahren in New York zu suchen?«, frage ich. »Wissen Sie was darüber?«
    »Ts«, sagt Marino, als wüsste er Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Kann es sein, dass seine Familie Kartellverbindungen in meine schöne Stadt hat?«, meint Berger leichthin.
    »Verdammt, wahrscheinlich gehört ihnen ein Penthouse«, erwidert Marino.
    »Und Richmond?«, fährt Berger fort. »Ist Richmond nic ht ein Zwischenstopp entlang der I-95-Drogenroute zwischen New York und Miami?«
    »Allerdings«, sagt Marino. »Bevor das Projekt Exil griff und diese Drohnen in Bundesgefängnissen landeten, wenn sie mit Waffen oder Drogen erwischt wurden. Klar, Richmond war ein echt beliebter Ort, wenn man ungestört Geschäfte abwickeln wollte. Wenn also das Chandonne-Kartell in Miami sitzt - un d dass das so ist, wissen wir wegen der Undercovergeschichten, in die Lucy dort unten verwickelt war -, und wenn es eine Verbindung nach New York gibt, dann ist es keine große Überraschung, dass Waffen und Drogen des Kartells auch in Richmond landeten.«
    »Landeten?«, sagt sie. »Vielleicht tun sie es noch immer.«
    »Das ATF wird vermutlich noch eine Weile beschäftigt sein«, sage ich.
    »Hm«, äußert sich Marino.
    Nach einer bedeutungsschwangeren Pause sagt Berger: »Da Sie es nun mal angesprochen haben.« Ihr Verhalten verrät mir, dass ich das, was sie mir jetzt zu sagen hat, nicht gern hören werde. »Das ATF hat anscheinend ein kleines Problem. Ebenso das FBI und die französische Polizei. Sie hatten natürlich gehofft, dass Chandonnes Festnahme die Gelegenheit wäre, Durchsuchungsbefehle für das Haus seiner Familie in Paris zu erwirken und dabei vielleicht auf Beweise zu stoßen, mit deren Hilfe man das Kartell

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