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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mich zunehmend machtlos. Ich habe nur Marino, der alles andere als innovativ oder ein aufgeklärter Geist ist. Marino ist keine Legende, und im Augenblick arbeite ich nicht gern mit ihm zusammen und will ihn auch nicht in meiner Nähe haben.
    »Der Staatsanwalt ist von Anfang an mit dem Fall vertraut«, erklärt Berger vertikale Strafverfolgung. »Dann müssen wir uns nicht mit drei, vier Leuten rumschlagen, die unsere Zeugen oder das Opfer schon befragt haben. Wenn ich zum Beispiel einen Fall bearbeite, fange ich möglicherweise direkt am Tatort an und höre nach dem Prozess auf. Ein absolut sauberes Vorgehen, gegen das nichts einzuwenden ist. Wenn ich Glück habe, kann ich dem Verdächtigen Fragen stellen, bevor ihm ein Anwalt zur Seite steht denn natürlich wird kein Verteidiger einverstanden sein, dass sein Mandant mit mir redet.« Sie drückt auf den PlayButton auf der Fernbedienung. »Glücklicherweise habe ich Chandonne erwischt, bevor er einen Anwalt hatte. Ich habe ihn mehrmals im Krankenhaus befragt, zum ersten Mal heute Morgen um unmenschliche drei Uhr.«
    Zu sagen, dass ich schockiert bin, hieße meine Reaktion auf ihre Enthüllungen gewaltig zu untertreiben. Es kann nicht sein, dass Jean-Baptiste freiwillig mit irgendjemandem gesprochen hat. »Sie wirken ziemlich entsetzt.« Bergers Kommentar erscheint mir rein rhethorisch, als ob sie noch etwas klarstellen wollte. »So könnte man sagen«, entgegne ich.
    »Vielleicht ist Ihnen nicht wirklich klar, dass der Mann, der Sie angegriffen hat, aufrecht gehen, sprechen, Kaugummi kauen, Pepsi trinken kann? Vielleicht betrachten Sie ihn nicht als richtigen Menschen? Vielleicht halten Sie ihn tatsächlich für einen Werwolf.«
    Ich habe ihn in der Tat nicht gesehen, als er auf der andere n Seite meiner Haustür in zusammenhängenden Worten sprach. Polizei. Ist alles in Ordnung? Danach war er ein Monster. Ja, ein Monster. Ein Monster, das mit einem schwarzen eisernen Werkzeug auf mich losging, das aussah wie aus dem Tower von London. Dann ächzte und schrie er und klang, wie er aussieht, grässlich, nicht von dieser Welt. Ein Ungeheuer.
    Berger lächelt ein wenig matt. »Sie werden jetzt unsere große Aufgabe sehen, Dr. Scarpetta. Chandonne ist nicht verrückt. Er ist kein übernatürliches Wesen. Und wir möchten doch nicht, dass die Geschworenen ihn dafür halten, nur weil er unter einer schrecklichen körperlichen Krankheit leidet. Aber ich möchte auch, dass sie ihn so sehen, wie er jetzt aussieht, bevor er herausgeputzt ist und einen Dreiteiler trägt. Ich bin der Ansicht, dass die Geschworenen das Ausmaß des Entsetzens seiner Opfer nachvollziehen können müssen, finden Sie nicht?« Sie blickt mich an. »Damit sie begreifen, dass keine Frau, die bei Verstand ist, ihn in ihr Haus bitten würde.«
    »Warum? Behauptet er, ich hätte ihn hereingebeten?« Mein Mund ist trocken.
    »Er behauptet eine Menge Dinge«, sagt Berger. »Den größten Haufen Scheiße, den ich je gehört habe«, sagt Marino angewidert. »Aber das habe ich mir von Anfang an gedacht. Letzte Nacht gehe ich in sein Zimmer und sage ihm, dass Ms. Berger ein paar Fragen an ihn hat, und er will von mir wissen, wie sie aussieht. Ich antworte nicht, lass das Arschloch auflaufen. Dann sage ich: >Also, drücken wir uns mal so aus, John. 'Ne Menge Kerle haben's verdammt hart - und das Wortspiel ist keine Absicht -, wenn sie mit ihnen in einem Zimmer ist, verstehst du, was ich meine?<«
    John, denke ich benommen. Marino nennt ihn John. »Test eins, zwei, drei, vier, fünf, eins, zwei, drei, vier, fünf«, sagt eine Stimme auf dem Band, und eine Betonwand kommt ins Bild. Die Kamera fokussiert einen leeren Tisch und einen Stuhl. Im Hintergrund klingelt ein Telefon.
    »Er fragt, ob sie gut gebaut ist, Ms. Berger, Sie werden hoffentlich entschuldigen, dass ich das erzähle.« Marino trieft vor Sarkasmus und ist aus Gründen, die ich nicht ganz verstehe, noch immer wütend auf sie. »Ich gebe nur wieder, was das Stück Scheiße gesagt hat. Und ich sage zu ihm: >Himmel, es wäre ungezogen von mir, darüber einen Kommentar abzugeben, aber wie gesagt, die Typen können nicht mehr klar denken, wenn sie im Raum ist. Zumindest die Heteros nicht.<«
    Ich weiß verdammt gut, dass Marino nichts dergleichen gesagt hat. Ich bezweifle, dass Chandonne sich überhaupt nach ihrem Aussehen erkundigt hat. Wahrscheinlicher ist, dass Marino auf ihr Aussehen angespielt hat, um ihn dazu zu bringen, mit ihr zu reden. Ich muss an

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