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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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größte der Welt, doch die Gerüchte blühten wie in einem Dorf.
    Er stieß das Fenster auf und ließ die kalte Morgenluft herein, den Duft der See, den Geruch nach frisch geschnittenem Holz, nach Teer und Pech – wie eben jede Marinewerft roch.
    Heute kam es darauf an. Bolitho starrte in die schwarzen Schatten der Häuser. Allday und Ozzard würden seine beste Ausgehuniform auf Hochglanz gebracht haben, die mit den glänzenden Schulterstücken und den zwei Silbersternen, die seinen Rang angaben.
    Er würde nicht den alten schweren Familiensäbel tragen, sondern den geschmückten Ehrendegen, den die Bürger von Falmouth ihm verehrt hatten für seine Verdienste im Mittelmeer und vor Abukir. Hier war er eine Person von höchster Autorität, ein Vizeadmiral, nicht der »freundliche Richard«, wie ihn seine Matrosen oft nannten, und auch nicht der Held, den man in Kaffeehäusern und Kneipen bewunderte wegen seiner Affäre mit dieser wunderschönen Frau. Er kam sich selber fremd vor. Er konnte Herricks Bitterkeit bei ihrem Gespräch in Southwark immer noch nicht vergessen:
Wirf nicht alles weg, was du erreicht hast, bloß um meinetwegen.
Er war, was sein Vater immer von ihm erwartet hatte: Flaggoffizier wie all die anderen Bolithos auf den Porträts in dem alten grauen Haus in Cornwall.
    Irgendwo lachte ein Mädchen, vielleicht Catherines neue Dienerin Sophie, ein kleines, dunkles Wesen, zur Hälfte Spanierin und erst fünfzehn Jahre alt. Catherine hatte sie einem alten Freund in London zuliebe zu sich genommen, Bolitho aber immer noch nicht genau erklärt, wie es dazu gekommen war. Doch es ging jetzt um ihn und um das, was dieser Tag bringen würde.
    Ein Brief war per Boten aus London gekommen, von Lord Godschale. Das private Frachtschiff, das sie zum Kap transportieren sollte, hatte London verlassen und war auf dem Weg nach Falmouth. Dort erwartete es Bolitho. Ein seltsamer Plan mit viel Geheimnistuerei für den Fall, daß es einen Skandal um sie beide geben würde. Um seine Weste sauber zu halten, hatte Godschale bestimmt, daß Catherine für Passage und Verpflegung selbst zahlen mußte.
    Sie hatte laut gelacht, als Bolitho es ihr erzählte. »Der Mann ist ja unmöglich, Richard! Aber er hat eben einen Ruf zu verlieren.«
    Sie hatten auch über Zenoria gesprochen. Am Vorabend war sie in Bolithos Kutsche abgefahren, mit Jenour und Yovell als Schutz und Begleitung. Sie hatte es eilig gehabt mit dem Aufbruch, und als Bolitho ihr tröstend sagte, sie würde sich ja von Val in Falmouth verabschieden können, hatte seine Stimme nicht überzeugt geklungen.
    Gute Nachrichten waren nur aus London gekommen. Belindas Arzt Sir Piers Blachford hatte melden lassen, daß Elizabeths Verletzung weder ernst noch von Dauer war, zumal sie jetzt richtig gepflegt wurde. Bolitho hatte Catherine nicht erzählt, daß Belinda von ihm verlangt hatte, er möge für alle nötigen Kosten allein aufkommen.
    Er wartete auf das erste Tageslicht und bedeckte dann sein gesundes Auge mit der Hand. Mit dem kranken starrte er so lange geradeaus, bis es schmerzte und sich Tränen bildeten. Aber kein steigender Nebel trübte seinen Blick, seine Sehkraft war noch intakt. Die drei Monate an Land hatten ihm gutgetan.
    Ohne sich umzudrehen spürte er, daß Catherine den Raum betreten hatte. Ihre nackten Füße waren auf dem Teppich nicht zu hören. Sie trat an ihn heran und legte ihm von hinten einen Hausmantel um die Schultern.
    »Was machst du denn? Willst du dir eine Erkältung holen?« Er legte die Arme um sie und fühlte die Wärme ihrer Haut durch das Nachtgewand, das von einer Goldkette um den Hals gehalten wurde. Öffnete er den Verschluß, dann entblößten sich ihre Schultern oder ihr ganzer Körper.
    Sie zitterte, als er ihre Hüften streichelte. »Richard, Liebster, hoffentlich ist das da drüben bald vorbei.«
    »Ich habe mich deshalb nicht sehr um dich kümmern können.«
    Sie hatte ihm Herricks Brief an sie laut vorgelesen, in dem er ihr mit wenigen Zeilen gedankt hatte, daß sie bis zum Schluß an der Seite seiner Frau geblieben war: ein Brief wie zwischen Fremden. Nun hob er mit der Hand ihr langes Haar und küßte sie auf den Nacken.
    Sie legte ihre Hand über die seine. »Mach nur weiter so, dann werde ich diesen wichtigen Tag und all seine Formalitäten noch vergessen.« Er versuchte sie zu umarmen, aber sie wehrte sich sanft. »Wenn du nicht da bist, träume ich von dir und spüre, wo du mich berührt hast. Leider sind es viel zu oft nur

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