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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Träume …«
    Dann drehte sie sich doch um, drängte ihr Gesicht an seins und preßte sich gegen ihn.
    »Wenn du zurückkommst, mußt du wieder mein Eroberer sein, Liebster.« Sie küßte ihn sanft auf die Wange. »Mach dich fertig für diesen schweren Tag, Richard. Und ich werde unsere Diener mal wieder erzürnen, indem ich selbst das Frühstück bereite – für meinen Mann!«
    Bolitho blickte ihr nach. Dann dröhnten die Trommeln in der Kaserne und riefen die Seesoldaten wach.
    Ein Blick, ein Wort, ein Versprechen. Aber das Problem, das jetzt vor ihm lag, konnten sie auch zusammen nicht lösen. Er straffte sich und berührte die gezackte Narbe auf seinem linken Schenkel, das Andenken an eine Schlacht vor acht Jahren. Was hatte sie gesagt? Nein, lösen konnte man das Problem nicht, aber ihm mutig entgegensehen. Dazu war er jetzt fest entschlossen.
    John Cotgrave, der Vertreter der Anklage, erhob sich und blickte die Offiziere am Richtertisch auffordernd an. »Ich bin soweit, Sir James.«
    »Dann fangen Sie an«, grunzte Hamett-Parker.
    »Kapitän Hector Gossage«, begann Cotgrave, »hat inzwischen mitgeteilt, daß er in seiner Zeugenaussage fortfahren will. Der Arzt hat mich wissen lassen, daß der Kapitän es schaffen kann.« Er blickte kurz zu dem unbewegten Herrick hinüber. »Dennoch möchte ich, wenn das Gericht einverstanden ist, vorschlagen, daß Kapitän Gossage erst später erscheint, nachdem er noch einmal untersucht worden ist.«
    »Wie soll ich das verstehen, Mr. Cotgrave?« wollte Hamett-Parker verblüfft wissen.
    »Darf ich vorschlagen, Sir James, daß der letzte Zeuge für heute zuerst vernommen wird? Anschließend kann Kapitän Keen die Aussage dieses wichtigen Zeugen erhärten.«
    Bolitho beobachtete, wie schnelle Blicke zwischen den Richtern hin und her gingen. Gossage sollte also als letzter Zeuge auftreten, um neutrale oder gar günstige Aussagen vergessen zu machen. Gossage war ein feindlich gesinnter Zeuge, gebrochen bis auf seinen Haß. Der loderte kräftig und ungehindert.
    Der nach Hamett-Parker ranghöchste Offizier, Vizeadmiral Cuthbert Neville, fragte freundlich: »Ist das alles nicht ein bißchen ungewöhnlich?«
    Hamett-Parker drehte sich nicht einmal nach ihm um. »Der ganze Fall ist ungewöhnlich – was soll also Ihre Frage?« Cotgrave wandte sich an die Versammelten. »Der nächste Zeuge ist ein uns allen bekannter Offizier. Man hat seinen Rat nicht eingeholt, als es um die Verteidigung des Konvois ging, und er erschien erst dann am Ort der Schlacht …« Cotgrave zögerte, ließ seine Worte wirken. »Er kam mit diesem Schiff am Ort der Schlacht erst an, als schon alles verloren war. Der Konvoi mit zwanzig Schiffen war versenkt oder erobert, sein zweites Begleitschiff, die
Egret
von sechzig Kanonen, war ebenfalls überwältigt durch einen übermächtigen Gegner, der hier oft genug beschrieben worden ist.«
    Bolitho hörte Füße scharren und Stühle quietschen, als sich die Zuhörer in der großen Kajüte umschauten. Landbewohner konnten sich nicht vorstellen, wie dieser gewaltige Dreidecker aussah, wenn er gefechtsklar war – von diesen Heckfenstern bis zu den vordersten Bugkanonen. Auch den Tod an Bord konnten sie sich nicht vorstellen, das Krachen der Musketen und Brüllen der Kanonen, die Schreie der Verwundeten. Die Kommandanten aber wußten, daß die letzte Verantwortung für alles sie selber trugen oder der Mann, dessen Admiralsflagge hoch über Deck auswehte.
    »Ich rufe jetzt Vizeadmiral Richard Bolitho in den Zeugenstand!« fuhr Cotgrave fort. »Sir Richard, wo möchten Sie sitzen?«
    »Ich stehe lieber, danke«, antwortete Bolitho und erhob sich. Hamett-Parker fragte: »Gefällt Ihnen die Art und Weise nicht, wie wir hier verhandeln, Sir Richard?«
    Bolitho ging nach vorn und verbeugte sich kurz. Dieser Mann ist mein Gegner, dachte er dabei. Laut sagte er: »Die
Black Prince
ist mein Flaggschiff, Sir James. Hätte man mich nicht als Zeugen für etwas benannt, das mein Flaggkapitän genausogut zu Protokoll geben könnte, wäre ich jetzt wohl Mitglied dieses Gerichts. Und das wäre sicherlich eine sinnvollere und nützlichere Rolle für mich, Sir James.«
    Vizeadmiral Neville murmelte: »Das ist wahr.«
    »Lassen Sie uns bitte fortfahren, Sir Richard!« meldete sich Cotgrave.
    »Ich bin bereit.«
    »Würden Sie dem Gericht erklären, was geschah, als die Brigg
Larne
mit Nachrichten über den schlimmen Zustand des Konvois vor Kopenhagen eintraf? Bitte schildern Sie das

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