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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nicht zu schnell für meine Schreiber und die Herren von der Presse.«
    »Ich wurde auf Admiral Gambiers Flaggschiff, die
Prince of Wales
, befohlen«, antwortete Bolitho. »Dort besprachen wir, was Sie ›den schlimmen Zustand des Konvois‹ zu nennen beliebten. Wir wurden von Commander Tyacke informiert, und ich bat darum, Konteradmiral Herrick zu Hilfe eilen zu dürfen.«
    »Es war Nacht, nicht wahr?« Cotgrave suchte ein Blatt mit Notizen heraus. »Als man Ihnen die Gefahren einer Passage durch die Enge bei Nacht klarmachte, sagten Sie, hier hätten Sie bereits unter Nelson navigiert. Ist dem so?«
    »Ja.«
    Cotgrave lächelte sanft. »Sehr tapfer. Schließlich segelte die Brigg
Larne
vor Ihnen her, und die
Nicator,
ein älteres Linienschiff aus Ihrem eigenen Geschwader, folgte Ihnen?«
    »Wir hätten noch rechtzeitig eintreffen können«, knirschte Bolitho.
    »Nicht in diesem Fall.« Sanft fuhr Cotgrave fort: »Beschreiben Sie bitte die Szene, als der Morgen kam.« Er hob den Finger wie ein Schulmeister und fügte hinzu: »Darf ich Sie daran erinnern, Sir Richard, daß unter uns seemännische Laien sind, die leider nicht den Reichtum Ihrer Erfahrungen haben?«
    In der Kajüte war es so still, daß ein paar Tropfen Regen, die gegen die Heckscheiben wehten, wie eine laute Störung klangen.
    »Ich bat den Segelmacher, eine falsche dänische Flagge zu nähen. Es war meine Absicht, die
San Mateo
, das größte feindliche Schiff, auf Nahkampfweite heranzulocken, indem ich ihren Kommandanten glauben machte, die
Black Prince
sei eine dänische Prise.« Er zögerte, als er den Namen des feindlichen Schiffes aussprach, und war dann sicher, daß die Zuschauer sich den Namen eingeprägt hatten. »Auch wir waren natürlich unterlegen. Ohne diese Kriegslist hätten wir, fürchte ich,
Benbows
Schicksal geteilt.«
    »Zu dieser Zeit war die
Benbow
nur noch ein entmasteter Zuschauer, nehme ich an?«
    Bolitho sah, wie Herrick sich vorlehnte, als wolle er ihn unterbrechen, und antwortete: »Ganz und gar nicht.
Benbows
Kanonen feuerten noch, und obwohl ihre Ruderanlage zerstört und ihre Masten weggeschossen waren, strich sie nicht die Flagge.«
    Cotgrave sah die Spannung in den Gesichtern der Gerichtsoffiziere steigen.
    »Nachdem Sie den Feind gezwungen hatten, sich zu ergeben, und als Sie den Prisenbesatzungen auf den noch schwimmenden Schiffen befohlen hatten, die Waffen niederzulegen, stiegen Sie auf die
Benbow
um. Sagen Sie uns, was Sie dort sahen.«
    Unverwandt blickte Bolitho Herrick an.
    »Ich fand dort mehr Tote als Lebende. Die Achterdeckswache, die Rudergänger und die Stückmannschaften waren auf kürzeste Entfernung von Kettenkugeln und Kartätschen niedergemäht worden. Die
Benbow
war so zerschossen, daß wir ein Notruder riggen und sie in Schlepp nehmen mußten.«
    Unbeteiligt warf Hamett-Parker ein: »Sie wird wahrscheinlich eine Hulk bleiben, bis sie zerfällt.«
    Cotgrave nickte ernst. »Wir wissen, Sir Richard, daß Sie und der Angeklagte seit Jahren Freunde sind. Er war wohl erleichtert, als er Ihr Schiff, und mehr noch, als er Sie sah?«
    Bolitho drehte sich zu den regenbesprühten Fenstern um.
    Ein Strahl wäßrigen Sonnenlichts brach sich auf seiner Abukirmedaille, die er mit Stolz trug.
    »Es war die reinste Hölle. Wir hatten kaum Zeit, miteinander zu reden. Die Wunde des Konteradmirals mußte sofort versorgt werden.«
    Wieder sah er zu Herrick hinüber und erinnerte sich an diesen Morgen. ›Wieder ein Triumph für dich!‹ hatte er gesagt, und es hatte wie eine Anklage geklungen.
    Da erhob Herrick sich und hielt sich an seiner Stuhllehne fest. Der Vorsitzende schien verblüfft. »Wollen Sie eine Frage stellen?«
    Herrick nickte und sah immer noch Bolitho an. »Ja, das will ich, Sir James.«
    »Also gut.« Er erinnerte Bolitho: »Denken Sie daran, Sir Richard, Sie stehen unter Eid.«
    Herrick sagte ruhig: »Hier geht es nicht um einen Beweis.« Er schien zu jedem Einzelnen in diesem niedrigen Raum zu sprechen, meinte aber nur Bolitho. »Ich möchte etwas klarstellen. Ich wüßte gern, ob du an meiner Stelle an jenem Tag genauso gehandelt hättest wie ich.«
    Hastig unterbrach Cotgrave: »Ich glaube nicht, daß das …« Doch Hamett-Parker wischte den Einwand weg. »Was ist falsch an der Frage? Antworten Sie, Sir Richard. Wir sind alle sehr gespannt.«
    Bolitho wandte sich an die Offiziere, doch er spürte Herricks Blick. »Einen Konvoi kann man auf verschiedene Weise verteidigen, Sir James, selbst wenn der

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