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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zerstreut, aber wir kamen gut voran. Und ich wußte, daß die
Larne
auf dem Weg zum Admiral schnell genug war.«
    »Waren Sie genauso überrascht wie Commander Tyacke, daß die Meldung des Konteradmirals an Admiral Gambier ging, nicht an Sir Richard?«
    Gossage dachte nach. »Admiral Gambier hatte den Oberbefehl. Ich sah also keine Alternative.«
    Cotgrave beugte sich über einen anderen Bogen Papier.
    »Gab es zu diesem Zeitpunkt eine Diskussion, ob der Konvoi sich auflösen oder zerstreuen sollte?«
    Gossage tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. »Ja, wir sprachen darüber. Wir hatten keine Fregatte, und der Wind stand uns entgegen. Hätten wir den Konvoi aufgelöst, wäre er Schiff für Schiff versenkt worden. Die meisten Frachter waren langsam und schwer beladen – ein schlecht zusammengestellter Geleitzug, wie ich meine.« Er verbarg seine Bitterkeit nicht. »Selbst die
Egret
, unser einziger Begleitschutz, war ein schwimmendes Denkmal.«
    Hamett-Parker fuhr ihn an: »Wie können Sie das behaupten!«
    Cotgrave entgegnete mild lächelnd: »Er kann es, Sir James.
Egret
war nur noch ein Rumpf, ehe dieser Krieg begann. Wir hatten sie für weniger anspruchsvolle Aufgaben wieder aufgerüstet.«
    »Sie war ein halbes Wrack«, wiederholte Gossage.
    Bolitho beobachtete Herrick. Der starrte Gossage an, als könne er nicht glauben, was er da hörte.
    »Und dann?«
    Gossage runzelte die Stirn. »Konteradmiral Herrick gab Befehl, einen Schuß abzufeuern, um alle Schiffe wieder ins Geleit zurückzubeordern, jedes an seinen Platz. Dann bestand er darauf, daß ich den Befehl nochmals als Signal wiederholte – und zwar Wort für Wort, damit jeder Schiffsführer die Gefahr erkannte und wußte, wie nahe uns der Feind schon war.«
    »Und wie verhielt sich Ihr Vorgesetzter zu diesem Zeitpunkt?«
    Gossage sah unbewegt zu Herrick hinüber. »Er war ganz ruhig. Wir konnten nur bleiben und kämpfen.« Er hob sein Kinn. »Die
Benbow
ist noch nie vor einem Gefecht geflohen. Und sie wird es auch nie tun!«
    Bolitho sah, wie Herricks Gesicht unter dem Ansturm seiner Gefühle arbeitete. Er schüttelte den Kopf, doch als man ihn fragte, ob er seinem ehemaligen Kapitän eine Frage stellen wollte, verneinte er.
    Bolitho fühlte, wie die Spannung wuchs. Gossages einfache, fast resignierende Aussage hatte alles verändert. Er stand jetzt im Mittelpunkt des Interesses, denn er war der einzige, der wirklich wußte, was damals geschehen war. Bolithos Beschreibung des zusammengeschossenen Schiffes, der Toten und Verletzten hatte nur als Einleitung gedient. Erst Gossage hatte den Bericht zu Ende geführt.
    Cotgrave faltete seine Papiere zusammen und räusperte sich. »Ich denke, das Gericht sollte sich zur Beratung zurückziehen, Sir James.«
    Bolitho begegnete wieder dem starren Blick des Admirals. Der sah nicht nach Gerechtigkeit aus, sondern nur nach Wut.
    »Führen Sie den Angeklagten ab!« Damit zog sich das Gericht zurück.
    Keen trat ein und fand einen Platz neben Bolitho. »Ich begreife es immer noch nicht, Sir Richard. Wird hier Theater gespielt?«
    Bolitho war dankbar für seine Nähe. »Gossage war gestern angeblich zu leidend für eine Aussage. Heute war sein großer Auftritt.«
    Noch immer überrascht, sah Keen ihn an. »Aber er schuldet Konteradmiral Herrick doch nichts, Sir Richard!«
    »Haben Sie noch nie etwas von Rache gehört, Val?« Jemand sagte heiser: »Sie kommen zurück!«
    Gossage stand im Schatten und trank Wasser aus einem Glas, das ihm jemand gereicht hatte. Er sah müde aus und krank, schien aber nicht bereit, die Kajüte zu verlassen.
    Ausdruckslos sagte Hamett-Parker: »Profoß, walten Sie Ihres Amtes!«
    Der Hauptmann der Seesoldaten nahm Herricks Degen auf, zögerte einen Augenblick und legte ihn dann auf den Tisch vor die Richter. Durch die Reihen ging ein Raunen, die Spannung machte sich Luft. Der Griff des Degens zeigte auf Herricks Stuhl.
    »Führen Sie den Angeklagten herein!«
    Dessen Schritte verhielten abrupt neben Bolithos Stuhl. Als dieser sich umschaute, sah er Herrick, weiß wie eine Wand, zum Richtertisch starren, als habe ihn plötzlich ein Unwohlsein überfallen.
    Cotgrave sagte: »Konteradmiral Herrick, Sie sind freigesprochen. Die Anklage gegen Sie wird in allen Punkten fallengelassen.«
    Herrick schaute sich um, bis er Gossage entdeckte, und sagte dann heiser: »Zur Hölle mit Ihnen, Gossage. Möge Gott Sie verdammen!«
    Gossage hob grüßend sein Glas. Dann stützte er sich

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