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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Herzen …
Er suchte seine Kutsche inmitten all dieser einfachen Leute, die so gar nicht denen glichen, die er kannte und dirigierte. Halblaut sagte er: »So wie dir, schöne Catherine, mein Herz gehört.«
    Seiner Britannischen Majestät Brigg
Larne
, vierzehn Kanonen, rollte ungemütlich in der Dünung und lief dabei so hoch am Wind, daß eine Landratte glauben mochte, ihre Rahen stünden längsschiffs. Verlockend lag die Insel vor ihnen, grün schimmernd in der Hitze, ihr Strand glänzte weiß unter der Sonne. Doch wie eine Schranke lag zwischen der Brigg und der Insel das Riff, an dem immer wieder gewaltige Gischtfontänen in die Luft geschleudert wurden.
    In der Achterkajüte der
Larne
lag der Kommandant auf einer Bank unter den offenen Heckfenstern. Der Abwind aus den Segeln ließ den halbnackten Mann so etwas wie Kühlung spüren. Commander James Tyacke starrte an die niedrige Decke, über die Lichtreflexe liefen wie lebendige Wesen. Die Kajüte war winzig, verglichen mit der einer Fregatte, doch Tyacke schien sie groß. Er hatte vor diesem Kommando den bewaffneten Schoner
Miranda
geführt und an der Rückeroberung Kapstadts durch die Briten teilgenommen. Damals hatte er zum ersten Mal unter Richard Bolitho gedient. Tyacke hatte nie viel von Flaggoffizieren gehalten, doch Bolitho hatte seine Ansicht geändert.
    Als eine französische Fregatte die
Miranda
versenkte und fast alle seine Männer dabei den Tod fanden, war Tyacke verzweifelt gewesen und sicher, daß das Leben für ihn nicht mehr lohnte. Aber Bolitho hatte ihm seine Würde und seinen Stolz zurückgegeben. Er hatte ihn mit dem Kommando über die
Larne
betraut.
    Jetzt gehörte er zu den neuen Patrouillenschiffen, die vor Afrika Sklavenhändler jagten. Tyacke war sicher, damit das Beste gefunden zu haben, was das Leben ihm noch bieten konnte. Unabhängig, nicht am Schürzenzipfel der Flotte hängend und fern allen lästigen Launen eines Admirals – diese Rolle behagte ihm sehr.
    Die
Larne
war ein gutes Schiff mit ausgezeichneter Besatzung. Und was ihre Messe anging, wenn man denn von einer sprechen konnte, so war Tyacke auch damit sehr zufrieden: drei Leutnants, ein Master und – selten genug auf Kriegsschiffen – ein voll ausgebildeter Arzt, der den schmalen Sold akzeptierte, weil er mehr über Tropenkrankheiten lernen wollte.
    Die
Larne
hatte sogar fünf Mastersgehilfen, doch nur zwei waren an Bord. Die drei anderen kommandierten Prisen, die Tyacke aufgebracht und nach Freetown geschickt hatte.
    Und dann hatte ihn die Nachricht wie ein Fausthieb getroffen, ohne Vorwarnung. Sie waren einem Kurier begegnet und hatten vom Kommandanten dieses Schoners erfahren: Sir Richard Bolitho war auf See geblieben – mit all seinen Leuten.
    Tyacke kannte sie alle: Valentine Keen und Allday, der versucht hatte, ihm zu helfen. Natürlich auch Lady Catherine Somervell. Anfang des Jahres hatte er sie auf Keens Hochzeit zum letzten Mal gesehen und konnte sie seither nicht vergessen. Damals unterhielt sie sich mit ihm wie mit jedem anderen, sah ihm in die Augen, zuckte nicht zurück. Abrupt stand Tyacke auf und trat vor den Spiegel, der über seiner Seekiste hing. Er war einunddreißig Jahre alt, groß und gut gebaut. Sein linkes Profil war stark und strahlte eine Kraft aus, die mache Frau begeistern konnte. Aber die andere Seite … Er faßte hin und war selbst wieder entsetzt. Die arabischen Sklavenhändler nannten ihn den »Teufel mit dem halben Gesicht«. Nur das Auge lebte in der entstellten Hälfte. Ein Wunder, sagte ihm jeder, es hätte viel schlimmer kommen können. Wirklich? Sein halbes Gesicht war verbrannt, ohne daß er wußte, wie es geschehen war. Seine Welt war in der Schlacht von Abukir explodiert.
Es hätte schlimmer kommen können
… Erst Bolitho hatte ihn wieder aufgerichtet. Der Vizeadmiral war an Bord der
Miranda
als Passagier gefahren und hatte sich kein einziges Mal über die Unbequemlichkeit beklagt. Er hatte in Tyacke den Mann, nicht das Opfer gesehen und hatte ihn das spüren lassen.
    Tyacke drehte sich um und trat an die offenen Fenster. Vor zehn Tagen, als sie die See nach einem Sklavenschiff absuchten, das sich hier herumtreiben sollte, hatte der Ausguck ein treibendes Boot entdeckt, den Kutter der
Golden Plover.
Andrew Livett, der Schiffsarzt, hatte an diesem Tag seinen spärlichen Sold mehr als verdient. Die Überlebenden waren fast am Ende, weil das Wasser schon längst zur Neige gegangen war. Tyacke hatte, das entstellte Gesicht im

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