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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sicherlich eines der mächtigsten Schiffe auf allen Meeren war, wurde das noch keine Seemacht, mit der man die französischen Streitkräfte in der Karibik schlagen konnte. Napoleon hatte Portugal erobert und seinen Sohn auf den spanischen Thron gesetzt. Deshalb hatten sich die britischen Flotten wieder einmal teilen müssen. Und die neu hinzugekommenen dänischen Schiffe reichten nicht aus.
    Bolitho sagte: »Ich werde dich bitterlich vermissen.« Sie antwortete nicht, weil sie das Gleiche empfand. Laß ihre Schulter los, sagte er sich, geh’ die Stufen hinunter und steig’ in die Barkasse. Jetzt. Es muß sein!
    Er erinnerte sich, wie besorgt Catherine gewesen war, weil die alte
Tybalt
seine einzige Fregatte sein würde. Ihr Kommandant war sein Gewicht in Gold wert, aber: »Also nicht Adam?« hatte Catherine gefragt. War sie so um seine Sicherheit besorgt, daß sie alle, die ihm nahestanden, in seiner Nähe haben wollte?
    Er fragte: »Und was wirst du machen?«
    Sie sah ihn mit verzweifelter Trauer an. »Ich werde Ferguson helfen. Vielleicht sucht auch Zenoria meinen Rat beim Kauf eines eigenen Hauses irgendwo in Cornwall. Valentines Familie sieht immer noch auf sie herab.«
    Das überraschte Bolitho nicht. Keens Familie besaß große Häuser in Hampshire und London, der eine Bruder war ein wohlhabender Anwalt, und der andere, der sich Bauer nannte, besaß in Wirklichkeit mehr Land als Roxby.
    »Ich habe ein paar Sachen an Bord geschickt«, fuhr sie fort.
    »Damit du nicht verhungerst und auch manchmal an mich denkst.«
    Er küßte ihr Haar. Es war so naß von Gischt und Regen wie ihre Wangen von Tränen.
    »Und achte auf dein Auge!«
    Mehr mußte sie nicht sagen. Der Arzt hatte ihn untersucht und festgestellt, daß es mit seinem verletzten Auge nicht hoffnungslos stand. Aber er hatte auch keinen Zweifel daran gelassen, daß nur die Zeit Veränderungen bringen konnte – gute wie schlechte.
    Bolitho hörte die Kutschpferde auf dem Pflaster so ungeduldig stampfen, als wüßten sie, daß es bald nach Hause ging, in ihren eigenen warmen Stall in Falmouth.
    »Ich habe zwei bewaffnete Reiter gemietet, die euch auf der Heimfahrt begleiten werden.«
    Sie zog den Handschuh aus und strich ihm zärtlich über die Wange.
    »Hast du deine Tigerin schon vergessen? Mach’ dir um mich keine Sorgen, Richard. Und denk’ an das Haus, das auf dich wartet.«
    Er sah an ihr vorbei. »Ich werde euch beide nie vergessen.«
    Stille. Dann sagte er: »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit füreinander gehabt.«
    »Die Klage aller Seeleute, Liebster.«
    »In drei Tagen hast du Geburtstag. Dann wäre ich gern hier gewesen.«
    Die Zeit schien plötzlich immer wichtiger zu werden, je älter sie wurden. Auch sie spürte das.
    Er führte sie näher an die Mauer heran, um sie besser vor dem Wind zu schützen. Im Geiste sah er sein Schiff schon in den Weiten des Ozeans, ein großes Schiff, ganz allein, und doch ein winziger Fleck auf der gewaltigen, feindlichen See.
    »Ich werde ein Glas auf dein Wohl trinken, Kate.«
    Allday drehte sich nicht um, sondern rief nur: »Ich glaube, es wird Zeit, Sir Richard. Die Tide kippt schon, und länger kann Tojohns die Barkasse nicht halten.«
    »Er soll längsseits kommen.« Er drückte Catherine eng an seinen gischtbespritzten Wachmantel. »Ich liebe dich so sehr, Kate. Mein Herz zerreißt, weil ich dich hier zurücklassen muß.«
    Sie küßten sich lange, hielten den kostbaren Augenblick fest und mit ihm die Erinnerungen an Gefahr und Tod.
    Als sie ihn wieder anschaute, glänzten Tränen in ihren dunklen Augen. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, daß du nach English Harbour zurückkehrst – ohne mich. Dort begann unsere Liebe für alle Zeit.«
    Auch Bolitho hatte daran gedacht, aber gehofft, sie würde sich nicht daran erinnern. Er hörte das Knarren der Riemen und sah, wie Catherines Blick Allday suchte.
    Sie rief ihm zu: »Adieu, John. Und bitte kümmere dich um ihn – um meinetwillen!«
    Allday versuchte ein Lächeln. »Wir haben ja jetzt beide etwas, Mylady, zu dem die Rückkehr sich lohnt.«
    Er sah, wie sie sich küßten, und wußte, was der Abschied für diesen Mann bedeutete, dem er diente und den er mehr als jeden anderen verehrte. Dann kletterte er in die Barkasse zu dem linkischen Leutnant. »Es ist üblich, daß der Offizier an Land steht, wenn ein Vizeadmiral in die Barkasse steigt, Sir.«
    Tojohns grinste, und der junge Leutnant kletterte an Land, wobei er fast seinen Dreispitz verlor. »Der

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