Das Letzte Ritual
die beiden so getan, als wollten sie das Manuskript kaufen, und dann das Geld eingesackt. Als es zur Übergabe des Manuskripts kommen sollte, sahen sie keinen anderen Ausweg, als Harald zum Schweigen zu bringen. Halldórs Geschichte mit dem T-Shirt ist wahrscheinlich erfunden.«
»Aber …« Im selben Moment stürmte Bella ohne anzuklopfen mit den Keksen ins Zimmer. Sie hatte sie ordentlich auf einem Teller drapiert und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Nur eine Tasse. Dóra wusste instinktiv, dass Bella, wären die Kekse für Dóra bestimmt gewesen, die ungeöffnete Packung durch den Türspalt geschleudert und dabei auf ihren Kopf gezielt hätte.
»Herzlichen Dank«, sagte Matthias, als er Kekse und Kaffee entgegennahm. »Manche Leute verstehen einfach nicht, wie wichtig ein gutes Frühstück ist.« Er nickte in Dóras Richtung und blinzelte Bella zu. Bella warf Dóra einen Blick zu, runzelte die Stirn, lächelte Matthias verführerisch an und ging hinaus.
»Du hast ihr zugeblinzelt«, sagte Dóra verdutzt.
Matthias blinzelte Dóra zweimal zu. »Ich hab dir zweimal zugeblinzelt. Zufrieden?« Schwungvoll steckte er sich einen Keks in den Mund.
Dóra verdrehte die Augen. »Pass bloß auf; Bella ist Single und ich erzähle ihr gern, in welchem Hotel du wohnst.« Dóras Handy klingelte.
»Guten Tag, ist da Dóra Guðmundsdóttir?«, fragte eine Frauenstimme, die Dóra bekannt vorkam.
»Ja, guten Tag.«
»Hier ist Guðrún, Haralds Vermieterin«, sagte die Frau.
»Ach ja, grüß dich.« Dóra kritzelte den Namen der Frau auf einen Zettel, machte dahinter zwei Fragezeichen und zeigte ihn Matthias.
»Ich weiß nicht, ob ich bei dir richtig bin, aber ich habe ja deine Visitenkarte und … Tja, und ich hab ja hier am Wochenende diesen Karton von Harald gefunden, mit allen möglichen Sachen.« Die Frau verstummte.
»Ich … ich weiß, was drin war«, sagte Dóra, um die Frau davor zu bewahren, ihr die gebackenen Körperteile beschreiben zu müssen.
»Ach ja?« Die Erleichterung in Guðrúns Stimme war unüberhörbar. »Ich hab mich natürlich furchtbar erschreckt und jetzt erst gemerkt, dass ich noch ein Dokument in der Hand hielt, als ich aus der Waschküche lief.«
»Und das hast du immer noch?« Dóra bemühte sich, der Frau auf die Sprünge zu helfen.
»Ja, genau. Ich hatte es in der Hand, als ich rauslief, um die Polizei anzurufen, und ich hab es gerade erst neben dem Telefon in der Küche wiedergefunden.«
»Ist es ein Dokument, das Harald gehörte?«
»Tja, das weiß ich nicht. Es ist ein alter Brief. Uralt. Mir ist wieder eingefallen, dass ihr nach so einem gesucht habt und ich dachte, es wäre vielleicht besser, ihn euch anstatt der Polizei zu geben.« Dóra hörte, wie die Frau tief Luft holte, bevor sie weitersprach. »Sie haben ja jetzt genug zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das was mit der Sache zu tun hat.«
Dóra kritzelte auf den Zettel: Alter Brief?? Matthias hob die Augenbrauen und nahm noch einen Keks. Dóra sagte in den Hörer: »Wir würden zumindest gern einen Blick darauf werfen. Können wir gleich bei dir vorbeikommen?«
»Äh, ja. Ich bin zu Hause. Aber es gibt ein Problem.« Die Frau verstummte.
»Was denn?«, fragte Dóra behutsam.
»Ich fürchte, ich habe den Brief in der Eile ziemlich zerknittert. Ich stand unter Schock. Aber er ist nicht ganz kaputt.« Sie beeilte sich, hinzuzufügen: »Eigentlich hab ich der Polizei deshalb nichts von dem Brief erzählt. Ich wollte nicht, dass sie eine große Sache daraus machen, dass ich ihn kaputtgemacht habe. Ich hoffe, du verstehst, wie das passieren konnte.«
»Kein Problem. Wir kommen.« Dóra legte auf und erhob sich. »Du musst die Kekse mitnehmen; wir sind schon unterwegs. Wir haben wahrscheinlich den Brief aus Dänemark gefunden.«
Matthias nahm zwei Kekse und trank einen letzten Schluck Kaffee. »Der Brief, den der Professor gesucht hat?«
»Ja, hoffentlich.« Dóra hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und ging zur Tür. »Wenn das wirklich dieser Brief ist, können wir ihn Gunnar zurückgeben und vielleicht etwas über die Geschichte mit Bríet aus ihm herausbekommen.« Sie lächelte Matthias siegesgewiss zu. »Und selbst wenn es ein anderer Brief ist, können wir so tun, als wäre es der richtige.«
»Willst du den armen Mann etwa an der Nase herumführen?«, fragte Matthias. »Das ist aber wirklich nicht nett von dir – du weißt doch, was der arme Kerl schon alles durchgemacht hat.«
Dóra drehte
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