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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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gemeißeltes Kreuz zu erkennen. Eine ganze Reihe von Fotos waren auf einem kleinen Hof aufgenommen worden, den Dóra nicht kannte, andere in einem Museum. Sie zeigten Handschriften und einen grauen Steinblock in einer großen Glasvitrine. Auf einem der Fotos war ein Schild zu sehen. Dóra vergrößerte es, da es möglicherweise Aufschluss über das Museum geben könnte, wurde aber enttäuscht – auf dem Schild stand lediglich: Fotografieren verboten. Dóra öffnete das E-Mail-Programm und fand im Posteingang sieben ungeöffnete Mails. Wahrscheinlich waren seit dem Mord an Harald noch mehr Mitteilungen eingegangen, die die Polizei bereits geöffnet hatte.
    Als Matthias ins Zimmer kam, schaute Dóra auf. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und lächelte sie sonderbar an.
    »Und?«, sagte sie mit fragendem Tonfall, gespannt auf die Neuigkeiten.
    »Also«, hob Matthias an und beugte sich vor. Er stützte seine Ellbogen auf die Knie und presste seine Handflächen wie zum Beten gegeneinander. »Bevor ich Ihnen erzähle, was Sie unbedingt wissen möchten«, er betonte das Wörtchen »unbedingt«, »müssen Sie mir eins versprechen.«
    »Was?« Dóra kannte die Antwort.
    »Was ich Ihnen jetzt sage, ist ein absolutes Geheimnis und darf auf keinen Fall bekannt werden. Bevor ich es Ihnen erzähle, muss ich Ihr Wort haben, dass Sie das akzeptieren. Verstanden?«
    »Woher soll ich wissen, ob ich dieses Versprechen halten kann, wenn ich keine Ahnung habe, worum es geht?«
    Matthias zuckte mit den Schultern. »Das ist Ihr Risiko. Ich kann Ihnen ganz ehrlich sagen: Sie werden es weitererzählen wollen – nur damit Sie wissen, dass ich Sie nicht in eine Falle locke.«
    »Wem werde ich davon erzählen wollen?«, fragte Dóra. »Das finde ich wichtig.«
    »Der Polizei«, antwortete Matthias ohne Zögern.
    »Sie wissen etwas, das die Ermittlungen beeinflussen könnte, und halten es geheim? Hab ich das richtig verstanden?«
    »Yep«, entgegnete Matthias.
    Sie dachte nach. Dóra war sich ihrer moralischen Verpflichtung bewusst. Sie musste die Behörden über alles informieren, was den Gang der Ermittlungen betraf. Daher musste sie ablehnen und der Polizei mitteilen, Matthias verfüge über Beweismittel und andere Informationen bezüglich des Mordfalles. Andererseits wusste sie ganz genau, dass Matthias das schlicht leugnen würde, und somit wäre ihre Teilnahme an der Klärung des Falles beendet. Davon profitierte niemand. Mit einer weiter gefassten Moralvorstellung könnte man die Sache aber auch so sehen, dass es ihre Pflicht sei, mit aller Kraft zu versuchen, den Fall mit den spektakulären neuen Informationen in der Hand zu lösen. Alle wären glücklich. Dóra grübelte schweigend. Das war zwar eine ziemlich fragwürdige Schlussfolgerung, aber in ihrer Situation die beste. Wenn der Zweck die Mittel heiligt, muss die Moral mildernde Umstände gewähren. Wenn nicht – muss man die Moral ändern.
    »Okay«, sagte Dóra endlich. »Ich verspreche, niemandem davon zu erzählen, auch nicht der Polizei, was auch immer Sie mir mitteilen werden.« Matthias lächelte zufrieden und Dóra beeilte sich, noch etwas hinzuzufügen: »Im Gegenzug müssen Sie mir auch etwas versprechen. Wenn dieses Geheimnis Hugis Unschuld beweisen sollte und wir diese nicht auf andere Weise belegen können, dann übergeben wir der Polizei die Informationen vor der Gerichtsverhandlung.« Matthias wollte gerade den Mund öffnen, als Dóra ihm das Wort abschnitt: »Und die Behörden werden nie erfahren, dass ich davon wusste. Und …«
    Matthias bremste sie. »Jetzt reicht’s aber, danke.« Er starrte Dóra an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Einverstanden. Sie sagen nichts und wenn es uns nicht gelingen sollte, Hugis Unschuld in gebührendem Abstand zur Gerichtsverhandlung zu beweisen, informiere ich die Polizei über den Brief.«
    Brief? Ein weiterer Brief? Dóra bekam langsam den Eindruck, dieser ganze Fall sei eine reine Farce. »Welcher Brief?«
    »Ein Brief, den Haralds Mutter kurz nach dem Mord bekam«, antwortete Matthias. »Dieser Brief überzeugte die Guntliebs davon, dass der Verhaftete nicht der Schuldige sein kann. Er wurde nämlich abgeschickt, als Hugi schon in Untersuchungshaft war. Er konnte gar nicht mehr zur Post gehen. Und ich bezweifle, dass ihm die Polizei den Gefallen getan hätte – vor allem, wenn sie den Inhalt des Briefes gekannt hätte.«
    »Was stand in dem Brief?«, fragte Dóra ungeduldig.
    »Der Text ist gar nicht so interessant

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