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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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seien oft Gäste da gewesen, mehr als einer und mehr als zwei.«
    »Ob er eine deutsche Freundin hatte?«
    »Die den weiten Weg nach Island auf sich nimmt, um im Gästezimmer zu schlafen? Das kommt mir komisch vor. Eine deutsche Freundin wurde auch nie erwähnt.«
    »Vielleicht hatten sie Streit.« Dóra überlegte. »Oder es war gar keine Freundin, sondern nur eine Bekannte oder Verwandte. Vielleicht seine Schwester?«
    Matthias schwieg einen Moment. »Falls das stimmt, sollten wir es auf sich beruhen lassen.«
    »Sind Sie verrückt?«, fauchte Dóra. »Warum zum Teufel sollten wir das tun?«
    »Sie hatte es in der letzten Zeit nicht leicht – ihr Bruder wurde ermordet und außerdem befindet sie sich in einer kleinen Krise, was ihre eigene Zukunft angeht.«
    »Inwiefern?«, fragte Dóra.
    »Sie ist eine sehr begabte Cellospielerin und möchte beruflich etwas mit Musik machen. Ihr Vater verlangt aber, dass sie Betriebswirtschaft studiert und die Bank übernimmt. Sonst ist ja keiner mehr übrig – selbst wenn Harald noch am Leben wäre, wäre er dafür nicht in Frage gekommen. Die Sache mit ihrem Studium kam jedenfalls schon auf, bevor Harald ermordet wurde.«
    »Trägt sie Schmuck?«, fragte Dóra. »Die Hände auf den Fotos passten gut zu einer Cellospielerin, vor allem die kurzen, gut gepflegten Fingernägel.«
    »Nein, gar nicht. Sie ist nicht so«, antwortete Matthias. »Sie macht sich nicht viel aus Schmuck.«
    »Noch nicht mal ein kleiner, hübscher Diamantring?«
    Eine kurze Pause und dann: »Doch, stimmt genau. Woher wissen Sie das?«
    Dóra beschrieb ihm die Bilder. Nachdem Matthias versprochen hatte, noch einmal darüber nachzudenken, ob sie sich mit dem Mädchen in Verbindung setzen sollten, beendeten sie das Gespräch.
    »Bissuenlichfeddich?«, nuschelte Dóras Tochter, den Mund voller Zahnpastaschaum. Sie hatte die Zähneputzerei während des gesamten Telefongesprächs über sich ergehen lassen – für heute war sie jedenfalls vor Karies gefeit. Dóra brachte Sóley ins Bett und las ihr etwas vor, bis sie langsam einschlummerte. Sie gab dem halb schlafenden Kind einen Kuss auf die Stirn, knipste das Licht aus und lehnte die Tür an. Danach widmete sie sich wieder ihrem Laptop.
    Nachdem sie zwei Stunden lang Haralds Dateien durchgesehen hatte, ohne auf etwas Nützliches zu stoßen, gab sie auf und schaltete den Computer aus. Sie beschloss, ins Bett zu gehen und in der Ausgabe von Malleus Maleficarum, die Matthias ihr mitgegeben hatte, zu lesen. Das war bestimmt aufschlussreich.
    Als sie das Buch aufschlug, fiel ein zusammengefalteter Zettel heraus.
     
    »Halt’s Maul«, zischte Marta Maria. »Wir kriegen das nur hin, wenn wir uns richtig konzentrieren.«
    »Halt selbst das Maul«, entgegnete Andri lautstark. »Ich darf sprechen, wann ich will.«
    Bríet hatte den Eindruck, dass Marta Maria die Zähne zusammenbiss, war sich aber nicht sicher, denn im Raum war es dämmerig – bis auf den Schein einiger hier und dort im Wohnzimmer verteilter Spirituslampen. Sie seufzte. »Ach, jetzt hört schon auf zu streiten und lasst uns weiterkommen.« Sie machte es sich auf dem Fußboden bequem; alle saßen im Schneidersitz in einem engen Kreis.
    »Ja, verdammt noch mal«, quengelte Halldór und rieb sich die Augen. »Ich wollte früh ins Bett gehen und hab keinen Bock, mich endlos mit diesem Scheiß zu befassen.«
    »Mit diesem Scheiß?«, stieß Marta Maria hervor, deren Wut offenbar noch nicht verflogen war. »Ich dachte, wir sind uns alle darüber einig, dass wir es machen. Hab ich euch da irgendwie falsch verstanden?«
    Halldór stöhnte. »Nein, dreh mir nicht die Worte im Mund um. Bringen wir es einfach hinter uns.«
    »Es ist ganz anders als bei Harald zu Hause«, tönte Brjánn, der bisher nicht viel gesagt hatte. »Nicht nur wegen der Wohnung.« Er schaute sich um. »Harald fehlt. Ich weiß nicht, ob das ohne ihn geht.«
    Andri ließ sich von der Bemerkung über die Wohnung nicht beeinflussen. »Wir können leider nicht viel an Haralds Fehlen ändern.« Er griff nach dem Aschenbecher. »Wie heißt die Alte?«
    »Dóra Guðmundsdóttir«, antwortete Bríet. »Rechtsanwältin.«
    »Okay«, sagte Andri. »Lasst uns anfangen. Einverstanden?« Er schaute in die Runde; die anderen nickten oder zuckten zustimmend mit den Schultern. »Wer fängt an?«
    Bríet schaute Marta Maria an. »Fang du an«, schlug sie vor, in der Hoffnung, die schlechte Laune ihrer Freundin dadurch zu vertreiben. »Du kannst es am

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