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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Paris, Rom oder New York fliegen können, um ihnen eine richtige Großstadt zu zeigen. Sie hätten durch die norwegischen Fjorde, die Schweizer Berge oder die Dschungel Amazoniens gondeln können; die ganze Welt stand ihnen offen, doch dann kam alles anders. Denn noch während sie Reiseprospekte studierten, schickte Joris Vorhulst ihnen eine Nachricht:
    Mutter hat mir erzählt, dass ihr einen Urlaub plant. Anfang nächsten Monats bin ich für mindestens eine Woche am Skyhook-Terminal. Hättet ihr nicht Lust, euch die Sache mal anzusehen?
    »Und ob!«, rief Myra. »Etwas Besseres kann ich mir gar nicht vorstellen.«
    »Das ist ja super!«, stimmte Natasha ein. Und selbst Robert, der vor Natashas Stuhl herumkrabbelte und aufmerksam jedes Wort verfolgte, krähte etwas, das Natasha mit »Ja« übersetzte.
    Und so kam es, dass die vier Subramanians sich auf ihre erste längere gemeinsame Reise vorbereiteten.
     
    Nicht nur wegen der Aussicht, Joris Vorhulst wiederzusehen, freute sich Ranjit auf diese Exkursion zum Skyhook-Terminal. Es gab mehrere Gründe, einer davon war seine Tätigkeit in dem Beratergremium, zu der Joris ihn vor ein paar Jahren überredet hatte. Mit viel Aufwand war dieser »Job«, wenn man diese Aktivität denn so nennen wollte, nicht verbunden. Er brauchte nicht an Konferenzen teilzunehmen, man verlangte von ihm keine Stellungnahme zu irgendwelchen Problemen, denn wenn es Schwierigkeiten gab, die gelöst werden mussten, trafen die eigentlichen Betreiber des Skyhook-Projekts die Entscheidungen,
nämlich die Regierungen von China, Russland und den USA.
    Allerdings erhielt Ranjit einmal im Monat einen Bericht, in dem aufgeführt wurde, welche Fortschritte man beim Bau dieser Anlage erzielt hatte. Doch auch hier spürte man, wer das Sagen hatte, denn der größte Teil dieser Mitteilungen war streng geheim, und wer konkrete Informationen erwartet hatte, der sah sich enttäuscht. Zumeist war von etwas die Rede, das vage mit »Entwicklung« umschrieben wurde, ohne dass man ins Detail ging. Dem Ganzen haftete etwas Geheimniskrämerisches an. Die Baustelle selbst hatte er nur wenige Male aufgesucht, und dann auch immer nur kurz. Aber nun war Joris Vorhulst ja auch zugegen und konnte ihn vielleicht ein bisschen mehr aufklären. Auf jeden Fall sah er diesem Besuch des Skyhook-Terminals mit großer Spannung entgegen.
    Ein weiterer Grund für Ranjits Begeisterung war ihre Anreise zu der Baustelle. Die Subramanians besaßen kein eigenes Auto; Ranjit und Myra legten die meisten Wege mit dem Fahrrad zurück, manchmal radelte Natasha munter vor ihnen her und Robert saß angeschnallt in einem Kindersitz hinter seinem Vater, und wenn es gelegentlich gar nicht anders ging, nahmen sie sich halt ein Taxi. Doch zu Ranjits Überraschung hatte die Universität zugesagt, ihm eigens für diesen Ausflug einen Wagen zu mieten; als Dr. Davoodbhoy ihm die Schlüssel überreichte, grinste er und verkündete: »Das Auto stammt von Pax per Fidem. Ein brandneues Modell aus Korea. All die klugen Köpfe, die früher Waffen entwickelt haben, befassen sich jetzt mit der Herstellung von Konsumgütern. Und man merkt, dass diese Leute etwas von Technik und Design verstehen.« Und dann erklärte er dem staunenden Ranjit, was dieser schmucke kleine Viersitzer alles konnte. Danach brannte Ranjit darauf, zu Myra zurückzukommen und ihr dieses technische Wunderwerk vorzuführen.
    »Hol einen Krug voll Wasser«, befahl er, als er vor ihrem Haus hielt. Verdutzt erfüllte Myra seinen Wunsch. Ihre Verblüffung
wuchs, als ihr Mann mit einer feierlichen Geste den Treibstofftank öffnete und das Wasser hineingoss. Und als er dann den Motor startete, der prompt zu schnurren begann wie eine satte Katze, war sie total perplex.
    Ranjit wiederholte, was Davoodbhoy ihm gesagt hatte. »Bor«, erläuterte er. »Das nennt man den Abu-Hamed-Antrieb. Warum, weiß ich auch nicht, vielleicht hat ein gewisser Abu Hamed ihn erfunden. Weißt du, dass das Element Bor so gierig nach Sauerstoff ist, dass es ihn sofort aus chemischen Verbindungen wie zum Beispiel Wasser herauszieht? Und was bleibt übrig, wenn man aus einem Wassermolekül den Sauerstoff entfernt?«
    Myra runzelte die Stirn. »Wasserstoff, aber …«
    Er grinste und legte ihr einen Finger an die Lippen. »Aber Bor ist furchtbar teuer, und fossile Treibstoffe zu benutzen war so viel billiger, dass sich kein Mensch eingehender mit diesem Konzept beschäftigt hat. Doch hier ist er - der Bor-Antrieb! Man hat ein

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