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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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suchend um und fragte: »Wo ist Robert?«
    Eine der Kanadierinnen antwortete: »Gerade stand er noch an der Tür.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Ranjit sauste hinaus und brüllte in dem Lärm, den die Sirene veranstaltete, Roberts Namen. Im Nu hatte er seinen Sohn gefunden, der wie gebannt aus dem Fenster starrte, durch das der Van-Allen-Gürtel als polychromer, verschwommener Schleier zu sehen war. Hastig zerrte er den Kleinen in den Schutzraum und knallte hinter ihnen die Tür zu. »Dem Jungen ist nichts passiert«, beruhigte
er seine Familie - und all die anderen Leute, die sich an der Tür versammelt hatten und besorgte Gesichter machten. »Ich habe ihn gefragt, was über ihn gekommen sei, einfach am Fenster stehen zu bleiben, und er antwortete nur ›Fisch‹.«
    In der allgemeinen Erleichterung und Heiterkeit runzelte die kanadische Großmutter nachdenklich die Stirn und spitzte dann die Lippen. »Hat er gesagt, er hätte einen Fisch gesehen?«, vergewisserte sie sich. »Das wäre ja interessant. Denn in den Nachrichten hieß es, dass Leute vom Skyhook aus seltsame Objekte gesichtet hätten - irgendwelche Dinge aus Metall, die an beiden Enden zugespitzt waren. Sie müssen ähnlich ausgesehen haben wie Fische, denke ich mir.«
    »Diese Erscheinungen sind überall aufgetaucht«, ergänzte ihr Schwiegersohn. »Zuerst hielt ich das für eine Art Massenhysterie, so was wie eine kollektive Halluzination, in die Menschen sich manchmal hineinsteigern können. Aber vielleicht ist doch etwas daran. Möglicherweise sind diese Gebilde real.«
     
    Zur selben Zeit fand unter den völlig realen Neungliedrigen in ihren kleinen, kanuförmigen Schiffen eine hitzige Diskussion statt.
    Zuerst hielten sie es für eine gute Idee, die Tarnschilde zu deaktivieren, damit diese primitiven Erdlinge sie sehen konnten. Danach versuchten sie alle gleichzeitig, sich über das spezielle Richtstrahlsystem zu verständigen, das es ihnen erlaubte, miteinander zu kommunizieren, ohne von den Menschen auf der Erdoberfläche abgehört zu werden. Bei diese Debatte ging es nur um ein einziges Thema: Hatten sie richtig gehandelt?
    Um diese Frage beantworten zu können, wurden noch einmal die Dauerbefehle aufgerufen und sichtbar gemacht, damit jeder sie studieren konnte. Die Kommunikationsexperten, die für den Kontakt zwischen den Neungliedrigen und den Großen Galaktikern zuständig waren, grübelten ausgiebig über die Sache nach, ehe sie eine Meinung äußerten. Vom Kindesalter an waren sie darauf geschult, jede Nuance einer jeden Instruktion
zu verstehen, die die Großen Galaktiker an sie weitergaben. Man hörte sich ihre Ansichten aufmerksam an, und wie es sich herausstellte, waren sie zu einem nahezu einmütigen Ergebnis gelangt.
    Ein menschlicher Rechtsanwalt hätte das Resultat ungefähr mit folgenden Worten ausgedrückt: Die Großen Galaktiker hatten den Neungliedrigen strikt untersagt, mit der menschlichen Schurkenrasse in Verbindung zu treten. Aber sie hatten ihnen nicht befohlen, dafür zu sorgen, dass die Menschen nichts von ihrer Anwesenheit ahnten.
    Somit schlussfolgerten die Experten, dass die Großen Galaktiker die Neungliedrigen für ihre eigenmächtige Aktion gerechterweise nicht bestrafen durften - jedenfalls nicht besonders schwer. Und es hatte sich eindeutig erwiesen, führten die Experten weiter aus, dass die Großen Galaktiker einen gewissen Sinn für Gerechtigkeit, oder etwas in dieser Art, besaßen. Es konnte sein, dass sie die Neungliedrigen rüffelten; vielleicht bestraften sie sie sogar. Aber es war höchst unwahrscheinlich, dass sie gleich ihre gesamte Spezies ausrotten würden.
    Andere Klientenrassen der Großen Galaktiker wären ein solches Risiko gar nicht erst eingegangen. Die Anderthalben zum Beispiel hätten sich zurückgehalten. Auch die Maschinenbewohner wären auf Nummer sicher gegangen. Nicht eines der Völker, die von den Großen Galaktikern abhängig waren, besaß einen ausgeprägten Humor. Bis zu diesem Augenblick.

33
    Private Sorgen in einer glücklichen Welt
    Um die Verteilung des Nilwassers würde kein Krieg mehr ausbrechen und den Weltfrieden bedrohen, denn sowohl Ägypten als auch Kenia wurden in einer Abstimmung mit überwältigender Mehrheit in die Organisation Pax per Fidem aufgenommen. Noch ehe deren Friedensstifter anrücken konnten, waren bereits Teams von kenianischen Hydrologen vor Ort und richteten sich in den Kontrollgebäuden am Assuan-Staudamm häuslich ein. Beide an diesem Abkommen

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