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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Minuten später hatte Dr. Vorhulst in knappen, überzeugenden Worten dargestellt, welche Gründe gegen eine Verwendung von thermonuklearen Triebwerken sprachen. Die Quartiere der Astronauten mussten schwer gepanzert sein, um die Menschen vor der tödlichen radioaktiven Strahlung zu schützen, und wer wollte schon ein paar Hundert Atombomben im All zünden? Sonnensegel hätten viele Vorteile, erklärte er, aber die mit ihnen angetriebenen Schiffe seien schrecklich langsam und schwer zu steuern. Die elektrische Rakete hätte zwar auch nur einen geringen Schub, dafür benötigte sie keine Treibstofftanks und produzierte auch keine unerwünschten Schadstoffe. Woher die Elektrizität käme? Nun ja, vielleicht würde sie von einem an Bord befindlichen Kernreaktor erzeugt, gab Vorhulst zu, aber genauso gut könnte sie durch Solarenergie gewonnen werden - im Weltall gab es keine Nacht und kein schlechtes Wetter, also schien die Sonne immer. »Und was macht man mit der Elektrizität? Man benutzt sie, um irgendeine Flüssigkeit zu ionisieren, zum Beispiel ein Gas wie Xenon. Das Ganze funktioniert dann nach dem klassischen Rückstoßprinzip. Ionisiertes Gas schießt mit hoher Geschwindigkeit aus den Raketendüsen heraus und treibt das Raumschiff in die entgegengesetzte Richtung vorwärts.«
    Er hielt inne, um Atem zu schöpfen. »Also gut«, räumte er ein, »bei einer elektrischen Rakete ist die Beschleunigung ziemlich schwach. Aber sie bleibt bestehen. Das Schiff beschleunigt, so lange man will, und je länger der Vorgang dauert,
umso größer wird die Geschwindigkeit. Man könnte während der halben Strecke zum Mars konstant beschleunigen. Dann dreht man das Fahrzeug um 180 Grad und bremst bis zur Ankunft ab. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    Vorhulst ließ den Kursteilnehmern ein paar Augenblicke Zeit, um auf die Antwort zu kommen, aber keiner meldete sich zu Wort. »Nun«, fuhr er schließlich fort, »das bedeutet, je länger die zurückgelegte Strecke ist, umso schneller wird das Raumschiff. Man benutzt keine elektrische Rakete, um zum Mond zu fliegen. Die Reise ist zu kurz und infolgedessen erreicht man kein nennenswertes Tempo. Für den Mars wäre das jedoch der optimale Antrieb. Und dann natürlich, um zu den äußeren Planeten zu gelangen, beispielsweise Uranus oder Neptun. Der Flug dorthin würde nicht viel länger dauern als eine Reise zu Mars. Auf richtig weiten Flügen, angenommen, man hat sich die Oort’sche Wolke zum Ziel genommen, baut sich durch die lange Phase der Beschleunigung eine derart hohe Geschwindigkeit auf, dass sich diese gewaltige Strecke tatsächlich bewältigen ließe!«
    Er hielt inne und grinste. »Nun ja, jetzt, da ich Ihnen die Vorzüge der elektrischen Rakete in glühenden Farben geschildert habe, möchte ich nicht versäumen, Sie auf ein schwerwiegendes Manko hinzuweisen. Es besteht darin, dass es sie nicht gibt.« Aus den Reihen der Zuhörer ertönte enttäuschtes Stöhnen, und der Professor winkte ab. »Die Pläne dazu existieren, aber bis jetzt hat noch niemand eine Rakete mit elektrischem Antrieb gebaut, weil man sie von der Erdoberfläche aus nicht starten kann. Sie muss zuerst in einen niedrigen Orbit gebracht werden. Mit einem Artsutanov-Raumlift wäre das möglich, aber wie Sie wissen, gibt es den auch noch nicht.«
    Danach lächelte er bedauernd. »Oh, eines Tages wird man einen bauen«, behauptete er. »Der nächste Schritt ist dann die Konstruktion von elektrischen Raketen, und ich wette, dass mehr als einer von Ihnen zu allen möglichen seltsamen und erstaunlichen Orten reisen wird. Doch das ist Zukunftsmusik.
Zurzeit existieren weder ein Raumlift noch eine elektrische Rakete.«
    Prinzipiell hatte der Professor Recht, jedenfalls auf den winzigen Sektor des Weltalls bezogen, der den Planeten Erde umgab. Doch das sollte sich bald ändern.
     
    In Wahrheit steuerten ein wenig weiter entfernt 154 dieser elektrischen Raketen genau auf die Erde zu, und die Individuen, die sich an Bord dieser Schiffe befanden, hielten ihre Raumfahrzeuge keineswegs für ungewöhnlich.
    Bei diesen Individuen handelte es sich um die Anderthalben, und sie (oder ihre Vorfahren) waren seit unzähligen Generationen in exakt solchen Schiffen von einem Stern zum anderen gereist. Und immer aus dem gleichen Anlass, denn in der Gemeinschaft der subalternen Spezies, die die Galaxis bevölkerten, nahmen die Anderthalben einen einzigartigen Rang ein.
    Im Grunde waren die Anderthalben die Auftragskiller der Großen

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