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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Flasche aus der Hand, entfernte die Kappe und goss das Getränk in ein hohes, bereits mit Eisstückchen gefülltes Glas, das ebenfalls aus dem Nichts zu kommen schien.
    Der Diener entfernte sich und Ranjit blinzelte ihm verdutzt hinterher, bis aus einer anderen Richtung eine Frauenstimme sagte: »Um ein Haar hättest du seine Reisschale zerbrochen, weißt du? Wenn die Gäste ihre Coca-Cola-Flaschen selbst öffnen würden, wäre der durchschnittliche Wallah arbeitslos. Wie geht’s dir so, Ranjit?«
    Als er sich umdrehte, entdeckte er die junge Burgher-Frau aus dem Soziologiekurs, in dem er so unglücklich gewesen war. Mary - Martha - nein - »Myra de Soyza«, half sie ihm auf die Sprünge. »Wir haben uns in dem Soziologiekurs kennengelernt, und es ist schön, dich wieder zu sehen. Ich habe gehört, dass du dich mit Fermats Letztem Satz beschäftigst. Wie kommst du voran?«
    Mit dieser Frage hatte Ranjit nicht gerechnet, vor allen Dingen nicht, dass sie ihm von einer so gutaussehenden Frau wie Myra gestellt würde. Er flüchtete sich in eine nichtssagende Antwort. »Leider nur sehr langsam. Ich wusste nicht, dass du dich für Fermat interessierst.«
    Sie blickte ein wenig verlegen drein. »Nun, offen gestanden warst du derjenige, der mich dazu brachte, mich mit diesem Thema zu befassen. Nachdem wir hörten, dass du das Passwort des Mathematikprofessor gestohlen hast - ach, du bist überrascht? Selbstverständlich haben sämtliche seiner Kursteilnehmer davon erfahren. Wenn das Semester nicht schon zu
Ende gewesen wäre, hätte man dich bestimmt zum Kurssprecher gewählt.« Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln. »Jedenfalls hatte ich mich damals gefragt, was jemanden wie dich zu einer solchen Besessenheit - oder ist dieser Begriff übertrieben?« Ranjit, dem es schon längst nichts mehr ausmachte, mit welchen Worten man seine bis jetzt erfolglose Forschung beschrieb, zuckte nur gleichgültig die Achseln. »Lass es mich so ausdrücken«, fuhr sie fort. »Mich quälte die Frage, warum du ein so starkes Interesse daran hast, den Beweis für Fermats Behauptung zu finden. Wiles’ Arbeit konnte Fermat ja wohl nicht im Sinn gehabt haben. Nahezu jeder Schritt, den Wiles anführt, stammt von Berechnungen, die jemand lange nach Fermats Tod angestellt hat, also kann Fermat sich gar nicht daran angelehnt haben … Oh, Ranjit, pass bitte mit deinem Glas auf!«
    Ranjit blinzelte verdutzt, doch dann begriff er, was sie meinte. Die Wende, die das Gespräch mit Myra nahm, hatte ihn so überrascht, dass er das Glas in seiner Hand völlig vergaß und nicht merkte, wie gefährlich schräg er es hielt. Er hob es an die Lippen und trank hastig einen Schluck, um seinen Kopf zu klären. »Was weißt du schon über den Beweis von Wiles?«, fragte er, an einem Punkt angelangt, wo er jede Höflichkeit außer Acht ließ.
    Myra de Soyza schien es nicht zu stören. »Eigentlich nicht viel. Es genügt gerade mal, um eine Vorstellung zu bekommen, worum es ihm geht. Ein richtiger Mathematiker ist mir natürlich haushoch überlegen. Hast du eine Ahnung, wer Dr. Wilkinson ist? Vom Mathematischen Forum der Drexel-Universität? Ich denke, er konnte am besten und einfachsten erklären, was Wiles wirklich geleistet hat.«
    Was Ranjit nun die Sprache verschlug, war die Tatsache, dass er zu der Zeit, als er anfing, Wiles’ Beweis zu verstehen, gleichfalls dankbar für exakt die Analyse von Dr. Wilkinson war, auf die Myra anspielte.
    Er musste irgendeine Lautäußerung von sich gegeben haben, denn die junge Frau sah ihn forschend an. »Und du kannst Wilkinsons Ausführungen wirklich folgen?«, legte er nach.

    »Selbstverständlich kann ich verstehen, was er schreibt«, erwiderte sie liebenswürdig. »Er drückt sich doch sehr klar aus. Ich musste seine Erläuterungen nur - na ja«, gestand sie ein, »insgesamt fünfmal lesen. Und häufig in den Büchern nachschlagen, auf die er verweist. Ohne jeden Zweifel ist mir eine Menge entgangen, aber ich glaube, dass ich im Großen und Ganzen durchschaue, worauf er hinauswill.« Sie sah ihn eine Weile schweigend an, ehe sie fragte: »Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde?«
    Worauf Ranjit aus tiefster Überzeugung antwortete: »Nein, ich habe keinen blassen Schimmer.«
    »Nun, ich würde mich mit Wiles nicht länger beschäftigen. Ich würde mir ansehen, was andere Mathematiker in den - sagen wir - ersten dreißig bis vierzig Jahren nach Fermats Tod erreicht haben. Ich denke mir, vielleicht gab es

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