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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Ansätze für eine Lösung des Problems, von denen Fermat Kenntnis hatte oder an denen er sogar selbst arbeitete. Und … Ah!«, rief sie, abrupt das Thema wechselnd, während sie über Ranjits rechte Schulter blickte, »da ist ja mein längst überfälliger Brian Harrigan mit meinem längst überfälligen Champagner.«
    Der längst überfällige Brian Harrigan war einer dieser abnorm großen Amerikaner, und er folgte einem hübschen, ungefähr zwanzig Jahre alten Mädchen dicht auf den Fersen. Nachdem er Ranjit mit einem flüchtigen Blick gestreift hatte, wandte er sich an Myra de Soyza und sprach mit ihr, als sei Ranjit Subramanian Luft für ihn. »Entschuldige, meine Süße, aber ich kam mit… äh … Devika? … ins Plaudern. Sie ist mehr oder weniger in diesem Haus aufgewachsen, und sie hat mir versprochen, mir das gesamte Anwesen zu zeigen. Es besitzt ein paar architektonisch höchst interessante Besonderheiten - hast du dir die Zementfußböden angesehen? Wenn du nichts dagegen hast …«
    »Keineswegs, lass dich ruhig herumführen. Gib mir nur den Champagner, wenn er mittlerweile nicht schon warm ist, und dann ab mit dir.«

    Er trollte sich, Arm in Arm mit dem Mädchen, das weder Ranjit noch Myra de Soyza eines Wortes gewürdigt hatte.
     
    Das Beste an Brian Harrigans Fortgehen war, dass Ranjit sich wieder allein mit dieser bemerkenswerten, verwirrenden und ganz und gar ungewöhnlichen jungen Frau unterhalten konnte. (Obwohl sie seiner Einschätzung nach so jung nun auch wieder nicht war. Sie musste mindestens zwei oder drei Jahre älter sein als er, und das war noch knapp gerechnet.) Ihr Beisammensein betrachtete er jedoch nicht als romantisches Tête-à-tête. Dazu war er in sämtlichen Dingen, die sich zwischen Jungen und Mädchen abspielten, viel zu unerfahren, und außerdem gab es da noch diesen Brian Harrigan, der sie mit »meine Süße« anredete. Nach ein paar diskreten Andeutungen erzählte de Soyza ein bisschen über ihn. Wie es sich herausstellte, war er gar kein Amerikaner, sondern Kanadier. Er arbeitete für eine dieser weltweiten Hotelketten und wirkte zurzeit an der Planung eines weiteren Luxushotels an einem von Trincomalees Stränden mit. Doch was Ranjit am brennendsten interessierte, verschwieg sie. Nun gut, sagte er sich, es ging ihn ja wirklich nichts an, ob die beiden miteinander schliefen oder nicht.
    Bei der Erwähnung von Trincomalee horchte Ranjit auf, und plötzlich blickte de Soyza betroffen drein. »Ach ja, richtig. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Das ist doch dein Zuhause. Kennst du das Hotel, mit dem Brian sich beschäftigt?«
    Ranjit gestand ein, dass er von Trincos Touristenhotels so gut wie nichts wusste, außer dass die Zimmer dort extrem teuer waren. Doch dann erkundigte sie sich nach dem Tempel seines Vaters, über den sie - abermals zu seiner nicht geringen Verwunderung - offenbar bestens im Bilde war. Sie wusste, dass er auf dem sogenannten Heiligen Hügel Shivas stand, und dass er - oder zumindest der große Tempel, den die Portugiesen 1624 geplündert und dem Erdboden gleichgemacht hatten - einstmals zu den prunkvollsten Andachtsstätten in ganz
Südostasien gehörte, denn während seiner über tausend Jahre alten Geschichte hatten die Mönche riesige Mengen an Gold, Seidenstoffen, Juwelen und anderen Kostbarkeiten angehäuft.
    Sie wusste sogar über den furchtbaren Tag im Jahr 1624 Bescheid, an dem der portugiesische Kommandant, Constantine de Sa de Menzes, dem Obersten Priester des Tempels befohlen hatte, sämtliche der dort gehorteten Schätze auf die im Hafen liegenden Schiffe der Portugiesen zu schaffen, und wenn er sich weigerte, würde de Sa die Kanonen seiner Schiffe auf den Tempel abfeuern lassen. Dem Obersten Priester blieb gar keine andere Wahl. Er kam dem Befehl nach … und dann ließ de Sa den Tempel trotzdem in Trümmer schießen.
    »Huh«, entfuhr es Ranjit, als sie mit ihrer Geschichte zu Ende war. »Du weißt wirklich viel über diese Epoche, nicht wahr?«
    Sie wirkte peinlich berührt. »Ja, ich denke schon, aber ich könnte mir vorstellen, dass sich das, was ich weiß, von deinen Informationen ein bisschen unterscheidet. Ein Teil meiner Vorfahren gehörte nämlich zu den Plünderern.«
    Darauf fand Ranjit keine bessere Entgegnung als ein weiteres »Huh!« Sie waren in den Garten hinausgeschlendert, in dem der Ingwer und Frangipani blühten, und nun saßen sie einträchtig nebeneinander unter einer Gruppe von Palmen. Von dort aus konnte man den

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