Das letzte Theorem
in diesem Schreiben?«
Ranjit riss ihr das Blatt aus der Hand. »Welches Wort?«, fragte er ruppig. »Meinst du das, was ganz unten steht? ›Glückwunsch‹?«
»Genau das meine ich!«, bekräftigte sie. Ihr Lächeln zog sich in die Breite, es drückte Stolz und Zärtlichkeit aus. Von Myra de Soyza so angelächelt zu werden, stellte für Ranjit die Erfüllung all seiner Träume dar. »Hast du schon mal gehört, dass man jemandem zu einem Fehlschlag gratuliert? Deine Abhandlung wird veröffentlicht, Ranjit! Man ist der Ansicht, dass du endlich die Lösung des Rätsels gefunden hast.«
19
Ruhm
»Sobald das Magazin Ihren Artikel veröffentlicht, sind Sie berühmt. Weltberühmt! «, freute sich Beatrix Vorhulst, als Ranjit sich an diesem Abend wieder in ihrem Haus einfand.
Doch sie irrte sich. So lange dauerte es gar nicht. Schon mehrere Tage bevor die Druckerpressen des Magazins Tausende von Kopien jenes Aufsatzes fabrizierten, der Ranjit weltweit bekannt machen sollte, hatte sich seine ungeheure Leistung herumgesprochen. Noch war nichts von ihm publiziert worden, doch irgendjemand - vielleicht eine Person, die in der Redaktion von Nature arbeitete oder jemand aus dem Kreis der Mathematiker, die seine Arbeit analysiert hatten - ließ die Geschichte durchsickern, und dann kreuzten die Reporter bei ihm auf. Zuerst meldete sich die BBC, dann ein Journalist der New York Times , und zum Schluss gab es einen riesigen Ansturm. Alle wollten von Ranjit wissen, was Monsieur Fermat im Sinn hatte, als er diese ominöse Randbemerkung schrieb, und wieso mehrere Jahrhunderte vergehen mussten, ehe man beweisen konnte, dass er Recht gehabt hatte.
Diese Fragen zu beantworten, fiel Ranjit nicht schwer. Er geriet jedoch ins Schwimmen, als er sich zu den Gerüchten über seine Inhaftierung äußern sollte, aber zum Glück stand ihm De Saram zur Seite, der ihm kurz und bündig riet: »Sagen Sie einfach, Ihr Anwalt hätte Ihnen nahegelegt, wegen eines schwebenden Verfahrens keinerlei Kommentare zu diesem Thema abzugeben. Für den Wahrheitsgehalt dieser Aussage verbürge
ich mich, indem ich in Ihrem Namen die Schifffahrtslinie verklage.«
»Aber ich will von den Schiffseignern gar kein Geld«, protestierte Ranjit. »An dem, was mir passiert ist, sind sie völlig unschuldig.«
»Keine Sorge. Sie werden nichts kriegen, darum kümmere ich mich. Ich möchte Ihnen nur einen glaubwürdigen Grund liefern, auf diese Fragen nicht einzugehen. Dr. Bandara legt äußersten Wert darauf, dass über diesen Vorfall geschwiegen wird. Ihre Inhaftierung und deren nähere Umstände stehen nicht zur Diskussion. Dieses Thema ist ein für alle Mal tabu.«
Die Strategie ging auf, doch sie trug nicht dazu bei, die Anzahl der Leute zu vermindern, die sich mit ihm zu einem ruhigen Gespräch hinsetzen wollten - das allerdings von einem aus mitunter einem Dutzend Technikern bestehenden Team aufgezeichnet würde -, damit er ihnen etwas über Fermat und dessen seltsames Verhalten erzählte. Als die Situation Ranjit über den Kopf zu wachsen drohte, wandte er sich abermals mit einer Bitte um Hilfe an De Saram. Der meinte, Ranjit solle am besten die Flucht nach vorn antreten und von sich aus an die Öffentlichkeit gehen. Er schlug eine Pressekonferenz vor, auf der er die ganze Geschichte einem beliebig großen Kreis von Zuhörern schildern konnte.
Im Haus der Vorhulsts saßen sie am Swimmingpool - De Saram, Ranjit, Myra de Soyza und Beatrix Vorhulst. Die Ausflüge zum Strandhaus machten Ranjit und Myra keinen Spaß mehr, denn die Presseleute hatten sie dort aufgestöbert, und seitdem benutzten sie zum gemeinsamen Schwimmen den Pool.
»Ich habe mit Dr. Bandara darüber gesprochen«, berichtete De Saram, während er seinen Stuhl in den Schatten des großen Sonnenschirms rückte. »Er ist sich sicher, dass die Universität einen Raum zur Verfügung stellt, in dem Sie dann Ihre Pressekonferenz abhalten können. Seiner Überzeugung nach wird die Universität es als Ehre auffassen, Ihnen behilflich zu sein.«
Ranjit wurde unbehaglich zumute. »Und was soll ich sagen, wenn es so weit ist?«
»Sie erzählen ganz einfach, was Sie getan haben«, erwiderte De Saram. »Natürlich lassen Sie die Begleitumstände aus, von denen Dr. Bandara nicht möchte, dass sie publik werden.« Er setzte seine Tasse ab und lächelte Mevrouw Vorhulst an. »Keinen Tee mehr. Danke. Ich muss wieder ins Büro zurück. Und bitte keine Umstände, ich finde allein hinaus.«
Mevrouw Vorhulst gab
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