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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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verschiedene Kanäle, die kaum einer kennt, und verkauft das Alteisen
     zu einem Mehrfachen des Preises an Länder, in denen sich kleinere Völker
     und mächtige Clans gegenseitig bekämpfen.«
    »Hat er Gesetze
     gebrochen?«
    »Das weiß ich
     nicht. Vor einigen Jahren sickerte das Gerücht an die Presse durch,
     dass er eine ungeheuerliche Summe Gewinn bei einem Waffenverkauf gemacht
     hat. Dabei hat er sich bekämpfende Gruppen in den Ländern des
     Balkan, die früher zu Jugoslawien gehörten, beliefert, und auch
     Entwicklungsländer, besonders in Afrika, wo sich die Menschen immer
     bekriegen. Andri Ólafur hat diese Anschuldigungen öffentlich
     bestritten, doch man muss ihm ja nicht unbedingt glauben. Jedenfalls hat
     sich das Gerücht hartnäckig gehalten. Soweit ich mich erinnere,
     wurde eine Untersuchung eingeleitet, aber ich weiß nicht, ob sie zu
     einem Ergebnis bezüglich Schuld oder Unschuld gekommen ist. Soweit
     ich weiß, wurde er nie für illegalen Waffenhandel angeklagt.«
    »Weißt du, wie es
     mit den Schiebereien angefangen hat?«
    »Andri Ólafur
     stammt aus Sudurnes und hat in seinen jüngeren Jahren auf dem
     Keflaviker Flugplatz gearbeitet. Dort hat er allen möglichen Schrott
     verkauft, den das Heer loswerden wollte. Er hat da die Branche von der
     Pike auf gelernt und sich gute Kontakte zu den Befehlshabern der US Army
     geschaffen, die die Base in Keflavik geleitet haben. Dann hat er sich in
     Luxemburg niedergelassen, wahrscheinlich, weil dort das Bankgeheimnis noch
     wesentlich umfassender ist als hier und man daher leichter Geschäfte
     hinter den Kulissen machen kann. Von dort aus hat er seine Geschäfte
     jahrzehntelang geführt.«        
    »Höre ich das
     richtig: Du hältst ihn für ein halbseidenes Hemd?«
    Mein Broker zuckt mit den
     Achseln.
    »Ich schätze an
     Andri Ólafur, dass er unglaublichen Erfolg auf seinem Gebiet hat«,
     antwortet er nach reiflicher Überlegung, »aber meiner Meinung
     nach versuchen Waffenhändler vor allem, daran zu verdienen, dass sie
     Gewalt in der Welt schüren und damit das Elend der Bürger erhöhen.
     Daher befinden sich diese Leute für mich in der gleichen Kategorie
     wie Drogendealer.«
    Mein Broker ist manchmal
     ungehalten über mein finanzielles Verhalten, das er »das Fehlen
     eines Finanzquotienten« nennt.
    Aber das hat sich in der
     letzten Zeit zum Besseren gewendet. Ich bin nämlich viel vorsichtiger
     geworden, was Geldanlagen angeht. Plane weiter im Voraus.
    Wegen des Kindes.
    Veränderungen! Veränderungen!
    Hoffentlich ende ich nicht
     als konservative alte Schachtel in der Weststadt!
    Die Suche, die Lisa Björk
     und ich nach einer Karitas gestartet haben, hatte bisher keinen Erfolg. 
    Es stellte sich heraus, dass
     knapp zweihundert isländische Frauen diesen alten lateinischen Namen
     der Liebe tragen. Auch wenn wir sofort alle ausgeschlossen haben, die jünger
     als dreißig und älter als fünfzig sind, blieb die Liste
     immer noch ganz schön lang.
    Lisa ist diesen Frauen den
     ganzen Tag hinterhergejagt. Ohne eine einzige zu finden, die auf Andri
     Ólafurs Beschreibung der Karitas passt, die er in der Kaffibar
     getroffen hat. Und keine, die als Model gearbeitet hat.
    Das überrascht mich
     nicht.
    Ich hatte es gleich für
     ein Täuschungsmanöver gehalten. Entweder von Seiten der Frau
     oder von Andri Olafur.
    Auf dem Heimweg klingelt das
     Handy.
    »Ich habe die Bestätigung
     bekommen, welcher Taxifahrer Andri Ólafur am Montagabend
     an der Kaffibar abgeholt hat«, sagt Lisa Björk. »Soll ich
     mit ihm sprechen?«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Sein Taxi steht auf
     dem Parkplatz von Hreyfill an der Laekjargata.«
    »Das ist gar nicht weit
     von hier. Ich übernehme ihn.«
    Ich finde einen freien
     Parkplatz neben dem alten Stadtgymnasium. Es befindet sich immer noch in
     dem alten Holzschuppen, wo eine Gruppe isländischer Männer im
     Jahr 1851 den dänischen Kolonialherren die Stirn geboten hat: »Wir
     protestieren.«
    Heutzutage protestiert fast
     keiner mehr. Im besten Fall wird genörgelt oder geschimpft. Meistens
     wegen etwas, das eh keine Rolle spielt.
    Auf dem Parkplatz von
     Hreyfill warten vier Taxen. Unser Mann ist der dritte in der Reihe.
    Ich klopfe an die
     Fensterscheibe.
    Der Kerl lässt die
     Scheibe herunter.
    »Ich muss mal mit dir
     reden«, sage ich und stelle mich vor.
    »Ach du liebe Zeit,
     gute Frau, komm schnell aus der Kälte rein«, sagt er und öffnet
     die

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