Das letzte Treffen
das ja auch …«
»Natürlich nicht«,
fällt Fanney ihr ins Wort. »Das ist eine ganz typische Methode
der Männer, um Frauen zu demütigen und sich auf ihre Kosten
besser darzustellen.«
»Wir sind jedenfalls
kurz nach Mitternacht alle zusammen in die Stadt gefahren und haben bis in
den frühen Morgen unseren Spaß gehabt«, fährt Sigurjóna
fort. »Dann haben Baldvin und ich ein Taxi nach Hause genommen, ich
glaube, das war so gegen vier Uhr.«
»Waren die Kinder zu
Hause?«
»Nein, sie waren übers
Wochenende in Grindavik bei meiner Mutter.«
»Was ist passiert, als
ihr nach Hause gekommen seid?«
»Baldvin beschimpfte
mich wieder, sobald wir in die Diele kamen. Er hat mich beschuldigt, ich hätte
mit Jonas und Eirikur geflirtet.«
»Und wer sind die
beiden?«
»Nur zwei alte
Schulfreunde, die wir vor einem Pub nahe beim Ingólfstorg getroffen
haben.«
»War an seinen
Anschuldigungen etwas dran?«
»Nein, nein, ich habe
sie nur begrüßt und mich kurz mit ihnen unterhalten, sonst
nichts. Aber oft reicht das schon, und Baldvin dreht durch. Ihm wäre
es am liebsten, wenn ich mit keinem anderen Mann rede.«
»Wie ging es weiter?«
»Ich habe versucht,
mich zu verteidigen, dass ich nicht mit den Jungs geflirtet habe, aber da
hat er mir angekreidet, ich würde ihn immer reizen, und begann, mich
anzuschreien und mir das Übliche vorzuwerfen.«
»Was ist denn ›das
Übliche‹?«
»Er brüllte, ich wäre
eine Hure und Nutte und hat weitere dieser hässlichen Bezeichnungen
verwendet, mit denen er mich normalerweise überschüttet, wenn er
besoffen ist.«
Sie senkt den Blick. Trotzdem
fährt sie fort:
»Der erste Schlag kam völlig
unerwartet, und ich konnte nichts tun, um mich zu wehren. Dann verprügelte
er mich weiter und übergoss mich mit Schimpfwörtern.«
»Also war es nicht das
erste Mal, dass er dich geschlagen hat?«
Sigurjóna zögert.
»Er hat mich schon oft geohrfeigt, wenn er besoffen war, aber es hat
ihm immer sofort leid getan, und er hat mich gebeten, ihm zu verzeihen«,
antwortet sie schließlich. »Dieses Mal war ganz anders.«
Fanney reicht ihr ein weiches
Taschentuch. Um die feuchten Wangen abzutupfen.
»Hat er dich
niedergeschlagen?«
»Ja, ich muss für
eine Weile das Bewusstsein verloren haben, denn als ich wieder zu mir kam,
lag ich ausgestreckt auf dem Boden, und Baldvin hat neben mir gekniet. Er
hatte mir bereits den Rock und meinen Slip hinuntergezogen, und ich spürte,
dass er versuchte, etwas in mich hineinzuschieben. Ich wollte mich auf die
Seite rollen und von ihm wegkrabbeln, aber da hat er sich auf mich
draufgesetzt und machte einfach weiter, dieses Teil in mich zu stopfen.«
»In dein
Geschlechtsteil?«
Sie nickt.
»Weißt du, was es
war?«
»Eine Bierflasche«,
antwortet Sigurjóna leise. »Er hat sie mir gezeigt, nachdem
er versucht hat, mich zu vergewaltigen.«
»Ist es ihm gelungen?«
»Er war zu nichts mehr
fähig, weil er viel zu besoffen war, und zum Schluss ist er einfach
auf dem Wohnzimmerfußboden eingeschlafen. Da bin ich auf allen
vieren in die Diele gekrochen, um mein Handy zu holen, das immer noch in
der Manteltasche steckte, und habe den Notruf angerufen.«
»Weißt du, wie
lange du misshandelt worden bist?«
»Auf dem Attest, das
ich wegen der Verletzungen bekam, steht, dass sie mich um halb sieben in
der Notaufnahme verzeichnet haben.«
»Dann hat er dich
mindestens zwei Stunden gequält?«
»Ja, in etwa.«
»Hast du den Übergriff
angezeigt?«
»Ich habe dem
Polizisten, der ungefähr zur gleichen Zeit wie der Krankenwagen kam,
gesagt, dass Baldvin mich so zugerichtet hat. Reicht das nicht als
Anzeige?«
»Ich werde mich mal
erkundigen, ob sie in dem Fall etwas unternommen haben«, sage ich.
»Der nächste Schritt für dich hingegen wird sein, Baldvin
aus eurer gemeinsamen Wohnung herauszubekommen, damit du mit den Kindern
wieder zu Hause einziehen kannst.«
»Geht das, auch wenn
ich nicht als Besitzer des Hauses eingetragen bin?«
»Seid ihr nicht
gemeinsam veranlagt?«
»Doch, ich glaube
schon, aber ansonsten weiß ich recht wenig über unsere
finanziellen Angelegenheiten, Baldvin kümmert sich darum.«
»Hast du eine Bankkarte
und ein Konto auf deinen Namen?«
»Ja, ja«,
antwortet Sigurjöna, »aber ich habe meine Tasche mit allen
Karten zu Hause vergessen, ich habe sie vorne in der Diele
Weitere Kostenlose Bücher