Das letzte Treffen
Tatort und wieder zurück zu kommen. Stimmt das in groben Zügen?«
»Das kann man so sagen,
ja.«
»Hast du irgendwelche
Spuren entdeckt, die daraufhinweisen, dass jemand in den Jeep eingebrochen
ist?«
»Nein.«
»Hat noch jemand außer
dir Schlüssel für das Auto?«
»Nein.«
»Das verbessert die
Lage nicht. Haben dir die Goldjungs mitgeteilt, wie die Leiche aussah?«
»Sie haben mich heute
Morgen nach Verstümmelungen gefragt.«
»Ihm wurde sein
Geschlechtsteil abgeschnitten. Hast du eine Erklärung dafür?«
Andri Ólafur zögert
eine Antwort hinaus.
Interessant.
»Ich habe den ganzen
Tag eingehend über diese Information nachgedacht«, antwortet er
schließlich nach längerem Schweigen. »Donald hat in
Amerika verschiedenste Geschäfte getätigt, und ich weiß,
dass er sich damit einige gefährliche Gegner gemacht hat. Jemand muss
ihm aus den USA hierher gefolgt sein und hat ihn ermordet.«
»Aber das erklärt
kaum die Verstümmelungen.«
»Die letzte
Missachtung. Das riecht stark nach Mafia.«
»Nach Mafia?«,
wiederhole ich verwundert. »Willst du damit sagen, Donald Garber
hatte noch eine Rechnung mit amerikanischen Mafiosi offen?«
»Mir ist nichts
Wahrscheinlicheres eingefallen«, antwortet Andri Ólafur.
»Ist das nicht ganz schön
weit hergeholt?«
»Donald und ich haben
manchmal mit gefährlichen Leuten gehandelt.«
»Wie man es auch dreht
und wendet, sitzt du ganz schön in der Patsche.«
»Deshalb habe ich dich
herbestellt.«
»Die wichtigste Aufgabe
ist jetzt, diese Karitas aufzutreiben«, fahre ich fort. »Ohne
sie hast du keine Chance auf ein Alibi.«
»Das sehe ich auch so.«
Der blasierte Bjarni räuspert
sich wieder einmal.
»Es sollte doch nicht
weiter schwer sein, in unserer überschaubaren und zahlenmäßig
kleinen Gesellschaft dieses Model zu finden«, sagt er.
»Da sei dir mal nicht
so sicher«, antworte ich umgehend.
»Warum?«
»Erstens ist Karitas
ein sehr geläufiger Name. Zweitens ist es gar nicht gesagt, dass
diese Frau als Model gearbeitet hat, auch wenn sie Andri Ólafur das
über einem Glas an der Bar erzählt hat. Und drittens ist es natürlich
denkbar, dass sie ganz anders heißt als Karitas.«
»Meinst du, sie hat
wissentlich ihre Identität geändert?«
»So wie ihr diesen Fall
beschreibt, finde ich es fahrlässig, diese Möglichkeit
auszuschließen.«
»Da stimme ich zu«,
sagt Andri Ólafur. »Traust du dir in deinem Zustand zu, die
Suche nach dieser Frau aufzunehmen?«
»Ich habe noch zwei
Monate bis zum Termin«, antworte ich kurz angebunden.
»Bist du auch bereit,
meine Verteidigung mit allem Drum und Dran zu übernehmen?«
Was sonst?
Andri Olafur hat ganz
offensichtlich ein großes Problem. Egal, ob er an diesem Verbrechen
schuldig oder unschuldig ist.
Aber ich habe schon häufig
eine Reise mit ziemlich schlechten Karten auf der Hand angetreten.
»Derjenige gewinnt am häufigsten,
der am besten mit einem schlechten Blatt umgehen kann.«
Sagt Mama.
Zweite Woche
_______________
7. KAPITEL
Montag
Andri Ólafur ist das,
was man früher Alteisenhändler nannte und nicht direkt zu den
feinen Berufen zählte«, erklärt mir mein Broker, der alles
Mögliche über Isländer zu wissen scheint, die im Geschäftsleben
Erfolg haben. »Aber er ist zweifellos ein wahnsinnig reicher
Alteisenhändler.«
Mein Broker ist um die fünfzig
und hat es endlich aufgegeben, seine Glatze zu verstecken. Die in der
letzten Zeit gewachsen ist. Wie mein Eigentum.
»Wie reich ist er?«
»Das weiß niemand
so genau, aber ich schätze, dass er in dieser neuen Wikingerzeit zu
den reichsten Isländern gehört. Andri Ólafur hat sich
schon seit langem auf Geschäfte mit Altmetall spezialisiert, und
einige wären bereit, es für ein Vielfaches des eigentlichen
Wertes zu kaufen. Das verspricht natürlich gute Gewinne direkt auf
die Hand.«
»Ist er nicht vor allem
Waffenhändler?«
»Der Ramsch, den Andri
Olafur verkauft, besteht zu hundert Prozent aus Kriegsmaschinerie, so viel
steht fest«, antwortet mein Broker. »Er hat jahrzehntelang
Flugzeuge, Helikopter, Panzer, Lastwagen, Jeeps, Raketen, Granaten,
Gewehre und andere Kampfmittel verschoben; alles, was Regierungen
loswerden wollten, weil sie ihre Waffen erneuern oder wegen veränderter
Vorzeichen der Sicherheitslage. Er nutzt für den Kauf dieser alten Heeresfahrzeuge
Weitere Kostenlose Bücher