Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
Vom Netzwerk:
würde?«
    »Unbedingt. Du solltest
     betonen, dass er seine Verwunderung und Betroffenheit über den
     unerwarteten Angriff seiner Gemeindemitglieder und Mitarbeiter zum
     Ausdruck bringt. Das ist der beste Weg, das Mitleid der Hörer und der
     Presse zu erregen.«
    Ich versuche, mich im
     Wohnzimmer im ersten Stock auszuruhen. Mache es mir im Sofa gemütlich.
     Schließe die Augen. Lege die Hände auf meinen Babybauch.
    Höre Musik aus den
     Achtzigern:
    If I have to, I can do
     anything. I am strong. I am invincible. I am woman.
    Das hat Helen Reddy ungefähr
     in dem Jahr gesungen, in dem ich geboren wurde.
    Stark. Unbesiegbar.
    So möchte ich auch gerne
     sein. Immer. Egal was passiert.
    Das Telefon stört mich
     mitten in meinen Überlegungen.
    »Hier ist Sigurlinni
     von der Landeszentralbank«, sagt die Stimme im Handy, sobald ich das
     Gespräch annehme. »Ich mache mir große
     Sorgen wegen dieser Unruhen, die Sigurjöna und du angezettelt haben,
     das muss ich schon sagen.«
    Ich setze mich erstaunlich
     schnell im Sofa auf.
    »Unruhen, die wir
     angezettelt haben?!«, schnaube ich wütend. »Sämtliche
     Krawalle, die in diesem Fall angezettelt wurden, hat dein Sohn zu
     verantworten! Er hat schließlich seine Frau geschlagen, nicht
     andersherum.«
    »Es fiel mir schwer,
     diese Geschichten zu glauben, aber jetzt hat er mir seine Taten selber
     gestanden«, antwortet Sigurlinni lallend. »Ich verstehe nicht,
     woher der Junge das hat. Ich gebe zu, dass ich mich in meinen jüngeren
     Jahren auch manchmal geprügelt habe, aber ich habe mich nie an Frauen
     vergriffen, nie.«
    »Dein Sohn hat es
     getan.«
    »Ja, das ist eine
     Tatsache, wie ich schon sagte, aber ich finde, es geht zu weit, ihn wegen
     dieser Streitigkeiten der Eheleute vors Gericht zu ziehen. Ich bin der
     Meinung, es ist am besten für alle, einen solchen Konflikt mit Gesprächen
     zu lösen, unter vier Augen. Baldvin hat mir versprochen, dass so was
     nie wieder vorkommt.«
    »Glaubst du wirklich,
     dass Sigurjöna so einem Versprechen glauben kann, nach diesen
     furchtbaren Schlägen, die sie ertragen musste?«
    »Ich habe auch schon
     Pfarrer Vigfús gebeten, mit beiden zu sprechen; erst mit jedem
     alleine und dann mit beiden zusammen«, fährt Sigurlinni fort,
     ohne auf meine Frage zu antworten. »Es ist immer möglich, sich
     zu einigen, wenn die Leute bereit sind, miteinander zu reden, das ist
     meine Erfahrung.«
    »Baldvin hat sogar
     versucht, ins Frauenhaus einzubrechen.«
    »Das ist doch sehr
     übertrieben, das muss ich schon sagen, aber ich habe ihm eingeschärft,
     seine Gefühle im Zaum zu halten, und er verspricht, das in
     Zukunft zu tun. Deshalb ist es völlig unnötig, dass diese
     Unterlassungsklage vors Gericht kommt, das führt nur zu weiteren
     verleumderischen Artikeln und Problemen.«
    Aha!
    Sigurlinni macht sich also
     Sorgen über die Berichte in der Presse.
    Das überrascht mich
     nicht. Nicht, nachdem ich ein Foto des Bankdirektors auf dem Titelblatt
     des Nachrichtenblogs gesehen habe. Unter der Überschrift:
    SOHN DES
     LANDESZENTRALBANKDIREKTORS BRICHT INS FRAUENHAUS EIN
    Da hat Máki auch die
     Karriere von Baldvin Sigurlinnason zusammengefasst, der alle seine
     Arbeitsplätze durch politische Beziehungen bekommen hat. Nur weil er
     der Sohn seines Vaters ist.
    »Sigurjöna und die
     Kinder brauchen eine sichere Umgebung«, sage ich bestimmt. »Das
     haben sie nicht, solange Baldvin sich wie ein unterbelichteter
     Neandertaler auf sie werfen darf. Deshalb ist eine Unterlassungsklage,
     dass er sich seiner Familie nicht nähern darf, der einzige Weg.«        
    »Ich finde, du bist
     ganz schön unnachgiebig, das muss ich sagen.«
    »Ich vertrete nur die
     Interessen meiner Klientin, die das Opfer von grober Gewalt seitens ihres
     Ehemannes geworden ist.«
    »Und ich versuche
     gerade, die Ehe meines Sohnes zu retten, es ist mir viel wert, die Familie
     zusammenzuhalten.«
    »Wenn du in dieser
     Sache etwas Sinnvolles tun willst, solltest du Baldvin dazu bewegen, aus
     dem Haus der Eheleute auszuziehen, damit Sigurjóna mit den Kindern
     wieder nach Hause kommen kann. Das wäre
     schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.«
    »Meinst du, das würde
     genügen, damit ihr die Unterlassungsklage zurückzieht?«
    »Nein, das können
     wir jetzt nicht mehr ändern, aber du könntest im Anschluss daran
     Sigurjóna und die Kinder besuchen und die Sache direkt mit ihr
     besprechen.«
    Sigurlinni

Weitere Kostenlose Bücher