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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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zuletzt, wenn Glatteis
     war. So wie an diesem Tag.
    Warum Jakob gegen Mittag mit
     diesem Spiel aufhörte, ist aus dem Bericht des Magazins nicht
     ersichtlich. Vielleicht hatte er schon zu oft gegen seinen Freund
     verloren.
    Ihre Wege trennten sich.
     Jakob ging zu sich nach Hause. Karl spielte weiter am Strand. Und
     verschwand.
    Matthildur beschreibt ihre
     Angst und Furcht an diesem verhängnisvollen Tag. Ihr wurde erst gegen
     Abend bewusst, dass Kalli den ganzen Tag nicht nach Hause gekommen war. Da
     rief sie zu Hause bei Jakob an, der sagte, er habe seinen Freund seit
     Mittag nicht mehr gesehen. Und rief auch andere Freunde und Bekannte in
     der Kleinstadt an. Aber niemand hatte ihren Sohn bemerkt.
    Gegen neun Uhr abends meldete
     sie sich telefonisch bei den Schwarzjacken in Keflavik, die ihr sagten,
     sie solle ganz ruhig bleiben, der Junge würde sich bestimmt wieder
     einfinden. 
    Als sich Kalli bis elf Uhr an
     diesem Abend nicht gemeldet hatte, hielt sie nichts mehr. Sie ging mit
     Jakob zur Polizeiwache, überzeugt davon, dass ihrem Jungen etwas
     passiert war.
    Nach einem ausführlichen
     Gespräch auf der Wache zogen zwei Schwarzjacken los, um Kalli am
     Strand zu suchen. Aber sie fanden ihn nirgendwo. Zumal man
     am Felsenstrand in dieser dunklen Winternacht kaum die eigene Hand vor den
     Augen erkennen konnte.
    Trotzdem suchten die
     Schwarzjacken eine ganze Stunde lang. Sie riefen Kalli, ohne eine Antwort
     zu erhalten.
    Der Rettungsdienst der
     Pfadfinder trat am nächsten Morgen zur Suche an, sobald es hell
     wurde.
    Gegen Mittag entdeckten die
     Pfadfinder ein Käppi, das Kalli zu Weihnachten bekommen hatte. Es lag
     zwischen riesigen Felsen am Strand. Nur knapp über dem Meeresspiegel.
    Das Käppi war leicht am
     Emblem vorne auf der Stirnseite zu erkennen. Der Buchstabe »A«
     war hervorgehoben. Rot.
    A wie für Angels. Engel.
    So hieß ein
     Baseballverein in Los Angeles.
    »Ich habe jeden Tag an
     der Suche teilgenommen, und nachts lag ich wach«, sagt Matthildur.
     »Ich konnte tagelang nicht schlafen. Schließlich rief mein
     Vater einen Arzt an, der mir eine Spritze gab. Daraufhin schlief ich zum
     ersten Mal, seit mein Kalli verschwunden war. Am fünften Tag. Als ich
     wieder aufwachte, hatten sie aufgehört zu suchen. Sie sagten, es hätte
     keinen Sinn, die Suche fortzusetzen; ich müsste wie andere auch, die
     ihre Angehörigen an das Meer verlieren, darauf warten, dass der
     Meeresgott Aegir seine Beute wieder am Strand freigibt.«
    Aber das Warten wurde lang.
    »Ich weiß, manche
     sagen, dass ich nach dem Verlust meines Kalli wunderlich geworden bin«,
     sagt Matthildur. »Sie verstehen nicht, weshalb ich immer noch auf
     mein Kind warte, ich kann doch nicht anders, und ich hoffe weiter, dass er
     gefunden wird. Als die organisierte Suche nach ein paar Tagen eingestellt
     wurde, wollte unser Gemeindepfarrer einen Gedenkgottesdienst in der Kirche
     halten, aber ich sagte ihm, das komme nicht in Frage, bevor ich meinen
     Jungen gesehen hätte. Pfarrer David hat mir immer
     gesagt, ich soll nach vorne gucken, aber ich konnte nicht vergessen und
     kann es immer noch nicht.«
    Pfarrer David?
    In der Zeitschrift steht auch
     ein Interview mit der Schwarzjacke, die die Suche geleitet hat.
    Njördur Njardarson sagt,
     dass er nicht daran zweifle, was sich an diesem kalten Sonntag im Jahr
     1974 abgespielt haben muss.
    »Karl Illugason hat am
     Strand gespielt, wo er zwischen großen Felsen umhergesprungen ist,
     die nach einigen Tagen Frost vereist waren. Dort am Strand herrscht
     starker Wellengang, und die Meeresströmung weiter draußen ist
     sehr stark. Der Junge wird auf dem Glatteis abgerutscht und ins Meer
     gefallen sein. Wahrscheinlich wurde er beim Sturz auf den Kopf ohnmächtig
     und ist dann ertrunken, vermutlich in der Nähe der Stelle, an der wir
     sein Käppi gefunden haben. Dieser Unfall war ein richtiges
     Trauerspiel, nicht nur für die Familie, sondern für alle
     Bewohner der Stadt. Dieses schlimme Ereignis hat uns alle sehr
     mitgenommen.«
    »Warum wurde die Leiche
     des jungen nie an Land gespült?«
    »Die wahrscheinlichste
     Erklärung lautet, dass die Leiche auf dem Meeresboden festgeklemmt
     ist und nie loskam«, antwortet Njördur. »In diesem
     Landesteil dauert es oft lange Zeit, bis die Leichen Ertrunkener angespült
     werden. Ich erinnere mich an einen Fall, wo die Leiche eines Seemannes
     mehr als zwei Jahre später gefunden wurde, nachdem er

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