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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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     Menschenhand bewerkstelligt wurde. Alle Gerüchte in diese
     Richtung wären daher völlig aus der Luft gegriffen.
    »Du darfst meinen
     Umschlag mitnehmen, wenn du ihn mir wieder zurückbringst«, sagt
     Matthildur, als ich die ausgeschnittenen Artikel quergelesen habe.
    »Was soll ich damit
     machen?«
    »Ich muss wissen, was
     meinem Kalli passiert ist.«
    »Mir scheint, daran
     besteht kein Zweifel«, antworte ich. »Gemäß diesen
     Artikeln ist er ins Meer gefallen und ertrunken.«
    »Ich war nie so ganz
     einverstanden mit der Erklärung der Polizei«, sagt Matthildur.
     »Jetzt sagen sie da in dieser ausländischen Zeitung, dass
     Donald ein Kinderschänder gewesen ist. Ich finde, das lässt den
     ganzen Fall in neuem Licht erscheinen. Ich befürchte, Donald hat sich
     an meinem Kalli vergriffen.«
    »Das wäre ein Fall
     für die Kripo, so etwas zu untersuchen.«
    Matthildur hustet immer
     wieder in ein weißes Papiertaschentuch. das sie sich dicht vor den
     Mund hält. Ihr ausgemergelter Körper wird von der Anstrengung
     geschüttelt.
    »Die Polizei will mir
     nicht helfen, sie sagen, dass es an der Sache an sich sowieso nichts
     ändert. Deshalb habe ich mich an dich gewandt.«
    »Ich habe keine Zeit
     übrig, mich um noch einen Fall zu kümmern«, antworte ich.
     »Wie du siehst, ist meine Schwangerschaft schon weit
     fortgeschritten, und ich muss auf mich aufpassen.« 
    »Diese Männer
     wissen nicht, wie es für eine Mutter ist, ihr Kind zu verlieren und
     jahrelang in der Ungewissheit zu leben, was wirklich passiert ist«,
     sagt Matthildur und schaut mir mit bittendem Blick direkt in die Augen.
     »Du wirst jetzt Mutter, und deshalb kannst du dich in meine Lage
     versetzen. Ich weiß, dass du viel besser verstehst als diese Männer,
     warum ich vor meinem Tod wissen muss, was mit Kalli passiert ist.«        
    Ganz instinktiv gucke ich
     hinunter auf meinen Babybauch. Höre dabei Matthildurs schwere,
     rasselnde Atemzüge.
    Verdammt, was bin ich doch rührselig
     geworden.
    »Hast du den Artikel
     aus der Los Angeles Times im Internet gefunden?«, frage ich schließlich
     nach kurzer Pause.
    »Nein, nein, ich habe
     keine Ahnung von Computern. Jemand hat ihn mir mit der Post geschickt.«
    »Jemand, den du kennst?«
    »Ich weiß es
     nicht, im Brief lag kein Anschreiben, und auf dem Kuvert stand auch kein
     Absender. Im Umschlag war nichts anderes als diese ausländische
     Nachricht.«
    »Wie merkwürdig.«
    »Das finde ich auch.«
    »Hast du den Abschnitt
     über den Wonderland Club mit gelbem Stift markiert?«
    »Nein, nein, das Blatt
     wurde mir so geschickt.«
    »Dann wollte wohl
     jemand ganz sicher sein, dass du die Stelle mit den Kinderpornos liest?«
    »Ja, der, der mir den
     Artikel geschickt hat, hat diese Stelle extra angestrichen.«
    »Fällt dir jemand
     ein?«
    »Nein, aber ich werde
     mich bei diesem herzensguten Menschen nie genug bedanken können, wenn
     dieser Artikel dazu führt, dass die Wahrheit endlich ans Licht kommt.«
    Hmm.
    »Ich lasse mir die
     Sache in den nächsten Tagen durch den Kopf gehen«, antworte ich
     schließlich. »Aber mehr will ich nicht versprechen.«
    »Herzlichen Dank«,
     sagt Matthildur. Sie beugt sich im Sessel vor und drückt mir beide Hände.
     »Ganz, ganz herzlichen Dank, meine Liebe.«
    Ich schiebe den Umschlag in
     meine Aktentasche. Verabschiede mich von Matthildur. Gehe so schnell ich
     kann die langen Gänge des Pflegeheims
     entlang. Beeile mich, aus diesem Wartesaal des Todes hinauszukommen.
    Draußen ist es weiß
     und kalt. Der Frost hat in den letzten Tagen nicht nachgelassen, obwohl es
     nicht mehr lange bis zum ersten Sommertag dauert.
    Der helle Schnee ruht auf dem
     Flachland und kleidet die Berge hinter dem weiten Faxaflói in den
     weißen Umhang des Winters.
    »Kälte ist der
     Atem des Todes.«
    Sagt Mama.

 
    14. KAPITEL
    Die Heizung im Silberpfeil
     schnurrt gemütlich. Wie ein verschmustes Kätzchen. Vertreibt die
     Kälte aus dem Auto, die dem pfeifenden Nordwind folgt.
    Will denn der Frühling
     gar nicht kommen?
    Ich versuche, es mir hinter
     dem Steuer bequem zu machen. Habe mir wieder einmal den Sitz weiter nach
     hinten geschoben. Damit das Lenkrad nicht ständig an meinen Babybauch
     stößt.
    Nachdem ich an Njardvik
     vorbeigefahren bin, gebe ich kräftig Gas. Erlaube dem Motor, sich auf
     dem grauschwarzen Asphalt der Reykjanesbraut richtig auszutoben.
    Über zweihundert
     deutsche

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