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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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richtig fit. Reicht
     es dir vielleicht, wenn du mit ihm sprichst?«
    »Nein, ich möchte
     die Originalunterlagen sehen.«
    »Dann suchen wir weiter«,
     antwortet der Bezirksverwalter. »Wenn es diese Akte gibt, dann
     finden wir sie, ehm, aber das dauert seine Zeit.«
    »Matthildur Haflidadöttir
     hat nicht mehr viel Zeit.«
    »Wir tun unser Bestes.«
    Oh Mann!
    Wenn Mitarbeiter des öffentlichen
     Dienstes vorgeben, ihr Bestes zu tun, dann besteht keine
     Hoffnung auf schnelle Ergebnisse.
    Ich blättere im
     Telefonbuch.
    Njördur Njardarson wohnt
     immer noch in Keflavik. Wenn er sich über mein Anliegen wundert, lässt
     er es sich nicht anmerken.
    »Wie geht es
     Matthildur?«, fragt er mit seiner tiefen Bassstimme.    
    »Sie liegt im Sterben.«
    »Ach ja, ist es so
     weit.«    
    »Weißt du
     vielleicht, warum der Bezirksverwalter die Akten über das
     Verschwinden von Karl Illugason und die Suche nach ihm nicht findet?«
    »Als ich zum letztes
     Mal davon gehört habe, steckten manche Akten aus diesen Jahren noch
     immer in Umzugskartons.«
    »Was für ein
     Umzug?«
    »Das Archiv des Amtes
     wurde vor zwei Jahren in ein neues Gebäude verlegt.«
    »Weißt du noch,
     welche Berichte es über diesen Fall geben sollte?«
    »Nein, das weiß
     ich jetzt nicht mehr so genau, es ist ja auch schon so lange her, seit ich
     sie geschrieben habe.«
    »Aber du hast doch
     sicher Protokolle von Verhören geschrieben?«
    »Ja, natürlich,
     sie müssen irgendwo da sein.«
    »Kannst du mir etwas
     über die Ermittlungen erzählen? Wenn ich bei dir vorbeischaue?«
    »Ich bin nicht sicher,
     wie viel ich heute noch dazu beisteuern kann, aber du bist herzlich
     willkommen.«
    »Heute Abend?«
    »Ist es so dringend?«
    »Für Matthildur
     ist es dringend.«
    »Ich verstehe.«
    Njördur schweigt einen
     Moment am Telefon. Dann schlägt er vor:
    »Na ja, du kannst gerne
     zum Nachtkaffee vorbeikommen, nach den Nachrichten im Fernsehen.«
    »Wunderbar!«

 
    23. KAPITEL
    Die alte Schwarzjacke überragt
     mich in der Tür.
    Durchtrainierter Riese.
     Sicher zwei Meter groß. Wie ein Basketball-Freak.
    »Komm, wir sprechen
     zusammen in der Küche«, sagt Njördur Njardarson und
     bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich den Gang nach links gehen
     soll. »Ich habe Kaffee gekocht.«
    Er wohnt im zweiten Stock
     eines hellgrünen Mehrfamilienhauses. Einen Steinwurf oberhalb des
     Keflaviker Hafens.
    »Wohnst du hier
     alleine?«, frage ich.
    »Ja, meine Frau Dóra
     ist vor zwei Jahren gestorben.«
    Die Küche sieht
     antiquarisch aus. Die Einrichtung ist wirklich heruntergekommen. Aber die
     Aussicht über die momentan stille Bucht Faxaflói macht einen
     atemberaubenden Eindruck.
    Njördur hat schon den
     Tisch gedeckt. Zwei Kaffeetassen. Kekse und Kleinur, das frittierte
     Schmalzgebäck.
    »Wie ist es denn so,
     Pensionär zu sein?«, frage ich und nippe vorsichtig am Kaffee.
    »Besser, als ich
     erwartet habe«, antwortet er und schnippt einen Kekskrümel aus
     seinem braun gemusterten Pullover. »Ich hatte schon immer andere
     Interessen neben dem Beruf, und deshalb bin ich den Tag über beschäftigt.«
    »Welche Interessen?«
    »Ich habe eine
     unheilbare Angelsucht«, antwortet Njördur mit einem Lächeln
     auf den Lippen. »Ich nutze die Wintermonate, um Fliegen zu basteln,
     die ich dann im Sommer auf meinen Angeltouren für Forellen benutze.
     Außerdem halte ich unser Sommerhaus im Thrastarskögur in
     Schuss.«
    »Du hast also genug zu
     tun?«
    »Ja, so könnte man
     es nennen.«
    »Denkst du nicht mehr
     über Kriminalfälle nach?«
    »Das würde ich
     nicht sagen. Ich verfolge sehr genau, was passiert, und gehe manchmal
     hinunter auf die Wache, um mit den jungen Männern einen Kaffee zu
     trinken.« 
    Sein Kaffee ist erträglich.
     Kann aber natürlich in keinster Weise mit einem Espresso mithalten.
    »Kommen wir zum
     Verschwinden von Karl Iliugason.«
    »Was möchtest du
     wissen?«
    »In einem Interview für
     eine Zeitschrift im Jahr 1974 sprichst du Gerüchte an, die wegen des
     Verschwindens des Jungen in Umlauf waren. Was waren das für Gerüchte?«
    Njördur stellt seine
     Kaffeetasse ab.
    »Ich weiß nicht,
     an was du dich aus der Zeit erinnern kannst …«
    »An nichts«,
     falle ich ihm ins Wort. »Ich war vier Jahre alt.«
    »Ach so, ja. Zu dieser
     Zeit waren die abwegigsten Gerüchte hier im Ort in Umlauf, besonders
     im Zusammenhang mit der Suche nach Geirfinnur Einarsson. Er ist

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