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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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Augen.
    »Es macht mir das Leben
     in diesem Rattenloch leichter, die Lebensweisheiten zu lesen, die
     Shakespeare Caesar in den Mund legt. Sätze, die mich an die einfache
     Tatsache erinnern, dass alles seine Zeit und seinen Platz hat, auch dies
     hier. Es kommt am meisten darauf an, seine Ruhe zu bewahren.«
    »Hmm.«
    »Die absolut unnötigste
     Branche der Welt ist das Ratgeberbusiness«, fährt Andri
     Ólafur im gleichen Ton fort. »Stell dir mal die ganze Zeit
     und das viele Geld vor, das die Leute bei Psychologen, Sozialarbeitern und
     wie sie sich nun alle nennen, hinausschmeißen! Dabei gibt es einen
     Rat, der in sämtlichen Situationen gilt. Nur zwei Worte könnten
     die Beratungsfuzzis auf einen Schlag arbeitslos machen.«
    Er verstummt wieder. Wartet
     auf die unvermeidbare Frage.
    »Welche zwei Worte?«,
     frage ich.
    »Don't panic!«
    »Diese Anweisung
     findest du kaum bei Shakespeare?«
    »Die Botschaft ist die
     Gleiche, der alte Mann braucht nur mehr Worte als Douglas Adams, um sie
     auszudrücken.«
    »Ich wusste gar nicht,
     dass du dich für Literatur interessierst.«
    »Du kennst mich ja auch
     gar nicht.«
    »Irgendein Namenloser
     hat großes Interesse, meine Unwissenheit auf dem Gebiet zu
     verringern.«
    »Wie meinst du das?«
    Ich berichte ihm vom anonymen
     Brief. Auch von der Anschuldigung, Drogen aus der Base am Keflaviker
     Flughafen geschmuggelt zu haben.
    Andri Olafur schüttelt
     den Kopf.
    »Hast du in den
     achtziger Jahren gedealt?«, frage ich.
    »Nein«, antwortet
     er brüsk.
    »Dieser geheimnisvolle
     Unbekannte scheint einen guten Grund zu haben, um solche Geschichten
     über dich zu verbreiten. An wen denkst du dabei zuerst?«
    »Mir fällt niemand
     Bestimmtes ein, der mich hasst«, antwortet er. »Außer
     …«
    »Außer wem?«
    »Ach nein, ich weiß
     nicht mal, ob er noch lebt.«
    »Wer?«
    »Ein Polizist aus
     Keflavik hat in den frühen achtziger Jahren immer um mich herumgeschnüffelt.
     Er glaubte fest daran, dass ich Hasch verkaufen würde, und hat
     manchmal zu mir gesagt, wenn das Verhör beendet war: Irgendwann
     erwische ich dich, Kerl, da kannst du verdammt sicher sein. Aber es gelang
     ihm nie, mir etwas zu beweisen, aus dem einfachen Grund, dass es nichts zu
     beweisen gab.«
    »War es also eine fixe
     Idee von dem Typen?«
    »Ja, der hatte mich auf
     dem Kieker.«
    »Wie heißt er?«
    »Thörfinnur. Wir
     Jungs haben ihn immer Finni Veilchen genannt.«
    »Warum?«
    »Er hatte einen
     Blutschwamm im Gesicht. Wir fanden, er sah wie ein Veilchen aus.«
    »Welche Jungs?«
    »Wie?«
    »Du hast gesagt
     ›wir Jungs‹.«
    »In diesen Jahren bin
     ich viel mit Kjartan Karlsson und Hermann Jónatansson feiern
     gewesen; wir sind immer zusammen zu Tanzveranstaltungen aufs Land gefahren
     und auf Partys gegangen. Manchmal war auch noch Illugi mit dabei, Kjartans
     Bruder.«
    »Der Vater vom kleinen
     Kalli?«
    »Ja, aber er hat sich
     von Matthildur getrennt und zog aufs Land.«
    »Was ist aus deinen
     alten Kumpels geworden?«
    »Kjartan ging zur
     Sportlehrerschule, glaube ich, aber Hemmi fuhr zur See. Ich habe die Jungs
     nicht mehr gesehen, seit ich in den achtziger Jahren ins Ausland gezogen
     bin.«
    »Um Donald zu treffen?«
    »Ja, danach bin ich nie
     wieder nach Keflavik zurückgekommen, es sei denn als Fluggast.«
    Ich berichte Andri Ólafur
     von Kenneth Millers Mail. Die ich auswendig gelernt habe. Wie ein
     Schauspieler.        
    Andri Ólafur hört
     genau zu.
    »Sagt uns diese Mail
     etwas über den Mordfall?«, frage ich.
    Andri Ólafur
     befeuchtet sich die Lippen.
    »Wenig. Sie bestätigt
     nur den Verdacht, den ich schon hatte«, antwortet er. »Donald
     hat versucht, sich Freiheit zu erkaufen, um eine Anklage in den USA zu
     vermeiden. Er war immer schlau genug, seine Haut zu retten.«
    »Für was sollte er
     angeklagt werden?« 
    »Wir haben einem Kunden
     in Indien zehntausend Kalaschnikow-Gewehre und eine Menge anderer
     Schusswaffen verkauft, aber die Ware fiel in falsche Hände. Unsere
     Freunde vom amerikanischen Geheimdienst dachten, wir hätten sie
     wissentlich hinters Licht geführt, und misstrauten uns von da an
     total.«
    »Ist das diese
     Pakistan-Geschichte, die in der E-Mail erwähnt wird?«
    »Ja. Amerikanische
     Soldaten fanden ein paar Gewehre aus der Sendung bei einigen Taliban, die
     sie auf der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan in die Luft gesprengt
     haben.«
    »OMF? Ist das Donald?«
    »Our Mutual

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