Das letzte Treffen
Ermittlungen.
Habt ihr Fingerabdrücke auf dem Messer gefunden?«
»Nein.«
»Bist du sicher, dass
es die Tatwaffe ist?«
»Wir haben die
Ergebnisse der DNA-Analyse der Blutflecken auf dem Messerblatt bekommen.
Das Blut stammt von Donald Garber.«
»Wurde nichts anderes
gefunden?«
»Was zum Beispiel?«
»Wenn mein Klient
dieses Utensil jahrelang besessen hat, wie ihr ja anzunehmen scheint, wird
er doch das Messer viele Male in der Hand gehabt haben.«
»Auf dem Messer haben
wir keine anderen menschlichen Spuren gefunden als das Blut des
Verstorbenen.«
Ich beugte mich über den
Tisch. Schaute Raggi forschend an.
Warum hatte er in seiner
Antwort die Worte »auf dem Messer« so betont?
»Habt ihr denn Spuren
von anderen auf der Leiche gefunden?«, fragte ich.
Raggi zog eine Antwort in die
Länge.
Die Stille wurde langsam
ungemütlich. Für ihn.
»Wir haben Haare auf
Donalds Anzug gefunden«, sagte er schließlich. »Aber sie
könnten von einem Ober oder Verkäufer oder von wem auch immer
sein, dem er nahe gekommen war, eventuell sogar bevor er nach Island
geflogen ist.«
»Aber nicht von meinem
Klienten?«
»Nein.«
»Wie sehen die Haare
aus?«
»Die Spurensicherung
hat uns mitgeteilt, dass sie wahrscheinlich von einer rothaarigen Frau
stammen.«
»Aha!«
»Aber diese Haare könnten
auch überhaupt nichts mit dem Mord zu tun haben. Donald könnte
diese Frau in den Staaten getroffen haben, lange bevor er hierherkam.«
»Die Frau, die Andri
Ólafur an diesem Abend reingelegt hat, war auch rothaarig.«
»Das behauptet er.«
»Barkeeper und
Taxifahrer haben diese Beschreibung bestätigt.«
Raggi brummte etwas vor sich
hin.
»Karitas könnte
ganz leicht den Jeep meines Klienten an diesem Abend genommen haben, um
Donald zu treffen und ihn zu ermorden.«
»Das sind nur
Vermutungen von dir, an denen nichts dran ist.«
»Doch, sehr
wahrscheinliche Vermutungen, finde ich.«
Raggi verzog das Gesicht.
Ganz eindeutig unzufrieden damit, dass er mir mehr gesagt hat, als er es
ursprünglich wollte.
»Habt ihr schon
rausgefunden, wer an dem gleichen Wochenende wie Donald von Amerika nach
Island geflogen ist?«
Raggi schüttelte den
Kopf.
»Wollt ihr das noch
machen?«
»Wir sehen keinen
Grund, unsere wertvolle Zeit in solche Kinkerlitzchen zu investieren«,
antwortete er. »Das vorhandene Beweismaterial gegen Andri Ólafur
ist so eindeutig, dass der Fall schon fast als geklärt angesehen
wird.«
»Warum zeigt ihr dann
so viel Interesse an den Dateien in seinem Laptop?«
»Sie könnten erklären,
warum Andri Ólafur den Mord begangen hat.«
»Nicht, wenn er
unschuldig ist.«
Der dicke Goldjunge stöhnte
genervt.
»Andri Ólafur
betrachtet seine Unterlagen im Laptop als Privatsache«, betonte ich.
»Wenn er mit uns
zusammenarbeiten würde, könnte es uns allen Zeit und Aufwand
sparen.«
»Momentan hat mein
Klient genug Zeit.«
»Darf ich das als endgültige
Absage verstehen?«, fragte Raggi sauer.
»Ja.«
Er erhob sich gemächlich
aus dem Sofa.
»Ich fand, es war
immerhin einen Versuch wert zu verhandeln«, sagte er zum Abschluss.
»Jetzt, wo er gescheitert ist, gehen wir mit dieser Forderung vor
Gericht.«
»Dann sehen wir uns da.«
Natürlich hatte Raggi in
einer Sache recht:
Das Beweismaterial scheint
immer noch wasserdicht zu sein; zu Ungunsten meines Klienten.
Trotz dieser neuen Informationen über die roten Haare auf Donalds
Kleidung.
Der Jeep. Die Reifenabdrücke.
Das Messer. Die Aussage des Nachbarn.
Aber ist Andri Ólafur
wirklich der dümmste Mörder der Welt?
Daran glaube ich nicht.
Nachmittags rufe ich beim
Bezirksverwalter in Reykjanesbaer an. Um meinen Wunsch nach Akteneinsicht
bezüglich des Verschwindens von Karl Illugason zu bekräftigen.
Der Knabe ist am Telefon
ziemlich verlegen.
»Also, wir haben diese
Akte immer noch nicht in unserem Archiv gefunden«, sagt er
entschuldigend.
»Wie kann das sein?«
»Es ist schon so lange
her, und die Archivierung der Fälle war in jenen Jahren wesentlich
unvollkommener als heute.«
»Arbeitet jemand bei
euch, der an den Ermittlungen 1974 teilgenommen hat?«
»Nein, das denke ich
nicht, das ist ja schon über dreißig Jahre her.«
»Der Typ, der die
Ermittlungen geleitet hat, dieser Njördur, wo ist er jetzt?«
»Njördur ist vor
ein paar Jahren in Pension gegangen, aber er ist noch
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