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Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)

Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)

Titel: Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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wahr nahm sie das alles aber nicht. Zeit und Raum verschwammen. Nichts schien mehr von Bedeutung, nur das Hier und Jetzt zählte noch.
    Gebannt hing Sophias Blick an ihrer Schwester. Das lange, blonde Haar war zerzaust, die Schrammen im Gesicht waren verkrustet, ihre Augenlider zuckten hektisch. Ob sie träumte? Die Ärzte hatten ihr Schmerzmittel gegeben. Behutsam fasste Sophia nach Viktorias linkem Arm, der unverletzt war, berührte sie an der Hand und streichelte die weiche Haut.
    „Ich bin bei dir, meine Kleine”, flüsterte Sophia. „Und ich werde bei dir bleiben.”
    Tränen traten ihr in die Augen, die sie aber schnell wegwischte. Sie musste jetzt stark sein für ihre Schwester.
    „Sophia?”, hörte sie mit einem Mal ihren Namen.
    Sie schreckte auf. Viktoria hatte die Augen geöffnet. „Sophia.” Ihre Stimme klang schwach.
    „Vicky.” Sophia konnte ihre Tränen kaum unterdrücken. Sie versuchte ein Lächeln, was ihr jedoch missglückte. „Ich bin bei dir.”
    „Was … was ist passiert?”, stammelte Viktoria.
    „Es gab einen Verkehrsunfall”, stotterte Sophia ebenso. „Erinnerst du dich daran?”
    Sie sah, wie ihre Schwester angestrengt nachdachte.
    „Nein. Ich erinnere mich an … wir haben das Haus verlassen …”
    „Und dann?”
    „Wir sind in Papas Auto gestiegen. Wir wollten zu einer Ausstellung … und dann … ich weiß nicht mehr.”
    „Du leidest unter Gedächtnisschwund. Aber das ist völlig normal, hat der Arzt mir erklärt”, versuchte sie, ihre Schwester zu beruhigen.
    Viktoria richtete sich mühsam im Bett auf, stöhnte, als sie sich auf ihren verletzten Arm stützte. Mit besorgtem Ausdruck sah sie ihre Schwester an. „Sophia. Was ist mit Mama und Papa?”
    Auf diese Frage hatte Sophia gewartet. Sie hatte die Ärzte um Rat gefragt, was sie antworten sollte: die Wahrheit. Sie schüttelte den Kopf. „Sie haben es nicht geschafft.“
    „Nein“, hauchte Viktoria. Dann schrie sie: „Nein!“
    Tränen schossen ihr in die Augen und erstickten ihren Schrei. Sie begann zu wimmern. Abrupt schloss Sophia ihre Schwester in die Arme. Auch ihr strömten die Tränen über die Wangen, während Viktoria aufschluchzte. Fest klammerten sich die beiden Frauen aneinander. Beide wollten nicht glauben, was geschehen war, verweigerten sich der Erkenntnis, dass sie jetzt alleine waren. Ihnen blieb nur der Trost, dass sie in diesen Stunden einander hatten.
    Währenddessen schlich der als Pfleger verkleidete Mann unauffällig durch den Korridor der Station. Die Polizeikommissarin hatte noch immer nicht bemerkt, dass er sie und ihre Schwester beobachtete. Er hatte sogar einige Worte mit der Frau gewechselt und war überrascht, wie leicht sie zu täuschen war. Aber das lag bestimmt an ihrem Schmerz, dem Verlust ihrer Eltern. So musste er wachsam bleiben. Sophia Wulff war eine ausgezeichnete Polizistin, die beste ihres Jahrgangs. Mit ihren 31 Jahren war sie eine der jüngsten Kommissarinnen bei der Küstenwache, was sie nicht nur dem Ruf und Ansehen ihres Vaters zu verdanken hatte. Sie besaß einen guten Instinkt und setzte viel auf Vernunft. Das verschaffte ihr Respekt und Ansehen nicht nur bei ihren Vorgesetzten. Sie war eine nicht zu unterschätzende Gegnerin.
    All das wusste der Blonde aus den Papieren, die ihm sein Auftraggeber übermittelt hatte. Sein Ziel war aber nicht die Kommissarin, sondern deren Schwester. Sie hatte den Unfall überlebt und stellte eine ernste Bedrohung für seinen Auftraggeber dar. Es galt, das Mädchen rasch, aber unauffällig zu beseitigen.
    Mit einem zwiespältigen Gefühl betrat Hauser das Krankenhaus. Seine Kollegen waren am Petersberg mit intensiver Spurensicherung beschäftigt, so dass er ohne weiteres nach Koblenz fahren konnte. Aber ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Tassones Aufforderung zu folgen, darüber grübelte Hauser mehr und mehr. Seine Gedanken kreisten mittlerweile nur noch um seine Entscheidung, die er vor acht Monaten getroffen hatte. Er hatte einen Auftrag als verdeckter Ermittler angenommen, der ihn für acht Wochen von jeglichen Freunden und Verwandten trennen sollte. Doch daraus waren über vier Monate geworden, und danach war nichts mehr wie vorher.
    An der Information fragte Hauser nach Viktoria Wulff. Die Dame dort verwies ihn auf Station 6B – die Unfallchirurgie. Vor der Zimmertür angekommen, hielt Hauser einen Moment inne. Nur ein Handgriff trennte ihn von seiner Vergangenheit, von seinem einstigen Leben mit Sophia: sechs Jahre

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