Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
bewusst hinter diesem etwas strengen Aussehen, was ihr mehr Respekt und Achtung entgegenbringen sollte.
Mehrmals musterte der Mann die Umgebung, prüfte, ob er jemanden entdeckte, der sich auffällig benahm. Es war nicht ausgeschlossen, dass Sophia Wulffs Ankunft noch von anderen Personen beobachtet wurde. Zügig verließ der Mann die Galerie und folgte den Wulffs zum Parkhaus. Ihm war klar, wohin der Weg sie führen würde: Ihr Ziel war das Krankenhaus in Koblenz, in das die Unfallopfer eingeliefert worden waren.
Kurz darauf fuhren sie die A3 hinauf Richtung Köln. Der Mann hielt Abstand zu Wulffs Mercedes. Zugleich vergewisserte er sich, ob er nicht doch noch einen Verfolger ausmachen konnte.
Als sie die Anschlussstelle Idstein passiert hatten, griff der Mann zum Telefon.
„Basini”, meldete sich sein Gesprächspartner.
„Hier Tassone. Sophia Wulff ist angekommen. Wir sind bereits auf der Autobahn.“
„Sie fährt zum Krankenhaus?“
„Das ist sehr wahrscheinlich. Wir werden in…”, er schaute auf das Navigationsgerät, „neunundvierzig Minuten dort ankommen.“
„Verstanden. Hattest du Schwierigkeiten am Flughafen?”
„Nein. Es scheint fast, als ob niemand Interesse an der Frau hat.”
„Vielleicht noch nicht. Hast du nicht selbst gesagt, wir dürfen unsere Gegner nicht unterschätzen?“
„Du hast Recht, mein Junge. Sie könnte ebenso in tödlicher Gefahr schweben. Wie läuft es bei dir im Krankenhaus?”
„Bislang nichts Verdächtiges.“
„Gut. Ich melde mich wieder, wenn ich da bin.“
Mit diesen Worten trennte Tassone die Verbindung. Basinis Einschätzung war nicht unbegründet. Ihre Gegner waren skrupellos und würden nichts unversucht lassen, das Jahrhunderte alte Geheimnis zu entschlüsseln. Für sie ging es um die absolute Macht.
Königswinter am Rhein, Petersberg. Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland.
Konzentriert stand Sebastian Hauser am offenen Fenster seines provisorischen Büros im zweiten Stock des Südtraktes und blickte auf den Vorplatz hinunter. Kühler Wind wehte ihm ins Gesicht; von Osten zogen dunkle Regenwolken über den Westerwald heran. Immer wieder fuhren schwarze Limousinen mit Sicherheitsbeamten oder Diplomaten vor. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen. Polizisten und Spezialeinheiten sicherten das Gelände.
Hausers Blick fing sich auf der ägyptischen Flagge, die an der Zufahrt gehisst war. Einträchtig wehte sie neben der deutschen und der israelischen Flagge im Wind. Die Regierungschefs beider Staaten wurden auf Einladung des Außenministers erwartet.
Das Gästehaus war ein geschichtsträchtiger Ort. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Hotel errichtet, erlebte es eine wechselvolle Geschichte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Alliierte Hohe Kommission der westlichen Siegermächte hier ihren Sitz bis 1955. Seit 1978 war das Gelände in Staatsbesitz.
Im Zimmer ertönte die Erkennungsmelodie der ZDF-Nachrichtensendung. Hauser drehte sich dem Fernsehgerät. Es war 15:00 Uhr. Gleich das erste Thema behandelte das geplante Gipfeltreffen, bei dem Deutschland erneut eine Vermittlerrolle übernehmen sollte. „Auch am heutigen Morgen kam es wieder zu heftigen Kämpfen in der Jerusalemer Altstadt. Dabei ging die israelische Polizei mit äußerster Härte gegen die Demonstranten an der Klagemauer vor. Im palästinensisch besetzten Ostteil kam es ebenso zu Zusammenstößen zwischen wütenden Fundamentalisten und der Polizei”, sagte der Nachrichtensprecher. „In der Knesset tagt zur Stunde der Sicherheitsrat, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Auslöser der Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen sind illegale Grabungen unter dem Tempelberg, wobei sich beide Seiten beschuldigen, die fünf verhafteten Männer angestiftet und unterstützt zu haben. Über die Identität dieser Männer, die mittlerweile in israelischem Sicherheitsgewahrsam sind, ist bislang nichts bekannt. Die aktuellen Spannungen im Nahen Osten dürften auch Thema des heute Abend beginnenden Treffens zwischen dem ägyptischen Präsidenten und dem israelischen Ministerpräsidenten sein.” Dann folgte eine Live-Schaltung zum Zufahrtsportal des Gästehauses. „Gegen neunzehn Uhr werden die Delegationen hier eintreffen”, erklärte der Korrespondent. „Der deutsche Außenminister hat zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen.”
Aus einem internen Dossier des BND, das Hauser zugespielt worden war, wusste er, dass es nicht nur um die Absicht Deutschlands ging,
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