Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
auch noch in Gefahr zu bringen.“
„Vicky steht bereits in der Schusslinie“, widersprach Anna, „das haben Sie eben selbst gesagt.“
„Nein“, blieb Sophia standhaft.
„Dann werde ich es ohne deine Hilfe versuchen“, trotzte Viktoria.
Sanft fasste Sophia ihre Schwester an den Oberarmen. „Vicky, bitte, versteh doch … ich möchte nicht … ich hab doch nur noch dich.“
„Und ich?“ Tränen schossen ihr in die Augen. „Du bist der einzige Mensch, der mir noch geblieben ist.“
„Oh, Vicky.“
Spontan öffnete sie ihre Arme, Viktoria drängte sich fest an sie, schluchzte auf. Eng umschlungen gaben sich beide Schwestern Halt. Im Grunde hatte Viktoria Recht. Sie waren die einzigen Überlebenden ihrer Familie, und Tyr würde nichts unversucht lassen, sie beide auszuschalten.
„Einverstanden“, flüsterte Sophia.
Ihre Schwester sah auf. Tränen rannen über ihre Wangen. Behutsam wischte Sophia sie ab.
„Du kannst mir bei der Suche helfen, Vicky“, fuhr sie leise fort. „Aber wenn es brenzlig wird, verschwindest du sofort aus der Schusslinie und überlässt uns Profis das Feld. Abgemacht?“
Viktoria nickte. „Abgemacht.“
Sekundenlang sahen sich die beiden Schwestern an. Auf was ließ sich Sophia da ein? Konnte sie das wirklich verantworten?
„An deinen neuen Haarschnitt muss ich mich erst gewöhnen“, scherzte sie schließlich, hoffte damit, die angespannte Situation zu lockern.
Es wirkte, die Mädchen lachten, was Sophia beinahe froh stimmte.
Jetzt galt es, einen Plan zu entwickeln, um dem Grauen ein Ende zu bereiten. Dazu benötigten sie die Hilfe von Hauser. Sophia erinnerte sich an die vergangenen Gespräche. Viele Fragen waren offen geblieben. Antworten mussten gefunden werden.
Im Wohnzimmer unten fanden sie Hauser. Er saß an seinem Laptop und arbeitete.
„Sebastian“, ging Sophia auf ihn zu, „wir müssen mit dir reden.“
Kurz darauf hatte sie ihm die Situation erklärt. Hauser zeigte sich von der Idee nicht sonderlich begeistert, doch er lehnte sie nicht grundsätzlich ab. Schließlich saßen die vier Frauen mit ihm zusammen.
„Was haben die Templer denn wirklich in Jerusalem gefunden?“, schoss Sophia ihre erste Frage ab.
„Tyr sucht ein Artefakt“, antwortete er, „das Moses aus Ägypten mitbrachte und in der Bundeslade versteckte. Es sollte für immer aus dem Gedächtnis der Menschheit getilgt werden und wurde daher von den Verfassern des Alten Testaments nie erwähnt.“
Sie stutzte. „Aber hat Tassone gestern Abend nicht gesagt, er wüsste nicht, was Tyr sucht?“
„Natürlich weiß er es.“
„Und du weißt es auch“, erboste sie sich. „Warum verschweigt ihr …?“
„Es geht nur um deinen Schutz, Sophia. Wie ich bereits sagte, die Wahrheit kann tödlich sein.“
„Was soll mich noch ängstigen nach all dem Leid und Tod? Ich will den Mörder meiner Eltern zur Verantwortung ziehen … nur das zählt.“
„Das will ich auch.“
„Dann erzähle mir von dem Artefakt.“
„Es ist der Stein aus der Krone des Luzifer.“
„Der gefallene Engel?“
„Die sumerische Mythologie erzählt, dass in grauer Vorzeit Wesen von einem anderen Planeten auf die Erde kamen und für die Menschen die ersten Königreiche schufen. Dabei waren diese Götter, wie sie genannt wurden, untereinander verfeindet und bekämpften sich teilweise bis auf das Bitterste. Der ägyptische Mythos von Osiris und Seth ist nur das bekannteste Beispiel. Der Anführer der Aufständischen besaß eine Krone von unvorstellbarer Macht, die alles vernichtete, wenn er es so wollte. Die Tempelritter fanden dieses Artefakt, den Stein, in der Bundeslade und brachten ihn nach Europa, um ihn zu erforschen. Doch bereits nach kurzer Zeit entschlossen sie sich, seine Existenz auf ewig zu leugnen. Sie wussten um die Machtansprüche der europäischen Könige und deren Bestrebungen, den Islam als Bedrohung des Christentums zu verteufeln. Die Templer dagegen schätzten die Moslems als fortschrittliche und tolerante Mitmenschen. So verbargen sie den Stein. Als ihr Orden schließlich dreizehnhundertsieben zerschlagen wurde, war das Artefakt bereits Legende. Das Wissen existierte nur noch in Form verschlüsselter Hinweise … in Bauwerken, Gemälden, Schriften und sogar auf Grabsteinen.“
„Und Tyr glaubt, das Versteck ist in Kloster Eberbach“, warf Viktoria ein.
„Es steht in direktem Zusammenhang mit Clairvaux.“
„Mit dem heiligen Bernhard von Clairvaux?“, fragte Sophia.
Hauser
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