Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
zurück“, antwortete Hauser.
„Was sind das für Freunde?“
„Kollegen vom BKA, Vater und Sohn. Die Mutter arbeitet ebenfalls bei der Polizei. Die Mädchen werden dort sicher sein. Morgen Abend entscheiden wir weiter.“
„Du bist der Boss“, bestätigte Sophia.
„Dann macht euch reisefertig. In fünfzehn Minuten brechen wir auf.“
Sophia blickte zu den Mädchen. Viktoria wirkte sehr konzentriert. Die Zwillinge hatten die letzten Minuten still dagesessen, schienen sich in ihr Schicksal zu ergeben.
Hauser hatte Recht: Es war Zeit, zum Angriff überzugehen!
Der letzte Kellner verließ soeben Tyrs Hotelsuite. Es war Mittagszeit. Der Duft von Fisch durchzog die Zimmer. Tyr hatte ein Hummerbuffet geordert, dazu Kaviar und Champagner. Er saß bereits am Tisch und schlemmte in den Köstlichkeiten. Mit einer Hummerzange öffnete er die Scheren. Zwei vornehm gekleidete Männer an seiner Seite teilten die Gourmetfreuden. Es waren Geschäftspartner. Dazu gesellten sich zwei üppige Blondinen.
„Ah, ist das köstlich“, sagte einer der beiden Männer, nachdem er das erste Glas Champagner geleert hatte.
„Das können Sie bald jeden Tag haben“, entgegnete Tyr zufrieden.
„Vorausgesetzt, Sie finden das Artefakt.“
„Seien Sie unbesorgt. Ich habe bislang noch immer bekommen, was ich wollte.“
„Unsere Freunde am Hindukusch warten nur darauf, mit Ihrer Hilfe den endgültigen Sieg über die Invasoren zu erringen.“
„Das werden sie, verlassen Sie sich darauf, mein Freund.“ Genussvoll brach Tyr eine weitere Schere auf.
„Wann können wir mit dem Erfolg rechnen?“, fragte der andere Mann.
„Sehr bald … schon in den nächsten Tagen.“
„Das wird unsere Mittelsmänner sehr zufrieden stimmen. Wie Sie wissen, haben diese Leute sehr viel Geld in Ihre Ausgrabungen investiert.“
„Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Und ich weiß treue Partner zu belohnen.“
„Sehr gut.“
Der erste Mann schenkte sich Champagner nach und leerte das Glas erneut in einem Zug.
Es erfreute Tyr. Seine Geschäftspartner waren besänftigt, die beiden Blondinen erledigten den Rest. Es zeigte sich wieder einmal, dass ein herausragendes Dinner Probleme verdecken konnte – alles erschien in geplanter Ordnung. Und doch hatte Tyr derzeit eine Menge Probleme.
Dabei sorgte er sich nicht so sehr um die Nachforschungen in Kloster Eberbach. Der Historiker hatte die versteckten Hinweise in den Schriften Bernhards entschlüsseln können, die zu einem bedeutenden Versteck zu führen schienen. Reliefs und Konsolköpfe in dem alten Gemäuer wiesen die Spur. Er war sich sicher, auf der richtigen Fährte zu sein. Die Schriftstücke ließen keine andere Interpretation zu – so hatte ihm der Historiker versichert. Ein Fehlschlag würde den Erfolg um Monate, wenn nicht gar Jahre verzögern.
Tyrs größte Sorge war Viktoria Wulff. Sie war noch immer am Leben, denn er hatte seit gestern Nachmittag nichts mehr von Bianca Mertens gehört. Das Mädchen schien sich bester Gesundheit zu erfreuen, während die Killerin wie vom Erdboden verschluckt war. Er konnte sie nicht erreichen, sie hatte ihr Handy ausgeschaltet. Oder bedeutete das vielleicht, dass die Polizei sie geschnappt hatte? Nein, er hätte es längst erfahren. Oder hatte sie erneut versagt und unternahm einen dritten Versuch? Das klang plausibler. Sie versteckte sich vor ihm, wagte nicht, ihm ihre Niederlage einzugestehen. Zorn stieg in Tyr hoch - was für ein Miststück. Hatte er sie nicht gefördert, wo er nur konnte? Hatten sie nicht die ekstatischsten Freuden miteinander geteilt? Und das war ihr Dank.
Tyr musste sich zwingen, Gelassenheit zu zeigen. „Sie entschuldigen mich einen Moment.“
Seine beiden Geschäftspartner schauten überrascht auf, als er sich erhob und sich abwandte.
Einer der Leibwächter kam auf Tyr zu. „Alles in Ordnung?“, flüsterte er.
Er drängte den Mann in das angrenzende Zimmer. „Hat sich die Mertens mittlerweile gemeldet?“
„Nein.“
„Sie müssen dieses Miststück finden“, grollte Tyr. „Informieren Sie alle Männer. Die Frau arbeitet ab sofort nicht mehr für uns.“
„Jawohl.“
„Haben die Wulffs noch einmal telefoniert?“
„Nein, seit gestern Abend herrscht merkwürdige Funkstille.“
„Die haben was gemerkt, weil diese Mertens es versaut hat.“
„Und jetzt versteckt sie sich. Aha, ich verstehe.“
„Gut, dass Sie die Frau verstehen. Vielleicht wissen Sie dann auch, wo Sie sich versteckt
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