Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
hält.“
„Nein“, gestand der Mann zerknirscht.
„Das dachte ich mir. Nutzen Sie jede Möglichkeit, ziehen Sie alle Register. Ich will dieses Miststück … und zwar tot. Wenn jemand bei ihr ist, töten Sie ihn auch. Und finden Sie die Wulffs.“
„Das letzte Signal kam von einem Gehöft bei Alsheim.“
„Dann fangen Sie dort mit der Suche an. Sie müssen das Mädchen finden und töten.“
„Sie wird gut bewacht“, warf der Mann ein.
„Dann holen Sie sich meinetwegen einen Panzer, legen Sie das ganze verdammte Versteck in Schutt und Asche. Wo ist Ihre Fantasie? Wofür bezahle ich Sie?“
„Jawohl.“
„Sie sind mir ab sofort persönlich für diesen Auftrag verantwortlich. Ich erwarte jede volle Stunde einen kurzen Lagebericht. Und spätestens heute Abend haben Sie das Problem aus der Welt geschafft. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
„Ja.“
„Worauf warten Sie dann noch? Raus, raus mit Ihnen. Finden Sie die Frauen.“
Eingeschüchtert eilte der Mann zu einem weiteren Leibwächter, redete kurz auf ihn ein. Fast fluchtartig verließen beide die Suite.
Tyr würde kein weiteres Versagen mehr dulden. Das Mädchen gefährdete seine Glaubwürdigkeit bei Wodan in höchstem Maße. Sie verdankte ihr Leben nur den aufmerksamen, hilfsbereiten Autofahrern, die schneller an der Unfallstelle aufgetaucht waren als erwartet.
Seine beiden Geschäftspartner lachten und scherzten mit den Blondinen, als sich Tyr wieder zu ihnen an den Tisch setzte.
„Sie versäumen das Beste“, witzelte einer der Männer. „Oder ist etwas …?“
„Nein, nein“, wiegelte Tyr schnell ab. „Es ist alles in bester Ordnung. Ich hatte nur vergessen, für einen Freund vom Innenministerium zwei Eintrittskarten für den Presseball nächste Woche in Frankfurt zu ordern. Wenn Sie verstehen, was ich meine“, erwiderte er mit einem Augenzwinkern.
„Oh, ja, natürlich“, stimmte der Mann zu.
Tyr zeigte sich für eine Gefälligkeit erkenntlich – so vermutete er nun.
„Auf das große Geschäft, meine Herren.“
Er erhob sein Glas, und die Gesellschaft prostete einander fröhlich zu.
Nach dem Mittagessen hatte Wulff die Gelegenheit genutzt, mit seinem Sohn einen Spaziergang am Rheinufer zu unternehmen. Tobias hatte ihn darum gebeten, sich ungestört unterhalten zu können. Ihre Ehefrauen waren im Haus zurückgeblieben.
Die Sonne schien, doch es wehte ein kräftiger, kühler Wind, der die Wellen des Flusses kräuselte. Das Wasser schwappte an die steinige Uferböschung.
„Was beschäftigt dich?“, fragte Wulff seinen Sohn, während sie über den Sandweg schlenderten, ihre Hände in den Manteltaschen vergraben.
„Glaubst du noch immer, dass es kein Unfall war?“
Wulff überlegte kurz. „Wie soll ich dir das erklären?“
Tobias stutzte. „Ich hatte jetzt eigentlich ein ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ erwartet.“
Wulff blieb stehen. „Wenn es so einfach wäre.“
„Paps, ich verstehe nicht.“
Vater und Sohn sahen sich an.
„Der Überfall auf unser Haus“, begann Wulff zögernd, „er hängt mit Friedrichs Tod zusammen.“
„Dann war es kein Unfall?“
„Nein. Hauser erklärte mir, dass Friedrich einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist.“
„Sebastian Hauser? Sophias Mann?“
Wulff nickte. „Es betrifft die nationale Sicherheit. Deshalb konnte er mir nicht mehr sagen.“
„Und die maskierten Männer? Sie wollten auch euch töten?“
„Nein, nur Viktoria.“
Wulff sah, wie sich sein Sohn nachdenklich abwandte und auf den Rhein schaute. Ein Containerschiff fuhr stromabwärts vorüber.
„Was hast du?“, fragte Wulff überrascht.
„Hauser hat keine Details erwähnt?“, erwiderte Tobias, ohne sich umzudrehen.
„Nein.“ Wulff stockte. „Tobias … weißt du vielleicht mehr?“
Langsam wandte er sich wieder seinem Vater zu. „Ist dir aufgefallen, wie verschlossen Onkel Friedrich seit dem Tod von Großvater gewesen ist?“
„Ja.“
„Früher war er offener gewesen, spontaner.“
„Du hast ihn besser gekannt. Ihr habt viel Zeit miteinander verbracht.“
Er nickte. „Warum du nicht? Ich meine, ihr wart Brüder.“
„Das hat seine Gründe“, wich Wulff aus.
„Ja.“
„Was heißt ‚ja‘? Was weißt du über Friedrich?“
„Er hatte ein Geheimnis.“
„Geheimnisse haben wir alle.“
„Nein, ich meine nicht diese üblichen Dinge.“
Wulff horchte auf. „Werde bitte konkret.“
„Wir haben oft über die Tempelritter gesprochen. Er erzählte mir von den Anfängen des
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