Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
empfunden wie an diesem Morgen. War es ein neuer Anfang?
Unbewusst schaute sie auf den Bluterguss auf ihrer Brust; die Killerin hatte genau auf ihr Herz gezielt. War es nur Verzweiflung gewesen, weil Hauser gerufen hatte, oder wollte sie Sophia wirklich töten? Nein, die Mertens hatte sie um Hilfe gebeten, sie wollte die Seiten wechseln. Sophia versuchte gedanklich, ein Profil zu erstellen. Sie musste sich sicher sein, dass sie der Frau glauben konnte. Die Indizien sprachen für die Killerin. Der Mordversuch war nur eine Affekthandlung gewesen.
Blieb nur die Frage, wie sie wieder in Kontakt kommen konnten. Das Handy zu benutzen, war Sophia zu riskant. Vielleicht hatte das Signal im Rasthof sie verraten. Andererseits könnte die Mertens auch Tassone zum Kloster Eberbach gefolgt sein. Die Situation wurde verzwickter und zunehmend komplizierter. Sie erinnerte sich an die Worte der Killerin: ‚Ich traue niemandem‘. Auch Sophia war mittlerweile soweit – wem konnte sie wirklich noch trauen? Tassone handelte im Auftrag des Vatikans und wollte das Artefakt für die katholische Kirche. Seine schweigsame Art unterstrich diesen Verdacht – er gab nur Informationen preis, die nötig waren, um seine Handlungen zu rechtfertigen. Hauser verhielt sich nicht anders. Auch er wusste mehr, als er erzählte.
Da schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der bislang nur am Rande ihres Bewusstseins aufgetaucht war. Das Templerkreuz! Eine Woche vor seinem Tod hatte sie von ihrem Vaters einen Brief erhalten. Seine Worte waren sehr melancholisch gewählt. Hatte er vielleicht etwas geahnt? Wusste er um die Todesgefahr? Sophia erinnerte sich an das kleine, rote Tatzenkreuz, das auf die Rückseite des Briefes aufgedruckt war. Das Templerkreuz. War das der Hinweis, den sie suchte? Ein Zittern durchlief ihren Körper. Barg dieser Brief mehr als auf den ersten Blick ersichtlich war? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden: Sie musste zurück nach Koblenz! Der Brief steckte noch in ihrer Uniformjacke, die sie in ihrem Zimmer zurückgelassen hatte. Sie musste ihn holen!
Rasch trocknete Sophia sich ab, cremte sich ein.
Sie wollte noch vor dem Frühstück mit Vicky sprechen. Das Mädchen war ein wichtiger Teil ihres Plans. Und möglicherweise würde sich dadurch noch eine ganz andere Chance auftun, die ihr sehr hilfreich sein könnte.
Als Sophia schließlich im Schlafzimmer vor dem Kleiderschrank stand, um sich anzuziehen, kam Hauser herein. Er hatte sich bereits frisch gemacht und trug einen Anzug. Schmunzelnd schloss er die Tür und betrachtete Sophia vergnügt. Ungeniert ließ sie ihren Bademantel zu Boden sinken und präsentierte ihren wohlgeformten Körper, während sie Slip und BH aus einer Schublade nahm. Betont aufreizend zog sie sich an. Sie wollte ihn betören – vielleicht konnte sie ihn so besser von ihrem Plan überzeugen. Zu einer grünen Bluse wählte sie einen knielangen, gemusterten Rock und schwarze Stiefel.
„Gefalle ich dir, mein Schatz?“, fragte sie aufreizend und drehte sich einmal schwungvoll im Kreis.
„Wenn ich dich nicht besser kennen würde, dann könnte man meinen …“, antwortete er grinsend.
„Sprich es ruhig aus!“
Er näherte sich. Ihre Blicke trafen sich.
„Wie konnte ich nur einen solchen Fehler begehen“, entgegnete er verlegen.
Zart legte sie ihm ihre Hand vor den Mund und flüsterte: „Still.“
Sanft berührte sie mit ihren Lippen die seinen. Sie küssten sich leidenschaftlich. Es zählte nur der Augenblick.
Schließlich lächelte sie ihn an.
Hauser reagierte schnell: „Du hast doch etwas auf dem Herzen, nicht wahr?“
Er kannte sie gut. „Ich sorge mich um Vicky“, antwortete sie leise.
„Das tun wir alle.“
„Nein. Ich meine, sie ist so allein. Der Junge ist tot, und ihre Freundinnen müssen sich verstecken.“
„Die Zwillinge? Vicky hätte sie niemals mit hineinziehen dürfen.“
„Ich werde die Mädchen holen. Sie können ohnehin am Montag nicht in die Schule. Die Gefahr, dass Tyr sie als Geiseln nehmen wird, ist viel zu groß.“
Hauser sah sie grübelnd an. „Du hast Recht … nach Hause können wir sie nicht lassen. Ich habe meinen Chef über die Vorkommnisse informiert. Er war nicht sehr erfreut darüber, wie du dir sicherlich vorstellen kannst. Aber wir haben eine Lösung gefunden. Die Mädchen und der … ja, der tote Junge werden unter den Schutz des BKA gestellt, da sie einen Mordfall beobachtet haben. Das werden die Beamten zumindest den Eltern erzählen.
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