Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
müssen Sie anfangen, mir zu vertrauen.“
„Ich kann niemandem trauen“, flüsterte die Mertens.
„Doch, Sie können mir vertrauen.“ Vorsichtig streckte Sophia ihre rechte Hand aus. “Den ersten Schritt haben Sie bereits getan.“
Die Frau haderte noch. „Nein.“
„Sagen Sie mir, wer Tyr ist und erzählen Sie mir, was er über das Kloster weiß. Welche Hinweise hat er in den Schriften des heiligen Bernhard gefunden? Und welche Bedeutung hat der Ritterschatz für ihn? Dann werde ich mich für Sie bei der Staatsanwaltschaft einsetzen. Das verspreche ich Ihnen.“ Sie tat einen weiteren Schritt nach vorne.
„Waffe weg oder ich schieße!“, ertönte plötzlich Hausers Stimme.
Sophia fluchte – eine Minute zu früh. „Nein! Warte!“
„Du Miststück!“, schrie die Killerin und schoss.
Die Kugel traf Sophia auf die Brust, sie spürte den Einschlag, die Wucht warf sie zu Boden. Hauser erwiderte das Feuer. Die Frau duckte sich blitzschnell und zielte auf ihn, schoss. Hauser reagierte ebenso reflexartig, rollte sich ab. Sekunden später hielt er seine Pistole wieder im Anschlag, zielte dorthin, wo er die Mertens vermutete. Doch sie verschwand bereits in der Dunkelheit des Waldes.
„Sophia!“, rief Hauser. Er erhob sich, lief geduckt zu ihr. „Sophia.“
„Ich werde es überleben“, krächzte sie. „Wo hast du nur so lange gesteckt? Und dann kommst du im falschen Moment.“
„Entschuldige mal, die Frau wollte dich töten.“
Die Schüsse hatten die Aufmerksamkeit der Touristen geweckt. Eine Frau kreischte, als sie Sophia am Boden liegen sah.
„Die Polizei ist schon verständigt“, rief einer der Männer. „Sind Sie verletzt? Brauchen Sie einen Arzt?“
„Nein, nein. Mir ist nichts passiert“, erwiderte Sophia und blieb verstört liegen.
Sie sah Hauser an. Er dachte dasselbe wie sie. Aufsehen konnten sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Ob die Polizisten ihnen einen simplen, versuchten Raubüberfall abnehmen würden?
Zweieinhalb Stunden später fuhr Hauser mit seinem Astra in die Tiefgarage des Hotels. Dieser Abend war völlig anders verlaufen, als sie geplant hatten. Einen Moment blieben beide noch im Wagen sitzen.
Sophia starrte durch die Windschutzscheibe auf die Betonwand vor ihr. Die Polizei von einem versuchten Raubüberfall zu überzeugen, war das geringste Problem gewesen. Viel schwieriger war es, Hausers Fragen auszuweichen. Sie hatte ihm die Wahrheit verschwiegen, ihm, aber nicht den Polizisten, eine genaue Personenbeschreibung abgeliefert. Morgen früh würde er wissen, mit wem sie es zu tun hatten. Es war fahrlässig und widersprach jeder Regel, das wusste Sophia. Genauso leichtfertig wie ihr Gespräch mit Steiner. Sie fragte sich, ob das alles seinen Preis wert war. Dank der neuen Tatsachen war sie dabei, sich aus Hausers Team zu verabschieden. Zumindest verfolgte sie nun andere Ziele. Tassone durfte das Artefakt nicht in die Hände bekommen! Auch musste sie immer wieder an die Killerin denken. Sie hätte Sophia ohne Probleme töten können. Stattdessen bot sie ihr ein Geschäft an, die letzte Chance, um am Leben zu bleiben.
Leben, überlegte Sophia. Ihr Vater war ermordet worden, Martin ebenfalls. Ohne die kugelsichere Weste wäre sie jetzt auch tot. Unbewusst tastete sie nach der Stelle auf der Brust, wo das Geschoss sie getroffen hatte.
„Weißt du, im ersten Moment ...“, hörte sie Hausers leise Stimme, „als ich dich da liegen sah ... ich weiß nicht, was ich ...“
Langsam drehte sie ihren Kopf nach links, sah Hauser an. „Du hast mir das Leben gerettet.“
„Ich hätte es nicht verwunden, wenn ...“
Behutsam tastete sie nach seiner rechten Hand, spielte liebevoll mit seinen Fingern. Ihr Blick hing an seinen Lippen.
„Sophia, ich ...“
„Sebastian“, entgegnete sie sanft, „du brauchst nichts zu sagen.“ Sie küsste ihn auf den Mund. „Ich will dich, und nur dich.“
Sie wollte leben, fühlen, empfinden, sich berauschen. Ihr Leben hätte heute Abend zu Ende sein können. Für die nächsten Stunden wollte Sophia die Gefahr und das Grauen vergessen. Wer konnte sagen, wie lange sie noch leben würden?
Kapitel 3
Erfüllungen
Sonntag, 2. November
Wiesbaden, Dorint Pallas Hotel.
Tiefe Befriedigung erfüllte Sophia, während sie sich duschte. Das lauwarme Wasser strömte über ihren nackten Körper, plätscherte in die Wanne. Sie strich sich mit den Händen durch die nassen Haare, brauste ihr Gesicht ab. Seit Monaten hatte sie nicht mehr so
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