Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
ist das älteste im Dom, oder genauer gesagt, seine Grabplatte. Das Kastengrab selbst wurde vierzehnhundertfünfundvierzig abgebaut, übrig blieb nur die Grabplatte, die heute an einem Pfeiler im südlichen Mittelschiff hängt. Es zeigt den Erzbischof mit seinen beiden Gegenkönigen.“
„Und wo ist der Stein des Luzifer?“, fragte Viktoria.
„Gute Frage. Ein Medaillon ist noch immer nicht entschlüsselt ... das Dreieck mit Mond und Stern“, antwortete Lisa.
„Was machen wir jetzt?“, hakte Viktoria nach.
„Weiter suchen“, scherzte Lisa.
„Dann halt dich ran“, forderte ihre Schwester sie auf.
Das ließ sich Lisa nicht zweimal sagen. Rasch rollte sie mit dem Stuhl wieder zum Schreibtisch und begann, auf der Tastatur des Laptops zu tippen.
Viktoria bewunderte den Eifer ihrer Freundin und die Leidenschaft, mit der sie bei der Sache war. Nachdenklich nahm sie einige der Computerausdrucke auf und betrachtete sie. Neben vielen Biografien gab es auch ein Farbbild der Grabplatte Siegfrieds dem Dritten. Zu Füßen des Erzbischofs waren Tiere dargestellt, ein Löwe und ein Basilisk, ein Fabelmischwesen zwischen Drache und Hahn, ein Symbol des Bösen. Damit sollte ikonografisch die Überwindung des Bösen nach dem Bibelpsalm 91,13 ausgedrückt werden: ‚Über Löwen und Nattern kannst du schreiten, auf Junglöwen und Drachen kannst du treten.‘ Wies dieser Spruch eine Verbindung zum Medaillon mit dem Dreieck? Oder gar zum Versteck des Artefakts selbst?
Plötzlich klopfte es.
„Wer ist da?“, schreckte Viktoria auf.
„Fabio. Darf ich Hereinkommen?“
Das Mädchen sah ihre Freundinnen an, die mit rollenden Augen nickten. „Ja.“
Der Römer blickte kummervoll. Befangen blieb er an der Tür stehen.
„Was gibt’s?“, fragte Anna forsch.
Er antwortete nicht, sein Blick heftete sich an Viktoria.
Es irritierte sie. „Fabio? Was ist?“
Er löste sich aus seiner Starre, kam näher. „Viktoria“, antwortete er eindringlich. „Du musst mir die Wahrheit sagen.“
„Welche Wahrheit?“
„Wo ist deine Schwester heute Morgen gewesen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
Er stand nun direkt vor ihr, beugte sich zu ihr hinunter. „Deine Freundinnen waren mit Sophia in Vallendar. Und ich denke, sie haben dort etwas gefunden. Oder?“ Sein Blick wechselte zu den Mädchen.
„Wir waren nicht in Vallendar“, widersprach Anna vehement.
„Ochetta“, fluchte er auf Italienisch.
„Warum fragst du nicht meine Schwester?“, wehrte sich Viktoria und sprang auf.
„Das ist momentan nicht möglich“, antwortete er mit deutlich hörbarer Missbilligung in der Stimme.
„Wie?“
„Sie hat die Suite verlassen.“
Erbost sah sie ihn an. „Hat Hauser wieder mit ihr gestritten?“ Basinis Schweigen war ihr Antwort genug. „Männer sind doch alle gleich“, spottete sie daraufhin. „Wo ist sie?“
„Der Empfangschef hat angerufen. Sie erwartet dich in der Lobby.“
„Und Hauser ist zu feige, es mir selbst zu sagen. Oder?“
Wütend verließ sie das Arbeitszimmer, rannte durch den Wohnraum.
„Warte!“, rief Basini ihr nach. „Viktoria!“
Hauser erschien. „Wo willst du hin?“, bremste er sie.
„In die Lobby, zu meiner Schwester.“
„Das kann ich nicht erlauben.“
Sie hatte den Türgriff bereits in der Hand. „Das ist mir egal. Du bist nicht mein Vater.“
„Vicky. Ich sorge mich um deine Sicherheit.“
„Scheiß drauf“, provozierte sie ihn.
„Du gehst nicht alleine“, beharrte er.
„Das werden wir ja sehen.“ Sie öffnete die Tür und trat auf den Flur hinaus.
„Viktoria, bitte“, bat Basini eindringlich. „Geh kein Risiko ein.“
Die Worte ließen sie innehalten. Seine Sorge klang echt. So gewann die Vernunft wieder die Oberhand. Sie wollte hören – das hatte sie Hauser in Rengsdorf versprochen. Ihr Ungehorsam in Alsheim hatte ihren Freund das Leben gekostet. „Okay, du kannst mich begleiten, Fabio. Aber Sebastian bleibt hier.“
Mit einem Nicken gab Hauser sein Einverständnis.
Daraufhin fuhr Viktoria mit Basini in die Lobby hinunter. Im Fahrstuhl konnte sie den Römer erneut mustern. Sie hatten viel Zeit zusammen verbracht. Aus der anfänglichen Abneigung war mittlerweile Achtung ihm gegenüber geworden. Sie schätzte seine kühle, professionelle Art. Er war recht schweigsam und zurückhaltend. Das machte sie neugierig.
In der Lobby angekommen, schaute Viktoria sich um. Aber ihre Schwester sah sie nicht. So wandte sie sich an
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