Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Klebestreifen.
„Was soll ich nur mit dir machen?“, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
Das Mädchen stöhnte und jammerte unter der straffen Fesselung.
„Eigentlich sollte ich dich töten. Du bist nur eine Last für mich.“
Viktoria wimmerte. Bianca Mertens beugte sich zu ihr hinunter und riss ihr das Klebeband vom Mund. Das Mädchen schrie auf, keuchte nach Luft.
„Bitte, lassen Sie mich gehen“, schluchzte sie.
„Das hast du deiner Schwester zu verdanken“, erwiderte Bianca Mertens barsch.
„Nein … bitte …“
Sie nahm eine kleine Wasserflasche und flößte dem Mädchen die Flüssigkeit ein. „Damit du mir nicht verdurstet.“
Viktoria spie und schluckte gleichzeitig. Sie trank gierig. Das überlaufende Wasser nässte ihren Pullover. Dann zog Bianca Mertens die Flasche weg.
„Was haben Sie mit mir vor?“, stieß das Mädchen ängstlich aus.
„Das hängt ganz von deiner Schwester ab. Und jetzt hast du genug geredet.“
Routiniert klebte sie Viktoria wieder den Mund zu. Das Mädchen stöhnte auf. Bianca Mertens sorgte sich nicht – das Klebeband saß fest. Sorgen bereiteten ihr ihre Gegner. Sie musste sich viel einfallen lassen, wollte sie diese Geschichte lebend überstehen.
Es dunkelte bereits, als Sophia durch die Mainzer Innenstadt fuhr, von der Rheinstraße abbog und die Heugasse zum Dom nahm.
„Also, ihr wisst, was ihr zu tun habt“, wandte sich Sophia an die Zwillinge, die im Fond saßen. „Basini wird euch begleiten.“ Er saß auf dem Beifahrersitz.
Die Mädchen nickten aufgeregt. „Wir werden uns die Grabplatte ansehen.“
„Genau. Vielleicht entdeckt ihr Spuren, die uns weiterhelfen können.“
„Wenn Siegfried mit dem Versteck des Artefaktes zu tun hat“, bemerkte Anna.
„Bald werden wir es genau wissen“, erwiderte Sophia versonnen, als sie am Straßenrand anhielt.
„Ich bin sicher, dass uns der Erzbischof den Weg weisen wird“, entgegnete Lisa überzeugt.
„Wir werden sehen. Und sobald ihr im Dom fertig seid, checkt ihr mit Basini im Hotel Schwan ein. Dort versteckt ihr euch bis morgen Früh, bis ich euch abhole. Ist das klar?“
„Klaro.“
„Sie haben meine Handynummer, Signor Basini … sollte sich etwas Unvorhergesehenes ereignen.“
„Si, Signora.“
„Hier sind zweihundert Euro. Das sollte für heute Abend reichen“, sagte Sophia und gab den Mädchen die Geldscheine.
„Danke“, entgegnete Lisa. „Pass gut auch dich auf, Sophia.“
„Komm heil wieder“, ergänzte Anna.
„Viel Glück, Signora.“
„Danke. Geben Sie gut auf die Mädchen Acht.“
Basini stieg mit den Zwillingen aus.
Es war ein gewagtes Unterfangen. Doch viele Alternativen blieben ihnen nicht. Einerseits galt es zu überprüfen, welche Entdeckung Tyr tatsächlich im Kloster Eberbach gelungen war. Andererseits musste das Rätsel um die Medaillons gelöst werden – und die Mädchen eröffneten einen völlig neuen Blick auf das Geheimnis. Sophia wollte nicht auf ihre Unterstützung verzichten.
Einen Moment sah sie den dreien noch nach, wie sie die Domstraße entlanggingen. Schließlich startete sie den Motor und fuhr wieder auf die Rheinstraße zurück. Kloster Eberbach war ihr Ziel; Steiner erwartete sie dort. Sie hatte Basini vorgegaukelt, sie wollte sich mit Hauser und Tassone dort treffen, während sie Hauser gesagt hatte, dass sie in Mainz bleiben würde. Sie hatte keine Wahl, wollte sie das Leben ihrer Schwester retten.
Während sie den Weg über die A66 nahm, musste sie immer wieder an Vicky denken. Sie befand sich in Todesgefahr. Die Mertens würde nicht zögern, das Mädchen zu töten – sie hatte nichts mehr zu verlieren. Dadurch wurde sie unberechenbar. Sophia konnte nur hoffen, dass die Killerin auf den Bluff mit dem Zeugenschutzprogramm hereinfallen würde. Steiner hatte alles für das Täuschungsmanöver vorbereitet.
Währenddessen erkundeten die Zwillinge das Innere des Mainzer Doms. Basini hielt sich im Hintergrund. Vereinzelt liefen Touristen umher, schossen Bilder, Gläubige zündeten Kerzen an oder hatten sich zum Gebet im Langhaus niedergelassen.
Es dauerte nicht lange, da hatten die Mädchen die gesuchte Säule im Mittelschiff gefunden. Über ihren Köpfen erhob sich die Grabplatte von Siegfried dem Dritten, fest verankert an dem Pfeiler.
„Kannst du etwas Auffälliges entdecken?“, fragte Lisa ihre Schwester.
„Ne, sieht aus wie auf den Fotos.“
Der Erzbischof stand mit dem rechten Fuß auf dem Löwen und mit dem linken Fuß
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