Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Vaters. Er gab mir das Amulett im Sommer. Und einen versiegelten Umschlag, den ich nur im Falle seines Todes öffnen sollte.“
„Was hat mein Vater dir alles erzählt?“
„Dass Signor Tassone der einzige wäre, der die Welt noch retten könnte, sollte er einmal unerwartet sterben.“
Verwirrt wandte sich Sophia ab. Was sollte sie glauben? Hatte Steiner Unrecht? Oder war Tobias ihrem Vater ebenso auf den Leim gegangen wie all die anderen? Müde fuhr sie sich mit der Hand über die Augen.
„Alles okay bei dir?“, fragte er besorgt.
Ihre Welt brach mehr und mehr auseinander. Nichts war mehr so, wie es noch vor einer Woche gewesen war. Sie musste all ihre Kräfte zusammennehmen, um nicht aufzuschreien. Wie schlimm mochte es noch kommen?
„Wer war mein Vater?“, hauchte sie, ohne ihn anzuschauen.
„Er war ein ehrbarer Mann, dem das Wohl der Menschen am meisten bedeutete. Und er liebte seine Töchter über alles.“
Das war nicht das, was sie in seinem Tagebuch gelesen hatte. „Was weißt du über die Bedeutung des Amuletts?“
„Es ist Bernhards Schlüssel zum Stein des Luzifers, den er im Kloster Eberbach versteckt hat.“
Das dachten sie alle – nur Lisa war anderer Meinung. Sophia überlegte angestrengt. Ihr Blick schweifte zu den Zwillingen, die sie neugierig durch die Scheibe beobachteten.
„Welchen Rat hat Tassone dir gegeben?“, fragte sie schließlich.
„Die ganze Angelegenheit zu vergessen.“
„Dem kann ich nur zustimmen. Es hat bereits zu viele Tote gegeben.“
„Sophia, ich …“
„Tut mir leid, Tobias. Ich habe keine Zeit, mit dir darüber zu diskutieren. Danke für deine Offenheit. Genieße die Zeit mit deiner Frau und vergiss, was du weißt. Das meine ich ernst.“
Er blickte sie nur verstört an.
„Alles Gute für dich“, verabschiedete sich Sophia von ihm.
Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und ging ins Restaurant zurück.
„Was wollte dein Cousin?“, fragte Hauser.
„Nichts. Was ist? Fahren wir jetzt zur Burg?“ Provozierend sah sie ihn an.
„Das machen wir“, antwortete er. „Fabio fährt zurück zum Kloster, und wir fahren mit den Zwillingen nach Braubach.“
Jetzt musste sich zeigen, wie gut Lisas Theorie war. Sollte einem Teenager tatsächlich gelungen sein, was Dutzende von Wissenschaftlern all die Jahre nicht geschafft hatten?
Marksburg.
Einzig unzerstörte Höhenburg am Rhein, irgendwann in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hoch oberhalb der damaligen mittelalterlichen Siedlung Braubach errichtet. Heute präsentierten sich ihre Mauern wieder mit dem nach historischem Vorbild rekonstruierten Kalkputz. Touristenmagnet für Burgenfreunde im In- und Ausland, auch bei Familien mit Kindern sehr beliebt. Wahrzeichen am Mittelrhein.
Gerhard Wagner verließ sein Büro am Fuße des Bergfrieds und ging zum Gotischen Saalbau hinüber. Er war Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung und als Burgvogt verantwortlich für die Erhaltung der Marksburg. Sorgen belasteten ihn. Eben noch hatte er sich angeregt mit Moritz, seinem Patenkind, das auf der Burg zu Besuch war, in seinem Büro unterhalten, jetzt musste er sich auf die Belange der Marksburg konzentrieren.
Vor zwei Wochen hatte sich ein leichtes Erdbeben im Rheintal ereignet, was kaum jemand bemerkt hatte. Erschütterungen gab es immer wieder. Aber im Kapellenturm, der sich an den Gotischen Saalbau anschloss, war Entscheidendes passiert. Wagner wusste, dass die Burg 1780 durch ein schweres Erdbeben beträchtlichen Schaden erlitten hatte. Risse hatten sich in einigen der Mauern aufgetan. Diese Schäden waren nur notdürftig repariert worden. Jetzt hatten sich mehrere der Risse wieder geöffnet; durch die Mauersteine sickerte Feuchtigkeit ins Innere. Seit Tagen waren Spezialisten dabei, die Schäden zu begutachten und die Auswirkungen abzuschätzen. Am Fuße des Kapellenturms waren die Männer bei ihrer Arbeit auf einen bislang unbekannten Hohlraum gestoßen. Das hatte Archäologen auf den Plan gerufen – interessante neue Erkenntnisse über die Baugeschichte bahnten sich an.
Angespannt durchquerte Wagner die Hallenküche der Burg, ging an den großen Holztischen vorbei Richtung Treppe, die in den Weinkeller hinunterführte. Dieser Teil gehörte zum normalen Touristenrundgang. Abseits davon verbarg sich eine weitere Stiege. Eine schmale Treppe führte zu einer Tür hinunter, hinter der sich das unterste Geschoss des Kapellenturms befand. Genau hier waren die Archäologen mit den
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