Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Fluss fuhren beleuchtete Lastkähne.
Die Zwillinge kamen hinzu. Sie wirkten äußerst angespannt.
„Wir sind nur noch wenige Meter von der Gewissheit entfernt“, sprach Lisa leise.
„Stellt euch vor, was passiert, wenn wir es wirklich finden“, ergänzte Anna euphorisch.
„Genau das macht mir Angst“, erwiderte Sophia und sah die Mädchen ernst an. „Das ist kein Adventure-Spiel, bei dem man einfach den PC ausmacht, wenn es gefährlich wird. Wir haben es mit eiskalten Killern zu tun, denen es auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht ankommt.“ Sie rieb sich über die Stirn. „Eigentlich müssten wir euch sofort nach Hause schicken. Wenn eure Eltern wüssten …“
„Nein, bitte, wir wollen dir helfen.“
Vielleicht war sie einfach nur zu müde, um konsequent genug zu sein. Andererseits hatte selbst Hauser diesem Vorgehen zugestimmt. Zudem hatten die Zwillinge erst diese Spur entdeckt. Niemand wusste bislang davon – Tyr und Wodan gruben im Kloster Eberbach, überzeugt, am richtigen Ort zu sein.
„Okay. Aber ihr unternehmt nichts auf eigene Faust. Ist das klar?“
„Klaro“, stimmten die Mädchen zu.
Hauser kam mit den Eintrittskarten. Gerade noch rechtzeitig, denn die Burgführerin öffnete soeben das Tor. Die Touristen drängten hindurch. Sophia schloss sich mit den Zwillingen und Hauser an. Vor ihnen eröffnete sich ein enger Zwinger, den sie entlanggingen. Durch ein weiteres Tor gelangten sie schließlich über die so genannte Reitertreppe aus massivem Felsgestein zum Zugang der Kernburg. Die Burgführerin erzählte von der Geschichte der Burg, die nie erobert wurde, aber fünfmal den Besitzer gewechselt hatte.
Als die Rede auf die Herren von Eppstein kam, meldete sich Lisa zu Wort. „Hat sich Siegfried der Dritte jemals auf der Marksburg aufgehalten?“
„Sie meinen den Erzbischof von Mainz?“
Lisa nickte.
„Die Eppsteiner stellten gleich vier Erzbischöfe und waren dadurch eine der einflussreichsten Familien ihrer Zeit. Es ist bekannt, dass Siegfried die Burg Lahneck, die sich unweit an der Lahnmündung befindet, errichten ließ. Aber von einem längeren Aufenthalt auf der Marksburg ist nichts überliefert.“
„Vielen Dank.“
Sophia sah Lisa irritiert an.
„Was?“, fragte das Mädchen. „Fragen sind doch wohl noch erlaubt.“
„Wir wollten uns unauffällig verhalten“, tadelte sie sie.
„Wir sind hier, um das Geheimnis zu lüften, oder nicht?“
„Meinetwegen“, gab Sophia nach.
Die Führung ging weiter am Romanischen Palas vorbei zu den Batteriestellungen mit den großen Geschützen. Während die Burgführerin von den baulichen Gegebenheiten und Restaurierungsbemühungen erzählte, schaute sich Sophia prüfend die Gebäudewände an.
„Wo sind denn nun die Risse?“, wandte sie sich leise an Lisa.
„Die sind im Gotischen Saalbau und im Kapellenturm“, flüsterte das Mädchen.
„Und wo ist das?“
„Da kommen wir später vorbei.“
„Dann sollten wir das hier abkürzen. Wie kommen wir am schnellsten dort hin?“
Lisa drehte sich um. „Siehst du das Tor dort?“ Mit einem knappen Wink deutete sie darauf. „Das ist das Eiserne Tor, das direkt in die Kernburg führt. Dort befindet sich der Saalbau.“
Sophia sah am Palas vorbei. „Dann warten wir, bis die Gruppe verschwindet.“
Sie wollte keine Zeit verlieren. Ihre innere Unruhe konnte sie kaum verbergen. Immer wieder schweifte ihr Blick zu Hauser, der sich aufmerksam umsah. Er schien zu grübeln. Wusste er wieder mehr, als er bislang gesagt hatte?
Endlich ging die Burgführerin weiter, bog um die Ecke. Die Touristen folgten ihr neugierig.
„Jetzt kommt“, forderte Sophia.
Fest entschlossen ging sie auf das Eiserne Tor zu. Die Zwillinge und Hauser folgten ohne zu zögern. Aufmerksam passierte Sophia den Durchgang und stieg die Treppe zum mittleren Burghof hinauf. Rechts erhob sich der Bergfried und links davon das Zielgebäude – der Gotische Saalbau.
„Wir müssen dort rein“, wies Lisa den Weg.
Sophia sah die Tür, die in das Gebäude führte. Hastig blickte sie sich um, ob sie tatsächlich alleine waren. Es war niemand zu hören oder zu sehen.
„Die Gruppe wird in etwa fünfzehn Minuten hier vorbeikommen“, bemerkte Lisa. „Aber sie werden erst in den Weinkeller gehen, bevor sie zu uns stoßen.“
„Dann haben wir nicht viel Zeit“, erwiderte Sophia nervös. „Auf jetzt.“
Zielstrebig betrat sie den Saalbau, kam in die Hallenküche der Burg. Ihr Blick fiel sofort auf den
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