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Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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es vieles gibt, was sie an dich bindet. Neil ist keine Bedrohung für dich. Nur du selbst und deine Eifersucht.«
    Raffy atmete tief durch. Er wusste, dass Benjamin recht hatte. »Ich werde es versuchen«, sagte er. »Danke, Benjamin.«
    »Du musst dich nicht bedanken«, erwiderte Benjamin mit einem freundlichen Lächeln. »Wir alle machen Fehler. Vertrau mir.«
    Raffy riss sich zusammen. »Ich gehe jetzt lieber und entschuldige mich bei Neil.«
    »Gute Idee«, meinte Benjamin augenzwinkernd. »Keine Sorge, Raffy. Alles wird gut.«

22
    I n der Siedlung war es ruhig. Ein paar Jungs von Devils Bande hingen herum, saßen auf der hohen Mauer mit Blick auf die Fußwege, rauchten, tranken und benutzten die Wand auf der gegenüberliegenden Seite, um das treffsichere Werfen mit leeren Getränkedosen zu üben. Die Geschäfte liefen schleppend, aber das lag nicht an mangelnder Nachfrage. Es sah so aus, als könnte nichts mehr Devil aus der Ruhe bringen, als interessierte ihn nichts mehr. Und seine Gleichgültigkeit war ansteckend. Ohne ihn, der das Tempo bestimmte und Anforderungen stellte, war seine Gang in Lethargie verfallen, und niemand, Devil eingeschlossen, hatte große Lust, sie aus diesem Zustand herauszureißen. Der Rubel rollte trotzdem, ohne dass man sich groß anstrengen musste, und es gab keine Probleme. Die Green Lanes Massive mischten sich nicht mehr in ihre Geschäfte ein; niemand mischte sich mehr ein. Devil dachte nicht allzu oft darüber nach, aber wenn doch, dann kam ihm manchmal der Gedanke, dass das vielleicht ein bisschen merkwürdig war. Andererseits hatten sie vielleicht etwas Besseres zu tun.
    Im Grunde spielte es keine Rolle, weil Devil auf jeden Fall etwas Besseres zu tun hatte. Er hatte ein größeres Spiel im Auge. Er wollte sich in eine andere Welt begeben. In eine Welt, die ihm gefiel. Mit schicken Autos und mit Leuten, die wahre Macht hatten und denen man Respekt zollte, ohne blöde Gangs, die sich ständig stritten wie kleine Kinder. Das war ihm jetzt klar geworden. Sie unterschieden sich nicht von den Kids, die sich auf dem Spielplatz prügelten, nur dass sie ihre Kämpfe mit Messern und Gewehren austrugen.
    Eben das hatte Thomas ihm in den vergangenen Wochen klargemacht. Thomas wusste alles. Er war sozusagen ein wandelndes Lexikon. Er wusste alles über Devil, über Dalston, über Devils Leben davor, über die Siedlung, über Musik, über Politik, einfach alles. Sobald Devil ein Thema anschnitt, zog Thomas die Augenbrauen hoch und spuckte eine ganze Ladung Informationen aus. Anschließend lächelte er triumphierend.
    Thomas hatte Devil beigebracht, über den Tellerrand zu schauen und seine früheren Ambitionen als das zu sehen, was sie waren: erbärmlich.
    »Wer interessiert sich schon für Dalston?«, hatte er einmal mit einem Lächeln gesagt. »Meinst du, irgendjemand außerhalb von Dalston schert sich einen Dreck darum? Meinst du, du verdienst Respekt, weil deine Gang die größte in Dalston ist? Den kannst du höchstens von den Leuten in Dalston erwarten. Und die sind scheißegal.«
    Devil hätte ihm am liebsten einen Fausthieb verpasst, wie er es immer machte bei Leuten, die nicht seiner Meinung waren und ihn nicht respektierten. Aber bei den vielen Beschützern um Thomas herum war das unmöglich. Deshalb schwieg er beleidigt. Doch je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass Thomas recht hatte. Dalston war ein unbedeutendes Kaff. Und dann nahm Thomas ihn im Auto mit ins Londoner Zentrum, zu Plätzen, von denen er nicht einmal zu träumen gewagt hatte. In Klubs, vor denen lange Schlangen standen und in die sie einfach so hineinmarschierten. In Bars, die die ganze Nacht geöffnet hatten, mit schönen Frauen, die sie umschwirrten wie Motten das Licht. Thomas genoss es sichtlich, das Geld, die Macht, die Aufmerksamkeit. Und Devil amüsierte sich ebenfalls. Er trank Champagner, aß Speisen, die so gut schmeckten, dass ihm jedes Mal das Wasser im Mund zusammenlief, wenn er nur daran dachte, und ließ sich von Frauen umgarnen, die über seine Witze lachten und die ihm das Gefühl gaben, als wäre er ein König.
    Devil hatte keine Ahnung, ob er jetzt zu Thomas’ Team gehörte oder nicht. Von Zeit zu Zeit schickte Thomas ihm eine SMS und kreuzte ein paar Stunden später mit seinem Wagen bei ihm auf. Dann ließ Devil alles stehen und liegen und stieg zu ihm ins Auto. Die Jungs seiner Gang löcherten ihn ständig mit Fragen, wer der Mann in dem Wagen sei, aber Devil gab keine

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