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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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Susannah.
    »Doch, tut es.« Er stellte den Karton auf den Tisch und entnahm ihm ein Paket mit Kaffeebohnen, einen Laib Brot, ein Glas Erdnussbutter, ein Stück Butter, eine Packung Orangensaft, ein Paket Zucker und einen Tupperware-Behälter mit einem halben Dutzend Eiern. »Frühstück«, erklärte er.
    Susannah verzog das Gesicht und lächelte über ihre eigene Torheit. »Danke«, sagte sie. »Ich bin normalerweise erheblich besser organisiert.«
    Betty, die ihrem Sohn gefolgt war, meinte: »Sie werden sich daran gewöhnen vorauszuplanen. Sie können nicht mehr in der letzten Minute losrennen, um noch etwas Milch zu holen.« Sie setzte sich auf die Sofalehne und zog den Reißverschluss ihres Parkas auf. »Ist es hier drinnen warm genug für Sie? Jim hat den Herd angemacht, bevor er nach Friday Harbor gefahren ist.«
    »Ja«, sagte Susannah. »Es ist angenehm.«
    Die abgetretenen Kiefernbohlen knarrten unter Jims Füßen, als er in die Küche ging. Sie sah zu ihm hin und dachte an Matt; sie erinnerte sich daran, wie sie in die erste Wohnung gezogen war, in der sie mit Matt zusammengelebt hatte, und dachte: »Eigentlich sollte es Matt sein, der hier steht. Matt sollte hier sein.«
    Zwei Wochen nach ihrer Hochzeit waren sie und Matt in Chicago in ein Apartment gezogen, das im Dachgeschoss eines alten viktorianischen Hauses lag. Das bedeutete, dass sie zwei lange, steile Treppenfluchten bis zu ihrer Wohnungstür hinaufsteigen mussten. Die Decken fielen schräg auf hellgelbe Wände hinab, und vier Dachfenster ließen den ganzen Tag Licht hinein. Sie schliefen auf einer Ausziehcouch, die in der Mitte des Wohnbereichs stand. Ein Badezimmer mit einer großen auf Klauenfüßen stehenden Badewanne und ein riesiger begehbarer Schrank mit Bleiglasfenster vervollständigten das Ganze.
    Matt war in einem wohlhabenden Vorort im Westen Chicagos ärmlich aufgewachsen; in einer Gegend mit Kopfsteinpflaster und großen Villen und ausladenden Ulmen, durch deren Blattwerk die Sonne auf tiefgrüne Rasen fiel. Seine fünfköpfige Familie – Matt, seine Eltern und seine zwei Brüder – wohnten in einer aus drei Zimmern bestehenden Wohnung im Kellergeschoss eines vornehmen Gebäudes, in dem sein Vater als Hausmeister und seine Mutter als Putzfrau arbeitete. Seine Eltern hatten dafür gesorgt, dass ihre Jungs auf die besten Schulen gingen, ohne zu verstehen, was es heißen konnte, das ärmste Kind in einer reichen Nachbarschaft zu sein.
    Das College hatte er dank eines Stipendiums besuchen können und sich einen Schlafraum mit zwei anderen Jungen geteilt. Nach dem College hatte er mit fünf Freunden in einer Dreizimmerwohnung mit zwei Bädern gelebt. Matt hatte, wie Susannah erkannte, nie eine eigene Privatsphäre gehabt. Darum beschloss sie, ihm eine zu schaffen.
    Während er bis spät in die Nacht in der Bibliothek an seiner Dissertation arbeitete, räumte sie den begehbaren Schrank aus und strich ihn in einem warmen, dunklen Orange. Sie durchforstete Flohmärkte und Pfandhäuser und fand einen ledernen Armsessel und eine Ottomane sowie eine alte orientalische Brücke in Türkis, Orange und Braun. Alle Teile hatten die perfekte Größe. Sie flickte Risse im Leder, nähte Dekokissen, übermalte den zerkratzten Fuß einer alten Stehlampe und kaufte einen neuen Schirm dafür. Schließlich malte sie ein Bild des Sees in den Wäldern von Nordmichigan, wo sie sich kennengelernt hatten, rahmte es ein und hängte es an die Wand.
    Um Matt von dem Schrank fernzuhalten, erzählte sie ihm, sie bewahre sein Weihnachtsgeschenk darin auf. Am Weihnachtsabend öffnete sie die Tür mit einer schwungvollen Geste und drehte sich zu ihm um.
    »Tatarata! Euer privates Arbeitszimmer, mein Herr. Ich verspreche, es nicht zu putzen oder dich zu drängen, es aufzuräumen. Und ich werde es auch nicht betreten, ohne vorher anzuklopfen. Du kannst Bilder von Poker spielenden Hunden an die Wände hängen, wenn dich das glücklich macht. Oder von nackten Frauen.« Sie runzelte die Stirn. »Na gut, vielleicht doch lieber nicht von nackten Frauen. Aber ich wollte, dass du wenigstens ein Mal deinen eigenen privaten Raum hast.«
    Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    Einige Minuten lang war er sprachlos. Er ging hinein und strich mit der Hand über die lederne Lehne des Stuhles, betrachtete das von ihr geschaffene Gemälde an der Wand, drehte sich zur Lampe hin.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, brachte er schließlich hervor. »Ich meine, ich bin begeistert. Ich kann

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