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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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Friday Harbor über, um die Parade der mit Lampen geschmückten Schiffe und das Feuerwerk zu sehen. Sie machten einen Campingausflug nach Patos Island und von dort zu den kleinen Inseln Sucia und Matia. Sie angelten Tigerstachelkopf und Königslachs und im späten August Silberlachs. Und Bill baute Jim ein Baumhaus in der alten Oregoneiche an der Wiese.
    Es schmerzte sie, Bill mit ihrem gemeinsamen Sohn und Jims erwartungsvolle Liebe zu seinem Vater zu sehen. Sie fragte sich, ob sie ihre Ehe in eine wirkliche Ehe verwandeln könnte, wenn Bill mal für mehr als einen oder zwei Monate zu Hause bliebe, wenn sie ihm gegenüber sie selbst wäre und er sie kennenlernen könnte, wie sie jetzt war, nämlich erheblich stabiler und authentischer als das Mädchen, das er geheiratet hatte. Sie hatte das Gefühl, Jim diesen Versuch schuldig zu sein, und sie beschloss, Barfuß darüber zu informieren, wenn er heimkehrte. Dann versuchte sie, mit Bill darüber zu reden, dass er mehr Zeit zu Hause verbringen sollte.
    »Weißt du, gegen welche Konkurrenz man sich durchsetzen muss, um auf ein Krabbenboot zu kommen?«, fragte er sie. »Wenn ich sagen würde, dass ich eine ganze Saison lang nicht arbeiten kann, dann würden da zehn Kerle Schlange stehen, die mit Freuden meinen Job übernehmen würden. Wir brauchen das Geld zu dringend. Ich kann das nicht machen.«
    »Wir brauchen es nicht mehr so dringend wie früher. Die Farm trägt sich jetzt – jede Saison.«
    Bill neigte den Kopf zur Seite und sah sie an. »Du willst mich zu Hause haben?«
    Sie dachte an Barfuß, an all ihre gemeinsamen späten Morgen- und frühen Nachmittagsstunden; an die blauen Augen, mit denen Barfuß sie ansah, wenn sie sich liebten, an die Zärtlichkeit, die in seiner Stimme lag, wenn er ihren Namen aussprach.
    Sie beantwortete Bills Frage nicht, sondern sagte: »Sieh doch nur, was es Jim bedeutet, dich diesen Sommer hierzuhaben.«
    »Ich kann jetzt nicht für die kommende Saison absagen«, meinte Bill. »Dafür ist es zu spät. Aber ich werde diesen Winter mit dem Kapitän und mit ein paar von den anderen Jungs sprechen und sehen, ob sie von irgendwelchen Schiffen wissen, die jemanden nur für ein paar Monate brauchen. In Ordnung?«
    Das war typisch Bill. Eine Antwort, die keine Antwort war. Und sie dachte plötzlich: »Einverstanden.«
    Bill reiste am 1. September ab. Als sie dann eines Tages Mitte September bei der Post vorbeischaute, um ihre Post abzuholen, erwähnte Frances, dass Barfuß Jacobsen aus Tibet zurückgekehrt sei.
    »Tatsächlich?«, fragte Betty. Sie spürte, wie ihr das Herz in der Brust klopfte, und bemühte sich, ihre Stimme beiläufig und unbefangen klingen zu lassen. »Wann ist er denn zurückgekommen?«
    »Vorgestern. Er ist gestern wegen seiner Post vorbeigekommen.«
    »Hatte er eine gute Reise?«
    »So gut wie immer, vermute ich«, sagte Frances. »Ich habe gehört, dass er dort eine Frau hat.«
    Betty lächelte: »Ja, das habe ich auch gehört.«
    »Er ist schon merkwürdig«, meinte Frances.
    Betty nickte. Sie nahm ihre Post und gab vor, wegen Jim nach Hause zu müssen, und verließ die Post. Sie wollte nicht weiter über Barfuß sprechen, damit nicht ihr Gesicht oder ihre Stimme oder ihr Körper ihre Aufgeregtheit und ihr Verlangen verriet.
    Sie ging nach Hause und bereitete Jims Mittagessen und dachte über ihren gemeinsamen Sommer mit Bill als Familie nach. Sie dachte an die zwölf Jahre, die sie mit Bill verheiratet war, der wenig mehr getan hatte, als seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie dachte über Barfuß nach. Vielleicht hatte er sich verändert. Vielleicht hatte ihn seine viermonatige Reise in ferne Länder daran erinnert, warum er nie geheiratet hatte, und ihm bestätigt, wie schön es war, die Freuden der Freiheit genießen zu können.
    Er kam am nächsten Morgen zu ihrem Haus, nachdem Jim zur Schule gegangen war. Er war zu Fuß, sodass sie ihn nicht den Schotterweg heraufkommen hörte und auch dann seine Schritte nicht vernahm, als er über die Wiese zum Trockenschuppen kam, wo sie Zwiebeln und Knoblauch für den Winter auslegte.
    »Elizabeth.«
    Sie drehte sich um und sah ihn vor der Tür stehen, und seine blauen Augen durchbohrten ihr Herz. Sie ging zu ihm und umfasste seinen edlen Kopf mit ihren Händen, sah in sein gebräuntes, sturmzerfurchtes Gesicht, blickte ihm in die Augen und empfand so viel Liebe für ihn, dass sie nichts sagen konnte.
    Er schlang seine Arme um sie, vergrub sein Gesicht in ihrem

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