Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
ohne sie kaputt zu machen. Man muss dafür sorgen, dass die Leute ihren Lebensunterhalt verdienen können, indem sie das Bestehende hier erhalten und vor der Zerstörung bewahren«, gab Aidi zurück.
»Ich hoffe, du hast recht.«
Als sie an den Strand zurückkehrten, bedankten sich Julie und Christopher und verabredeten sich mit Aidi zum Abendessen.
In der Feriensiedlung machten sie sich einen faulen Nachmittag. Julie ging schwimmen und nahm sich dann ein Buch vor, legte es aber bald wieder weg. Während sie die Katze streichelte, die es sich neben ihr auf der Liege bequem gemacht hatte, dachte sie über die Erinnerungen ihres Großvaters nach.
Bei Sonnenuntergang versammelte sich die ganze Gruppe zum Aperitif, aber es stellte sich heraus, dass jeder für den Abend andere Pläne hatte. Martine, Shane, Carl, Tina und Peter waren zu einer Cocktailparty bei Freunden der Stevensons auf einer großen Jacht in der Marina von Telaga eingeladen.
»Ihr beide dürft gern mitkommen«, sagte Shane.
»Wir gehen mit Aidi und seiner Familie essen«, erwiderte Christopher. »Vielleicht können wir uns später irgendwo treffen, bei uns wird es wohl nicht so spät. Was meinst du, Julie?«
»Ist mir recht.«
»Schön, Julie, aber mach für morgen Abend keine Pläne«, meinte Martine geheimnisvoll.
Julie und Christopher fuhren mit dem Taxi in die Stadt zu einem großen, aber einfachen Lokal namens Wonderland, das an einem kleinen Priel lag. Als sie dem Inhaber sagten, dass sie mit Aidi verabredet waren, strahlte er.
»Ah, ja, ich bin Tun, bitte hier entlang. Wir haben hier draußen einen hübschen Tisch für Sie.«
Christopher bestellte zwei Tiger-Bier, und sie studierten die Speisekarte.
»Die Sachen auf dem Holzkohlengrill da drüben duften köstlich«, stellte Julie fest. »Und vergiss nicht, dass ich heute die Zeche zahle.«
Als Aidi mit seiner hübschen Frau und dem kleinen Sohn und der kleinen Tochter kam, bestellte er Essen für alle. »Hier gibt es malaiische Meeresfrüchte nach chinesischer Art, ihr müsst unbedingt die frischen Garnelen probieren.«
Julie und Christopher mussten lachen, als die Platte mit den Garnelen, jede fast so lang wie ein Unterarm, serviert wurde. Sie waren in Hälften geteilt auf den Grill gelegt worden und wurden mit einem scharfen Dip serviert. Zudem tischte man ihnen auch kleinere Garnelen, Tintenfisch, Chilikrebse und Fisch mit frischem, knackigem Gemüse auf.
»Was ist das?« Julie hob ein längliches grünes Gemüse mit ihren Essstäbchen in die Höhe.
»Kang Kong, Wasserspinat. Aber wir essen das mit Sambal Belacan, das ist die Shrimpspaste, damit schmeckt es sehr intensiv«, erklärte Aidi.
»Ich mag den Ikan Bakar, diesen scharfen Fisch«, bemerkte Christopher.
»Ich mag alles!«, lachte Julie.
Zum Abschied umarmten Julie und Christopher Aidi und seine Familie und spazierten zum Hafen. Sie fanden beide, es sei ein schöner Abend gewesen.
»Beim unserem Essen heute bin ich billig weggekommen«, stellte Julie fest. »So viele köstliche Gerichte für einen Pappenstiel.«
»Ja, ich denke, hier, wo die regionale Küche so gut ist, ausländisch zu essen wäre ziemlich bekloppt.«
Sie schlenderten die Hauptstraße entlang und kauften sich, statt in eine der kleinen Bars zu gehen, ein Eis zum Mitnehmen, bevor sie zu ihrem Hotel zurückkehrten.
»Hast du schon Gesellschaft im Bett?«, fragte Christopher. »Ich meine, die Katzen.«
»O ja. Ich habe den Fehler gemacht, ihnen eine Schale Milch hinzustellen, die vom Frühstück übrig war, und bald hatte ich drei Mitbewohner. Aber mir gefällt’s. Sie sind sauber und ganz freundlich.«
»Schlaf gut. Morgen gehe ich bei Tagesanbruch zum Angeln. Vielleicht bringe ich etwas für Neridas Küchenchef mit.«
»Viel Glück. Und danke, dass du heute die Fahrt mit mir gemacht hast. Es war toll.«
»Ich fand es auch klasse. Selamat malam.«
Frühmorgens machte Julie einen Spaziergang in Begleitung von zwei Katzen, die ihr treu durch die Gärten, den Poolbereich, die Reisfelder und entlang einer unbefestigten Straße folgten. Als sie zurückkam, glitzerten die ersten Sonnenstrahlen auf der nahen Lagune.
Sie bestellte Frühstück auf der Restaurantterrasse und genoss verträumt den morgendlichen Frieden. Wie schön war es doch, dass sie sich weder um die Arbeit sorgen musste noch kurzfristig Entscheidungen zu treffen brauchte.
Alice, Neridas Geschäftspartnerin, stellte ihr eine Kaffeekanne und einen Teller mit frischem Obst hin. »Wie
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