Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
mit Schwimmen und danach ein kaltes Bier?«
»Am liebsten hätte ich so eine grüne Kokosnuss, falls du die aufkriegst?«
»Kein Problem, da schlägt man nur die Spitze ab und steckt einen Strohhalm ins Kokosnusswasser.«
»Kokosnusswasser?«
»Man kann auch Kokosmilch sagen, aber hier heißt es Kokosnusswasser.«
»Na, egal, wie es heißt. Ich hätte jedenfalls gern so etwas.«
Beim Schwimmen erzählte sie Christopher kurz von Marjories Erlebnissen im Kriegsgefangenenlager.
»Wie schön, dass sie sich an deine Tante erinnert. Ich finde es gar nicht so verwunderlich, dass sie sich aus den Augen verloren haben. Man möchte solche schrecklichen Erlebnisse gern weit hinter sich lassen. Was hast du jetzt noch vor?«, erkundigte er sich. »Irgendwelche Pläne? Wann fliegst du nach Brisbane zurück?«
»Ich habe noch ein paar Tage. Und meine Arbeit ist gefühlsmäßig ziemlich weit weg – als wäre ich seit Monaten unterwegs und nicht erst seit zwei Wochen.«
»Das kenne ich«, sagte Christopher. »Es dauert ein bisschen, bis man sich an das Urlaubsgefühl gewöhnt. Manchmal fehlt mir sogar mein Arbeitsalltag, und ich weiß mit der vielen freien Zeit gar nichts anzufangen. Mir wird dann richtig langweilig.«
»Wirklich? Du langweilst dich hier?«
Er lachte. »Definitiv nein. Die letzten paar Tage waren Vergnügen pur. Und es hat mir Spaß gemacht, sie mit einer Landsmännin zu verbringen.« Er fing an, mit einer Katze zu spielen, die an den Pool gekommen war.
»Für mich war es auch schön«, erwiderte Julie, der aufging, wie wohl sie sich in seiner Gesellschaft fühlte – die Reise mit David Cooper war in der Hinsicht sehr viel anstrengender gewesen. Es lag wohl daran, dass Christopher so wohltuend zurückhaltend und bescheiden war. »Ich werde ein paar Tage auf Utopia verbringen und danach noch einige Sehenswürdigkeiten anschauen, bevor ich wieder nach Hause fliege«, erklärte sie schließlich.
»Ich muss zurück nach Butterworth. Aber du solltest keinesfalls Penang verpassen, ein tolles Städtchen. Mein Lieblingsort hier im Land. Wenn du dorthin kommst, lade ich dich zum Essen ein.«
»Das wäre nett. Aber bist du in Butterworth nicht die meiste Zeit mit dem Jet unterwegs?«
»Nein, gar nicht. Hauptsächlich erledige ich eine Menge Papierkram und diskutiere mit der malaysischen Luftwaffe.«
»Möchtest du das bis zum Ende deines Berufslebens machen?«
»Mir gefällt’s bei der Luftwaffe, es ist ein angenehmes Leben, und die Arbeit kann recht interessant und abwechslungsreich sein. Aber ich habe schon daran gedacht, irgendwann mal Pilot bei einer Luftfahrtgesellschaft zu werden. Eigentlich die logische Fortsetzung meines Berufs, obwohl ich noch ein paar andere Ideen habe, was ich eines Tages tun möchte.« Er kletterte aus dem Pool und ertappte Julie dabei, wie sie wohlgefällig seinen schlanken, gebräunten Körper betrachtete. Sie lächelte, und er erwiderte ihr Lächeln, keiner senkte den Blick. »Lust auf Satay? Ich rieche das Essen bis hierher.«
Sie flogen zusammen von Langkawi nach Penang, wo sie eilig Abschied nahmen, sobald jeder sein Gepäck entdeckt hatte. Ramdin, der Fahrer von Utopia, erwartete sie mit dem Jaguar. Auf der Fahrt begannen Peter und Shane über Geschäftliches zu reden. Martine reichte Julie ein paar Zeitschriften, aber sie schüttelte den Kopf, da sie lieber die vorbeiziehende Landschaft betrachten wollte.
Während der Wagen die Straße entlangschnurrte, ließ Julie den Blick über die endlosen Palmölplantagen schweifen, die sich von Hügel zu Hügel zogen. Wohin sie auch schaute, überall standen die kurzen Palmen mit ihren dichten Wedeln makellos und kerzengerade, eine dicht neben der anderen, in Reih und Glied. Es wirkte so leblos, so durchgeplant, so militärisch. In ihr wuchs die Sehnsucht nach der Wildheit des Dschungels, natürlich gewachsenen Dörfern, dem Anblick und den Lauten von Vögeln und wilden Tieren. Alle paar Meilen verkündete ein akkurates Schild den Namen der Firma, der die Plantage dahinter gehörte.
»Shane, Peter, ist es euch unangenehm, wenn ich euch frage, wie ihr zur Ausbreitung der Palmölplantagen steht?«, sagte sie. »Ich weiß, dass Palmöl wichtig für euch ist, weil ihr eine Menge davon produziert, aber das ist ja durchaus ein kontroverses Thema.«
Lächelnd drehte Peter sich um. »Ein Thema, über das man stundenlang diskutieren kann.«
Shane holte tief Luft. »Es stimmt schon, dass Palmöl für Malaysia ein wichtiger
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