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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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die Frauen männliche Gefangene gesehen. Ungeachtet der Warnungen der japanischen Soldaten hatten die Männer gesungen und gerufen. Aber jetzt winkten die Männer ihnen zu, sie lachten und stießen die Fäuste in die Luft. Und sie waren unbewacht.
    Ohne sich um Korporal Hashimoto zu scheren, liefen die Frauen zur Straße neben dem Feld.
    »Was ist passiert?«
    »Bestimmt ist der Krieg vorbei. Die Japsen haben aufgegeben.«
    »Was ist passiert?«, rief Bette den Männern zu.
    »Kapitulation. Die Japsen haben kapituliert. Wir haben über unser Funkgerät von einer riesigen Bombe gehört. Jetzt wird alles gut. Wir sind nur hergekommen, um euch das zu sagen, wir müssen gleich wieder zurück ins Lager.«
    Die Männer machten kehrt und ließen die Frauen sprachlos stehen. Eine Frau begann zu schluchzen und schlug sich die Hände vors Gesicht.
    »Kann das stimmen?«, fragte Evelyn Bette. »Wie ist das möglich?«
    Sie drehte sich um und musterte den ungerührt dreinblickenden Hashimoto.
    »Er wird uns nichts erzählen. Ich schätze, wir erfahren früh genug, ob es stimmt.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Japaner kapitulieren«, sagte Norma. »Zu stolz. Sie dürfen doch ihr Gesicht nicht verlieren. Das müsste eine verdammt große Bombe gewesen sein.«
    »Wenn wir nur herausfinden könnten, was passiert ist.« Bette hob ihre Hacke auf. »Lasst uns das fertig machen. Heute Abend gibt es Süßkartoffeln mit Reis.«
    Während der Arbeit wurde noch viel geredet, und zurück ins Lager gingen sie voller Hoffnung, aufrecht und mit erhobenen Köpfen.
    Die Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Überall steckten die Frauen die Köpfe zusammen. Jede Bewegung der Soldaten wurde genauestens beobachtet. Es schien zu schön, um wahr zu sein, und solange die Nachricht von der Kapitulation nicht bestätigt war, wollten sich die Frauen nicht falschen Hoffnungen hingeben. Trotzdem erzählte Gloria die Neuigkeit auch im Krankenrevier, um den Patientinnen neuen Mut zu geben.
    Die Aufregung steigerte sich noch, als sie am nächsten Morgen zu einem Appell gerufen wurden. Man eröffnete ihnen, dass sie dank der Großmut des japanischen Kaisers Sonderrationen erhalten würden. Mit undurchdringlichen Gesichtern türmten die Soldaten Päckchen vor den Frauen auf und traten zurück, als diese sich wie bei einem Ausverkauf darauf stürzten und sie aufrissen.
    »Essen!«
    »Dosenfrüchte! O mein Gott!«
    Plötzlich fiel es Bette wie Schuppen von den Augen. »Das ist vom Roten Kreuz. Es ist wirklich etwas passiert.« Sie fasste Philip an den Händen und wirbelte ihn herum.
    »Was ist denn los?«, fragte der Junge besorgt.
    »Jetzt weiß ich, dass der Krieg vorbei ist. Wir gehen nach Hause«, sang Bette.
    Evelyn untersuchte den Inhalt der Päckchen genauer. »Wisst ihr was? Ich wette, das Zeug ist uralt. Die haben das seit Jahren in der verdammten Baracke gebunkert, während wir hier am Verhungern sind.«
    Die anderen starrten sie an. »Glaubst du wirklich? Diese Mistkerle«, keuchte Norma.
    »So, Mädels, lasst uns etwas Ordnung schaffen«, rief June. »Wir sehen die Sachen systematisch durch und bringen sie dann in die Küche.«
    »Und feiern!«, schrie Norma.
    Anschließend herrschte fröhliches Chaos. Während Kinder mit Schokoladenriegeln herumsausten, saßen die Frauen bei richtigem Kaffee mit Dosenmilch zusammen. Die Soldaten ließen sie in Ruhe. Es folgten ein feudales Mahl, gemeinschaftlicher Gesang und ein von einer Nonne geleitetes Dankgebet, bevor die Frauen ins Bett fielen.
    Philip schlief sofort ein. Bette streichelte sein Haar.
    »Er ist schon ewig nicht mehr mit vollem Magen eingeschlafen. So wundervoll es ist, bald wieder nach Hause zu kommen, es wird auch eine große Umstellung sein«, seufzte Bette, während sie das Kind neben sich wiegte.
    »Wann, glaubst du, werden wir gehen können?«, flüsterte Evelyn. »Ich kann es noch gar nicht fassen.«
    »Ich hoffe, bald«, erklärte Marjorie, und ihre Augen leuchteten. »Das ist so aufregend. Was machen wir zuerst, Mutter?«
    »Ein heißes Bad nehmen. Etwas Sauberes anziehen. Und deinen Vater küssen.«
    »Und du, Bette?«
    »Ich kann es gar nicht abwarten, endlich Brisbane wiederzusehen – meine Eltern und Margaret, mein Zuhause. Ich habe sie alle so vermisst. Aber ich frage mich, was für eine Welt das sein wird nach all dem Kummer. Sicher wird es noch eine Weile dauern, bis der Alltag wieder einkehrt. Aber ich freue mich schon darauf.«
    »Wir haben uns alle

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