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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ist Philip wieder in unser Leben geschneit. Als er in England auf dem Internat war, hat er meiner Mutter und mir geschrieben, und sie bestand darauf, dass er die Ferien künftig bei uns verbrachte. Während seiner Schulzeit hatten wir also viel Kontakt.«
    »Es war sicher schön, sich unter erfreulicheren Umständen um ihn zu kümmern?«
    »Allerdings. Und dann überredete mich Philip Jahre später, doch wieder einmal nach Malaysia zu reisen. Danach kam ich immer wieder zurück. Die Kriegserinnerungen waren verblasst, und man kann ja schlecht dieses Land für die damaligen Ereignisse verantwortlich machen. Es ist hier so zauberhaft.«
    »Jetzt verstehe ich, warum Shane und Peter so an Ihnen hängen«, sagte Julie.
    »Mir sind sie auch sehr ans Herz gewachsen. Und es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr über Ihre Tante berichten kann. Eigentlich ist es eine Schande, dass wir uns so aus den Augen verloren haben. Aber was für eine starke Frau sie war, ist wohl auch durch das wenige, was ich Ihnen erzählen konnte, klargeworden. Sie hat mir geschildert, wie sie damals in Einzelhaft in Gedanken gezeichnet hat, um bei Verstand zu bleiben. Und dann gibt es natürlich noch die Geburtstagskarte mit der Zeichnung von Philip und mir.«
    »Wissen Sie, was aus dem Tagebuch geworden ist, das im Lager geführt wurde?«
    »Ich habe erst nach unserer Freilassung davon erfahren. Später hörte ich dann, dass eine der Frauen es überarbeitet und veröffentlicht hat.«
    »Meine Tante hat ein Buch über die Iban geschrieben, aber ich weiß nicht, ob sie weiter gezeichnet hat. Obwohl ihr das ja wohl viel bedeutete«, überlegte Julie. »Marjorie, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll, dass Sie mir Ihre Geschichte erzählt haben. Jetzt formt sich allmählich ein Bild von meiner Großtante Bette. Erstaunlich, was sie für Philip getan hat. Man sollte doch denken, seine Mutter hätte ihr ewig dankbar sein müssen, weil Bette ihr den Sohn lebend zurückbrachte. Ich kann einfach nicht begreifen, warum Margaret ihre Schwester später so gehasst hat.«
    Nachdem sie noch eine ganze Weile geplaudert hatten, umarmte Julie Marjorie zum Abschied und brach auf. Als sie tief in Gedanken versunken an Kokospalmen und frisch gerechten Sandflächen vorbei den Strand entlangwanderte, ertönte ein Ruf. Sie blickte auf und sah Aidi, der aus seinem Boot sprang.
    »Hi, wohin des Weges?«, rief sie.
    »Ich hole ein paar Gäste zur Mangroventour ab. Und Sie?«
    »Ich habe eine reizende ältere Dame besucht, die meine Tante kannte. Sie waren zusammen in einem japanischen Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Kuching.«
    »Waren schwere Zeiten damals. Was machen Sie jetzt?«
    »Einfach nur spazieren gehen.«
    »Geben Sie acht auf Glasscherben und Müll«, riet Aidi und wies auf den Unrat, der sich zu beiden Seiten des sauber geräumten Hotelstrands türmte. »Der Dreck wird von den Gezeiten zwischen Thailand und uns hin und her gespült. Das Zeug ist giftig.«
    Julie sah, wie angewidert der Naturschützer von dem angeschwemmten Abfall war, der am Strand vor sich hin moderte. »Mir ist aufgefallen, dass die Einheimischen sich offenbar nur dort, wo Touristen hinkommen, um Umweltverschmutzung und Müll kümmern.«
    Aidi seufzte. »Ja, da gibt’s noch viel zu tun. Ist nicht einfach, den Leuten beizubringen, dass das Meer keine Kloake und keine Müllkippe ist.«
    »Ich habe gehört, dass es wunderschöne Strände an der Ostküste gibt, aber das Müllproblem auch dort überhandnimmt?«, meinte Julie.
    »Ja, das stimmt. Die Ostküste von Malaysia ist ganz anders als hier, die Leute dort sind viel ärmer und konservativer. Man sieht noch Supermarktschlangen, die nach Männlein und Weiblein getrennt sind, und die Menschen kleiden sich sehr züchtig«, erzählte Aidi. »Doch in den Hotelanlagen werden sämtliche Regeln ignoriert, ob Kleidervorschriften oder Alkoholverbote. Die Umweltverschmutzung ist allerdings in ganz Malaysia ein Problem.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich möchte nicht zu spät kommen. Wir sehen uns noch vor Ihrer Abreise. Grüßen Sie alle von mir.«
    »Mach ich«, sagte Julie zu. »War nett, Sie zu treffen.« Sie ging durch den Hotelgarten zurück zur Rezeption, wo sie sich ein Taxi zu ihrer Unterkunft nahm.
    Dort wurde sie von Christopher erwartet.
    »Na, wie war’s?« Er nahm ihre Hand. »Du siehst ein bisschen mitgenommen aus.«
    Julie lachte. »Ja, ich könnte was Kühles zu trinken vertragen.«
    »Wie wär’s

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